Nach Musk-Übernahme
Der Verkauf des Kurznachrichtendienstes an Tesla-Chef Elon Musk sorgt dafür, dass immer mehr Nutzer Twitter den Rücken kehren. Eine alternative Plattform, die den Namen eines ausgestorbenen Rüsseltiers trägt, zeigt sich dieser Tage immer größerer Beliebtheit.
Palo Alto, 27. April 2022 | Die Nachricht am Montag sorgte für einen Riesenwirbel unter den Twitter-Nutzern: Der laut Forbes reichste Mann der Welt, Elon Musk, hat sich für 44 Milliarden Dollar die Plattform unter den Nagel gerissen. Viele kündigten daraufhin an, aus dem sozialen Netzwerk auszusteigen.
Und das haben Tausende bereits getan. Namhafte Personen wunderten sich bereits, warum sie plötzlich eine hohe Zahl an Followern verlieren. Luke Skywalker-Darsteller Mark Hamill twitterte etwa: “Seltsam. Ich habe gerade in den letzten Stunden mehr als 8.000 Follower verloren. War es etwas, was ich gesagt habe?”
Weird. I just lost more than 8,000 followers in the last couple of hours. Was it something I said? https://t.co/TS3vwDephc
— Mark Hamill (@MarkHamill) April 25, 2022
Nutzer weichen auf Alternativplattform aus
Doch wohin verschlägt es die ganzen Nutzer? Eine beliebte Anlaufstelle für enttäuschte Twitteranten ist der Dienst “Mastodon”. Auf den ersten Blick sieht die Plattform, die der deutsche Entwickler Eugen Rochko im Jahr 2016 entwickelt hat, aus wie Twitter. Doch Mastodon funktioniert im Hintergrund anders.
Here we go… https://t.co/B1WCjRTGlI
— Mastodon (@Mastodon@mastodon.social) (@joinmastodon) April 25, 2022
Statt eines zentralen Servers läuft Mastodon auf vielen verschiedenen, unabhängigen Servern. Beliebig viele Administratoren können sogenannte „Instanzen“ betreiben. Die Nutzer unterschiedlicher Instanzen können aber trotzdem miteinander kommunizieren. Die Instanzen können eigene Themen und Regeln festlegen. Die Twitter-Alternative ist außerdem kostenlos und frei von Werbung.
Entwickler überwältigt von Zustrom
Mittlerweile verzeichnet Mastodon bereits über vier Millionen Nutzer. Der gewaltige Zustrom an Neuanmeldungen in den letzten Tagen sorgte für überlastete Server. Rochko zeigte sich angesichts des plötzlichen Zuwachses überwältigt: “Diese Art von Erfolg ist so aufregend wie erschreckend. Damit habe ich nicht gerechnet. Jeden Moment überlege ich, ob ich in der gegebenen Situation alles tue, was ich kann”, ließ er über seinen Mastodon-Account ausrichten.
Wie groß der Erfolg Mastodons noch sein wird ist ungewiss. Noch dürften viele abwarten, wie es mit Twitter unter Musk weitergeht. Der neue Twitter-Chef hat angekündigt, dem Netzwerk wieder die “Meinungsfreiheit” zurückzugeben. Experten rechnen damit, dass es weniger Moderation geben wird und verbannte Politiker wie der frühere US-Präsident Donald Trump zurückkehren könnten. Konsumentenschützer äußerten die Sorge, dass zu wenig gegen Hassrede und Falschinformation getan werden könnte.
(mst)
Titelbild: APA Picturedesk