Freitag, April 26, 2024

Blutspende ohne Diskriminierungen soll nun ermöglicht werden – »Drei mal drei«-Regel

»Drei mal drei«-Regel

Lang hat die Regierung gezögert, doch nun soll es fix sein: Ein gleichberechtigter Zugang zur Blutspende unabhängig von Geschlecht oder der sexuellen Orientierung soll ermöglicht werden. In Zukunft soll eine “drei mal drei Regel” für alle gelten.

Wien, 20. Mai 2022 |  Wer innerhalb der letzten drei Monate mit drei verschiedenen Partnern Sex hatte, wird für drei Monate von der Blutspende ausgenommen – egal ob Mann, Frau, Hetero, Homo der Trans. So sieht es die neue Blutspende-Verordnung vor, sagte Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne).

“Wir beseitigen damit eine völlig aus der Zeit gefallene Ungleichbehandlung”, erläuterte Rauch bei einer Pressekonferenz in Wien. Künftig zähle nur mehr das individuelle Verhalten und nicht, “wen man liebt oder wer man ist”, so der Gesundheitsminister. Auch die ÖVP, die sich in den vergangenen Jahren immer wieder gegen Veränderungen beim Blutspenden gestellt hatte, habe der neuen Verordnung zugestimmt.

Individuelles Risikoverhalten ausschlaggebend

“Zukünftig zählt das individuelle Risikoverhalten beim Blutspenden“, sagte Jugend-Staatssekretärin Claudia Plakolm (ÖVP). Die pauschale Diskriminierung von Bevölkerungsgruppen habe ein Ende.

Die Novelle der Blutspendeverordnung sieht nun vor, dass ein Risikoverhalten bei Personen vorliegt, die in den drei Monaten vor der Blutspende mehr als drei Sexualpartner hatten. Zusätzlich wird die Ausschlussdauer bei Personen mit Risikoverhalten auf drei Monate reduziert, wenn ein NAT-Test auf Hepatitis B, Hepatitis C und HIV-negativ ausfällt. Die Regelung soll laut Rauch ab dem Herbst gelten und wird nach zwei Jahren von Experten evaluiert. “Blutkonserven sind sicher und bleiben sicher”, unterstrich Rauch.

Zeitnah nach Inkrafttreten der Verordnung wird die Blutkommission eine aktualisierte Empfehlung für die Fragebögen zur Blutspende aussprechen. In dieser wird die Umstellung auf das individuelle Risikoverhalten berücksichtigt. “Was ich auch ganz wichtig finde ist, dass wir zukünftig Blutspender auf die Wichtigkeit der Anwendung von Safer Sex aufmerksam machen”, so Plakolm.

Opposition: “Regierung endlich zur Vernunft gekommen”

“Wir verdanken diesen Schritt unzähligen Aktivistinnen und Aktivisten, die sich über Jahre eingesetzt und Druck aufgebaut haben”, reagierte SPÖ-Gleichbehandlungssprecher Mario Lindner. Lindner selbst hat als Betroffener das Blutspendeverbot vor die Volksanwaltschaft gebracht und mit einer Petition mehr als 10.000 Unterschriften “gegen diese vorgestrige Diskriminierung gesammelt”. Erst im April hätten ÖVP und Grüne einen entsprechenden Antrag Lindners gegen die Stimmen der gesamten Opposition abgelehnt, erinnerte der SPÖ-Gleichbehandlungssprecher.

Es könne nur gehofft werden, dass die Verordnung ein explizites Diskriminierungsverbot beinhalte, betonte Andrea Brunner, Geschäftsführerin der Aids Hilfe Wien. Ein solches forderte auch Lindner. Nur so sei sichergestellt, dass die interne – durch keinen medizinischen Beleg begründete – Praxis des Roten Kreuzes transidente Menschen auszuschließen, künftig unterbunden sei, meinten Brunner und Ann-Sophie Otte, Obfrau der HOSI Wien.

NEOS-LGBTIQ-Sprecher Yannick Shetty freute sich, “dass die Bundesregierung endlich zur Vernunft gekommen ist”. Dass sie ein Ende des Verbots als eigenen Erfolg verbuche, sei laut Shetty “einigermaßen absurd und eine Verhöhnung der Betroffenen”. Denn es seien tausende engagierte Bürgerinnen und Bürger gewesen, die nicht lockergelassen haben. Die Opposition habe die Regierung fortlaufend daran erinnert hat, dass das Blutspendeverbot absolut inakzeptabel sei.

(apa/bf)

Titelbild: APA Picturedesk

Benedikt Faast
Benedikt Faast
Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.
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35 Kommentare

  1. Homosexuelle haben ein SIGNIFIKANT höheres Risiko Träger von Hepatitis oder HIV zu sein.
    Dazu gibt es weltweit tonnenweise Studien die sich in der Gegend von etwa Faktor 3 bewegen.
    Was uns aber nicht im geringsten interessiert, da sich in Österreich die Mathematik der politischen Korrektheit unterzuordnen hat.
    Wünsche viel Spaß wenn die ersten Patienten die sich im Operationssaal HepaC oder HIV “aufgerissen” haben den Rechtsweg beschreiten.

  2. Nicht zu fassen!
    …..Was ich auch ganz wichtig finde ist, dass wir zukünftig Blutspender auf die Wichtigkeit der Anwendung von Safer Sex aufmerksam machen”, so Plakolm.….
    Sind die alle aus der Zeit gefallen? Wo leben die?
    Plakolm, wir schreiben das Jahr 2022!
    Alles evidenzbasierte Vollkoffer!

    • Eher nicht. Es wird (stümperhaft) versucht, eine tatsächliche Diskriminierung unter Einbeziehung möglicher “sexueller Vorerkrankung”, auch bei heterosexuellen Personen, zu beenden.

  3. Ich will mich ja hier nicht als Experte aufspielen aber ist die Frage nicht eher die, ob man “Safer Sex” praktiziert oder nicht, statt mit wem oder mit wie vielen? Vermutlich ist so eine Praktik der ÖVP unbekannt, weil in deren Weltbild ohnehin nur Ehepartner geschlechtlich verkehren und das auch nur zu dem Zweck einen Hoferben zu zeugen….Für Rauch gilt die Unschuldsvermutung was dieses Gesetz betrifft, für so weltfremd halte ich den nicht.

    • Als Patient würd ich allerdings schon Blut ohne Hepatitis o.ä. haben wollen.
      Wäre wohl in der Verantwortung der Spender, oder ?
      Abseits der sex. Orientierung..

      • Spenderblut wird immer untersucht. Das Problem mit der Hep. und später Hiv bestand vor allem in den 1980ern. Damals gingen immer wieder Drogensüchtige zum Blutspenden, wenn sie schnelles Geld brauchten, zumindest in Innsbruck war das bekannt in dieser Zeit.

      • Ja eh, aber einmal mit dem/der Falschen und man kann sich infizieren. Deshalb ist die Frage wie viele es den waren obsolet. Sie müsste richtiger Weise heißen, wie gut hat man sich dabei vor einer Infektion geschützt.

  4. Das “Gute” an diesem absurden Gesetz, dem die ÖVP gerade noch zustimmen konnte, ist, dass nun jeder und jede vor jeder Blutspende wahrheitsgemäß seinen/ihren sexuellen Vorlieben in Zahlen gegossen Rechenschaft geben muss.

    Es ist so typisch ÖVP. Bevor man von der Befragung Homosexueller ablässt, lässt man lieber alle potenziellen Spender:innen die Peinlichkeit angedeihen, im vor-sterilen Raum diesen Fragebogen auszufüllen. Wird es eine offene oder geschlossene Frage sein? Wird man nachdenken müssen?

    Was ist, wenn jemand lügt? Ist eigentlich egal, weil eh jede Blutprobe gescannt wird. Hauptsache Sex ist politisch. Hauptsache Sex wird öffentlich verhandelt. Man selbst kommt ja so selten dazu.

    Mal ehrlich: DIESES Gesetz wird die Blutspenderate noch weiter reduzieren, weil sich eine große Zahl nicht dieser peinlichen Befragung aussetzen will. Und damit kriegen wir ein ERNSTES Problem.

  5. Was gilt, wenn jemand in den letzten 3 Monaten Sex mit nur 1 Partnerin hatte, die aber ihrerseits mit 4 Partner Sex hatte wovon wieder einer mit 2 Partnern im letzten Monat Sex hatte. Da muss der Rauch den Rechenschieber holen. Oder den Geri Foitek anrufen. Aber der überlegt ja noch, was er gut findet. Oder er ruft seinen Freund, den Shorty an.

    • Interpretation No 1: 3 ist eine so große Zahl, dass man sich NICHT vorstellen kann, dass es mehr gibt.
      Interpretation No 2: Sex mit mehr als 3 Partnern in 3 Monaten ist genitalogisch für Politiker nicht machbar.
      Interpretation No 3: Sex über die Bande zählt nicht. Die Bande spielt man selber und sich selbst damit rein.
      Interpretation No 4: Niemand weiß nichts Genaues, muss aber alles Getreulich der Inquistion melden.
      Interpretation No 5: Auch heterosexuelle Kontakte sind nun sexuelle Kontakte: Das nennt sich Fortschritt.
      Interpretation No 6: An diesem Punkt hat auch Chanel versagt! 😀

  6. Habe ich das richtig verstanden, dass diese schwürkisgrüne Bagage jetzt auch schon wissen will, wie viele Frauen ich mir in Quartal übern Zipfel ziehe? Wieso eigentlich 3, wieso nicht 2 oder 4? Ist das die gleiche Vodoo-Medizin wie schon beim Corona-Faschismus?
    …und was bitte ist ein LGBTIQ-Sprecher? Jemand, der Genderpropaganda auf Steuerzahlerkosten verbreitet? Das kann doch nur ein Satire-Artikel sein, oder?

      • Ja, solche Ausdrücke sind degoutant. Wenn er das Pferd wenigstens von hinten aufgezogen hätte: “wie viele Zipfel ich mir im Quartal reinzieh”. Es hätte zumindest zum Thema gepasst.

          • Stimmt. “Über den Zipfel ziehen” ist mir nicht gegeben. Meine Veranlagung erfordert anderes. Vielleicht, weil sich meine Sexualität nicht in Nachbars Stall entwickelt hat?

        • Homosexualität als Beleidigung? Das ist aber ganz schon “homophob” von dir.

    • Dann haben sie die Stigmatisierung der Homosexuellen in den 80er Jahren wegen AIDS nicht erlebt. Sonst wüsste sie woher das kommt. Wissenschaft schafft nicht immer Wissen. Manchmal wird auch nur damit Stimmung gemacht, wie wir heute wissen….

      • Diese üble Stigmatisierung gibt es nicht erst seit den 80 igern. Früher gab es sogar noch Gefängnis für anders liebende.

        Jede Blutspende wird automatisch auf AIDS überprüft, seit man weiß, daß es diese Krankheit gibt, egal ob hetero,homo oder sonst was, JEDE Blutspende wird untersucht. Im übrigen auf vor OP, also dafür muß man nicht mal Blut spenden. Früher wurden gewisse Codes verwendet, im KH weil sie nie gefragt haben, ob sie das Blut auf Aids untersuchen dürfen, sobald man im KH war, heute fragen sie zwar immer noch nicht, aber es wird einfach in den Blutbefund reingeschrieben AIDS ja, oder nein.

        Aber nun haben gewisse Leute, denen immer noch nicht passt wenn Männer-Männer lieben, ja was neues, worüber sie sich aufregen können, seit Tagen redet man von Affenpocken, die aber eh nicht soooo schlimm wären, trifft ja nur Männer die Männer lieben oder Bi sind.

        Bin gespannt, ob diese Affenpocken nun dazu hergenommen werden um doch noch zu sagen, na ja, warten wir doch lieber noch ein wenig bei den Blutspenden für anders liebende. Möglich wäre es, dann wären sie zwar ja eh dafür, also die ÖVP, aber leider müssen sie nun doch wegen der Affenpocken ein wenig zuwarten …………..

      • weiss nicht wo Sie waren, ich war 1985 schon im Internet, ab 1986 hab ich ein eigenes BBS betrieben, und ja, hab da was mit bekommen, hatte sogar mit einer ganzen Community zu tun. Nicht in Österreich, da war ja “Hexenverfolgung” ausgerufen….

    • Vollkommen richtig! Ich begrüße es sehr, daß die Regierung da nun endlich zur Vernunft gekommen ist.

      Die Begründung, warum es nun doch so kommt, was eigentlich total normal sein sollte, finde ich allerdings, mal wieder sowas von daneben. Die ÖVP hat sich nun doch endlich durchgerungen, weil es in Plakolms Büro einige gibt die sonst nicht spenden dürften.

      Also jahrelang nur dagegen sein, dann kommt die daher, sagt moment mal, in meinem Büro trifft es einige Mitarbeiter, also sind wir nun doch dafür, das nenne ich Doppelmoral. Auch wenn es schon lange an der Zeit war, es zu erlauben, aber die Begründung ist mehr als nur übel.

      Egal, wichtig ist, daß da nun endlich normal sein darf, was schon längst normal sein hätte müssen!

      • Vernunft – wirklich sehr wohlwollend ausgedrückt….
        Wie auch der Begriff “Rasse”, der wird noch zahlreichen österreichischen Bestimmungen, wie zum Beispiel im §283 (Verhetzung) oder im §321 (Völkermord) im Strafgesetzbuches gebraucht. Relikte aus finsteren Zeiten….

        • Ich weiß, aber ich wollte nicht noch mehr Öl ins Feuer gießen, ich hab versucht, ein treffendes aber nettes Wort dafür zu nehmen. Am liebsten hätte ich ganz was anderes genommen, aber bringt nichts, o.k. mir wäre leichter gewesen, aber meine Vernunft hat gesiegt.

          Stimmt, der Begriff “Rasse” wird immer noch gebraucht. Ist auch ein Relikt aus sehr finsteren Zeiten.

          Gäbe vieles, was man noch beenden müsste, ist aber für viele Menschen leider nicht wichtig :(.

          • eine wohlwollende Ausdrucksweise zeichnet Sie aus, nicht Vollflächig verfügbar in unserer Zeit.
            Sprache ist wohl eines der gefährlichsten Kommunikationsmittel überhaupt…🧐

  7. “Wer innerhalb der letzten drei Monate mit drei verschiedenen Partnern Sex hatte, wird für drei Monate von der Blutspende ausgenommen”

    bwahahahhaah

    welcha koffa hats sich den blädsinn ausdacht?

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