Space X soll Schweigegeld gezahlt haben
Elon Musk soll eine Flugbegleiterin seines Unternehmens Space X ungefragt berührt, ihr seinen Penis gezeigt und eine erotische Massage von ihr verlangt haben. Sie lehnte ab und soll später Nachteile bei der Arbeit gehabt haben.
Wien, 20. Mai 2022 | Im Jahr 2016 soll Elon Musk eine Flugbegleiterin sexuell belästigt und danach einen Vergleich geschlossen haben. Das geht aus Recherchen des Mediums “Business Insider” hervor. Musk soll einer Mitarbeiterin der Firmenjetflotte seines Unternehmens Space X angeboten haben, ihr ein Pferd zu kaufen, wenn sie ihm eine erotische Massage gebe. Außerdem soll er sie ohne Zustimmung am Bein angefasst und seinen erigierten Penis vor ihr entblößt haben.
Massageausbildung auf eigene Kosten nahegelegt
“Business Insider” beruft sich auf Interviews und Dokumente, die der Redaktion vorliegen sollen – darunter auch Emails und eine Erklärung einer Freundin der Frau, die diese zur Unterstützung einer Klage im Jahr 2018 verfasst hatte. Diese Freundin war es auch, die jetzt mit dem Fall an die Öffentlichkeit ging.
Die Flugbegleiterin hatte der Freundin den Vorfall kurz danach anvertraut und auch, dass sie nach ihrer Anstellung als Flugbegleiterin dazu ermutigt worden sei, auf eigene Kosten und in ihrer Freizeit eine Masseurs-Ausbildung zu machen, um Musk Massagen geben zu können. Sie absolvierte die Ausbildung. Während solch einer Massage sei der Vorfall passiert.
Nachteile bei der Arbeit als Folge
Die Flugbegleiterin wollte sich dabei auf keine sexuellen Handlungen einlassen. Sie soll danach jedoch immer seltener von Space X gebucht worden sein, auch ihre Schichten wurden kürzer. 2018 wandte sich die Frau dann an einen Anwalt für Arbeitsrecht und schickte eine Beschwerde an die Personalabteilung des Unternehmens.
Der Fall kam nie vor Gericht. Laut Business Insider soll es nach der Beschwerde eine Sitzung mit einem Mediator und Musk selbst gegeben haben.
Im Gegenzug für das Versprechen, nicht zu klagen, schlossen Musk, die Frau und Space X 2018 eine Abfindungsvereinbarung über 250.000 Dollar. In der Vereinbarung soll es auch eine Geheimhaltungsklausel gegeben haben: Die Flugbegleiterin dürfe niemals über die Abfindungszahlung sprechen oder Informationen über Musk, Space X und Tesla weitergeben.
Musk: “politisch motivierter” Artikel
Space X soll nicht auf eine Anfrage des Mediums reagiert haben. Musk, der gerade daran arbeitet, Twitter zu kaufen, um – wie er sagt – freie Meinungsäußerung zu stärken, gab “Business Insider” nur eine knappe Stellungnahme: “Wenn ich zu sexueller Belästigung neigen würde, wäre dies wahrscheinlich nicht das erste Mal in meiner 30-jährigen Karriere, dass dies ans Licht käme”.
Er nannte die Recherche außerdem einen “politisch motivierten Artikel”. Der Fall ist der einzige, der zum Thema sexuelle Belästigung öffentlich mit Musk in Verbindung gebracht wird.
Im Dezember 2021 äußerten sich allerdings vier Frauen, dass sie sexuelle Belästigung im Unternehmen Space X erlebt hatten. Mindestens sechs Frauen haben die Firma Tesla wegen sexueller Belästigung im Unternehmen verklagt.
Freundin will nicht länger schweigen
Die Freundin der Frau ist nicht an eine Geheimhaltungsklausel gebunden ist. Sie habe sich jetzt – ohne vorher mit der Flugbegleiterin zu reden – entschlossen, mit dem Fall anonym an die Öffentlichkeit zu gehen. “Ich habe mich verpflichtet gefühlt, dies mitzuteilen, besonders jetzt”, sagte sie “Business Insider”.
Wenn sie weiter schweige, würde sie sich mitschuldig machen, so die Freundin: “Wenn man sich entscheidet zu schweigen, wird man Teil dieses Systems. Man wird Teil der Maschine, die es jemandem wie Elon Musk ermöglicht, weiterhin die schrecklichen Dinge zu tun, die er getan hat.”
“Solche Täter gibt es überall”
“Er ist der reichste Mann der Welt. Jemand, der so viel Macht hat und so viel Schaden anrichtet und dann auch noch Geld in die Hand nimmt, ist nicht zurechnungsfähig. Solche Täter gibt es überall auf der Welt. Aber wenn jemand besonders reich und mächtig ist, können sie sich ein System aufbauen, um alles zu kriegen, was sie wollen.”
Sie hoffe, dass die Flugbegleiterin ihre Entscheidung billige: “Wenn es für sie eine Möglichkeit gäbe sich zu melden, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen, ohne ihr Leben in irgendeiner Weise zu gefährden, glaube ich, dass sie es tun würde.”
Kurz nach dem Vergleich im Jahr 2018 wurde es in Kalifornien verboten, Geheimhaltungsklauseln bei Vergleichen in Zusammenhang mit sexueller Belästigung, Diskriminierung oder Übergriffen zu verwenden – es sei denn, der Kläger verlangt sie.
(sm)
Titelbild: APA Picturedesk