Donnerstag, März 20, 2025

Schicksal über Asowstal-Soldaten bleibt unklar – Duma-Abgeordnete für Todesstrafe

Duma-Abgeordnete für Todesstrafe

Seitdem sich die verbliebenen ukrainischen Soldaten aus dem Asow-Stahlwerk nach wochenlangem Widerstand ergeben haben, befinden sie sich in russischer Gefangenschaft. Kiew hofft auf einen Austausch gegen russische Kriegsgefangene.

Mariupol, 18. Mai 2022 | Seit mehreren Wochen hatten sich Hunderte von ukrainischen Soldaten in einem Labyrinth aus Tunneln und Bunkern im Stahlwerk Asowstal verschanzt und erbittert um Mariupol gekämpft. Nach nun elf Wochen nahmen die russischen Streitkräfte die Stadt zur Gänze ein und verwandelten den Großteil in unbewohnbares Ödland. Die ukrainischen Soldaten mussten ihren Widerstand aufgegeben und befinden sich in russischer Gefangenschaft. Was mit ihnen passieren wird, ist noch ungewiss. Die Ukraine sprach von einem Gefangenenaustausch, doch Russland ließ diese Option zunächst offen. Nach einigen Aussagen russischer Beamten könnte ein Austausch jedoch noch in weiter Ferne liegen.

Austausch nicht gewiss

Auch Zivilisten hatten Zuflucht in der Asowstal-Anlage gesucht. Diese konnten in den letzten Wochen – nachdem das Internationale Komitee vom Roten Kreuz eine Vereinbarung getroffen hatte, die es Zivilisten ermöglichte in die von der Ukraine kontrollierten Gebiete zu gelangen – evakuiert werden. Die Ukraine hatte zunächst auf eine Vereinbarung gesetzt, die auch den Kämpfern den Rückzug in ukrainisch-kontrollierte Gebiete oder ihre Evakuierung in ein neutrales Land ermöglicht hätte. Nachdem es zu keinem Übereinkommen kam, gaben ukrainische Beamte in den frühen Morgenstunden am Dienstag bekannt, dass die Verteidigung der Anlage beendet sei. „Das war die einzige Möglichkeit“, so die stellvertretende ukrainische Verteidigungsministerin Hanna Maliar. Allerdings werde es ein „Austauschverfahren“ für ihre Heimkehr geben. Selenskyi gab sich zurückhaltender: „Die Arbeit, die Jungs nach Hause zu bringen, geht weiter und diese Arbeit braucht Feingefühl und Zeit.“

Russische Abgeordnete legen sich quer

Die russische Seite zeigt sich bislang nicht zu einem Austausch bereit. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow versprach zwar, dass die Kämpfer „nach internationalen Standards“ behandelt würden, aber Erklärungen von anderen Duma Abgeordneten lassen daran zweifeln. Leonid Slutsky, der zuletzt zum Fraktionschef der ultranationalistischen „Liberaldemokratische Partei Russlands“ gewählt wurde, bezeichnete die Kämpfer des Asow-Regiments als „Tiere in Menschengestalt” und schlug für sie die Todesstrafe vor.

Der Vorsitzende der Staatsduma Wjatscheslaw Wolodin erklärte auch: „Naziverbrecher sollten nicht ausgetauscht werden.“ Man behandele Gefangene „human“, aber bei “Nazis” würde man alles tun, um sie vor Gericht zu stellen. Abgeordnete der Staatsduma kündigten einen Gesetzesentwurf an, der den Austausch von Kriegsgefangenen, die vom Kreml als „Terroristen“ eingestuft werden, verhindern soll. Am Dienstagabend erklärte die russische Untersuchungskommission, sie werde die gefangenen Kämpfer verhören und könnte versuchen, sie wegen „Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung in der ostukrainischen Region Donbas“ anzuklagen.

Hauptziel: Soldaten zu retten

Laut Reuters haben am Dienstagabend sieben Busse mit ukrainischen Soldaten die Asowstal-Anlage verlassen. Viele der Soldaten sind schwer verletzt und die medizinische Versorgung ist begrenzt. Laut des russischen Verteidigungsministeriums haben sich über 250 ukrainische Soldaten aus der Anlage ergeben. Russland feierte den Ausgang der Operation in Mariupol als „Massenkapitulation“. Die ukrainische Armee erklärte, die Soldaten hätten ihre Pflicht erfüllt und das Ziel sei es nun, ihr Leben zu retten. In einer Videoansprache erklärte Präsident Wolodymyr Selenskyi: „Die Ukraine braucht ukrainische Helden am Leben.“

(nb)

Titelbild: APA Picturedesk

Autor

  • Nura Wagner

    Greift der Redaktion unter die Arme so gut sie kann, sei es mit ihren E-Mail-Beantwortungsskills oder mit ihren Russisch-Kenntnissen.

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