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Schramböck will jetzt Fracking – Köstinger kritisch, FPÖ empört

Köstinger kritisch, FPÖ empört

Ein Interview von Margarete Schramböck sorgt für Wirbel. Die Wirtschaftsministerin sprach sich am Mittwoch für massives Fracking in Österreich und der EU aus. Sogar eine ÖVP-Ministerkollegin ist kritisch.

 

Wien, 05. Mai 2022 | Es ist ein höchst umstrittener Vorschlag der Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck: Im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) sprach sich Schramböck dafür aus, dass EU-Staaten massiv auf Gas-Fracking setzen sollen. Schramböck sieht dies als Alternative zu russischem Gas. Fracking ist die Bohrung unter hohem Druck, bei dem Wasser mit Chemikalien und Sand gemischt wird. In Tiefen von bis zu 5.000 Metern entstehen Risse in den tiefliegenden Gesteinsschichten, wodurch Erdgas an die Oberfläche entweicht.

Schramböck will Fracking in EU

Die Methode ist aufgrund von möglichen Umweltschäden, Trinkwasserverunreinigung und Erdbeben höchst umstritten, zahlreiche Länder haben sie verboten. In Europa sind das unter anderem Frankreich, Deutschland, Italien. In Österreich wird Fracking derzeit nicht praktiziert, verboten ist es allerdings auch nicht.

Schramböcks argumentierte gegenüber der FAZ: „Die EU muss auf Fracking-Gas setzen. Es gibt Methoden, um Schiefergas umweltfreundlich zu fördern. Wir dürfen uns nicht verschließen und mit dem technologischen Stand von vor 20 Jahren argumentieren.“ Ein solches umweltverträglicheres Fracking wurde in Österreich 2012 von der Montan-Universität Leoben gemeinsam mit der OMV als Pilotprojekt durchgeführt. Allerdings wurde das Projekt aufgrund von Unwirtschaftlichkeit eingestellt.

Köstinger bremst Schramböck

ÖVP-Ministerin Elisabeth Köstinger, als Bergbauministerin dafür zuständig, bremste Schramböck gegenüber dem „Kurier“: „In Österreich ist für die Frac-Behandlung von Gesteinsschichten bei unkonventionellen Erdöl- oder Erdgasvorkommen eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) durch die Landesregierung durchzuführen.“

Für die Umweltverträglichkeitsprüfung müssten zahlreiche Aspekte betrachtet werden: „Das UVP-Verfahren ist ein konzentriertes Genehmigungsverfahren, in dem alle relevanten Materiengesetze (z.B. Mineralrohstoffgesetz, Wasserrechtsgesetz, Naturschutzgesetze der Länder) mitbetrachtet werden. Der Umstand, dass ‘Frac-Behandlungen’ einen UVP-pflichtigen Tatbestand darstellen, ist Ausdruck dessen, dass wir uns der abstrakten Gefährlichkeit einschlägiger Tätigkeiten bewusst sind und somit eine kritische Haltung in dieser Frage einnehmen.“ Eine Genehmigung gäbe es nur, wenn es aus Sicht des „Umwelt- und Gesundheitsschutzes unbedenklich ist.“ Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) argumentierte gegenüber der Tageszeitung ähnlich.

FPÖ mit scharfer Kritik

Noch schärfer stellt sich die FPÖ gegen den Vorschlag Schramböcks. Der Freiheitliche Umweltsprecher Walter Rauch sieht in einer Aussendung einen Angriff Schramböcks auf die heimische Ökologie und Umwelt: „Schramböcks Fracking-Trip muss schnellstmöglich unterbunden werden. Ihre Forderung ist als klarer Angriff auf unsere heimische Ökologie und Umwelt zu werten. Der nunmehrige Selbstzerstörungstrip als Reaktion auf Russland führt dazu, dass man Wirtschaft und Umwelt im eigenen Land zerstören will. Getreu dem Motto ‚Koste es, was es wolle‘ werden irrwitzige Ideen auf den Weg gebracht, die mehr Schaden als Nutzen bringen werden. Zudem zeugt die Forderung Schramböcks von massiver Unwissenheit. Die USA fördert seit Jahren Schiefergas mit Fracking und Daten zeigen, dass beim Fracking vor allem aufgrund des hohen Methanausstoßes enorme Mengen an CO2-Emissionen freigesetzt werden.“

(bf)

Titelbild: APA Picturedesk

Autor

  • Benedikt Faast

    Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.

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