Freitag, April 26, 2024

Erster russischer Kriegsverbrecher zu lebenslanger Haft verurteilt

In der Ukraine fand am Montag der erste Prozess gegen einen russischen Kriegsverbrecher statt. Der Angeklagte gab sich geständig und wurde zu lebenslanger Haft verurteilt.

Wien, 23. Mai 2022 | In Kiew wurde heute das Urteil im ersten Kriegsverbrecherprozess seit Beginn des russischen Angriffskriegs verkündet. Der 21-jährige russische Soldat Wadim Schischimarin wurde wegen Mordes am ukrainischen Zivilisten Aleksandr Schelipov zu lebenslanger Haft verurteilt. Der Verurteilte soll in dem Gebiet Sumy am 28. Februar, kurz nach Ausbruch des Krieges, einen unbewaffneten 63-jährigen Mann aus dem Fenster eines gestohlenen Autos heraus erschossen haben, weil diese Zeuge des Diebstahls war.

Schießbefehl zunächst verweigert

Der Verurteilte gab sich von Beginn an überraschend geständig, aber behauptete zur Tat gedrängt worden zu sein. „Ich war nervös wegen der Vorgänge. Ich wollte nicht töten”, so der Verurteilte bei seiner Einvernahme.

Nachdem sein Konvoi am 28. Februar unter Beschuss geraten sein soll, wollte der Soldat mit vier Kameraden in einem gestohlenen Auto die Flucht ergreifen. Ein unbewaffneter Passant, der unweit seines Hauses telefoniert hatte, soll den Diebstahl mitbekommen haben. Daraufhin soll der Fähnrich Schischimarins ihm befohlen haben zu schießen. Als er ablehnte, soll ein anderer Soldat in einem drohenden Ton den Schießbefehl wiederholt haben und ihn damit erpresst haben, ihn zu verraten. Danach soll der 21-jährige einen kurzen Schuss abgegeben haben. Auf die Frage des Richters zu seiner „inneren Einstellung“ zum Opfer antwortete der Verurteilte: „Ich wollte ihn nicht töten. Ich habe geschossen, damit man mich in Ruhe lässt.“

Reue nicht glaubwürdig

Der Anwalt des Verurteilten hatte für einen Freispruch plädiert, weil sein Mandant einen direkten Befehl ausgeführt hatte, den er zunächst verweigert hatte. Die Staatsanwaltschaft und schließlich auch das Gericht misstrauten der Aussage des Soldaten, nicht die Absicht gehabt zu haben, das Opfer zu töten. Die Staatsanwaltschaft argumentierte, er habe sich sehr wohl dessen bewusst sein müssen, dass er einen „kriminellen Befehl“ durchführte. Die Aufrichtigkeit der Reue wurde vom Gericht nicht anerkannt. Lediglich seine Kooperation bei den Ermittlungen wurde als mildernder Umstand gewertet.

Das Bezirksgericht in Kiew befand Schischimarin wegen „des Verstoßes gegen die Gesetze und Gebräuche des Krieges in Verbindung mit dem vorsätzlichen Mord an dem Einwohner Aleksandr Schelipov“ für schuldig. Das Gericht verurteilte ihn zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe.

Internationale Ermittlungen in vollem Gange

Der Prozess fand zeitgleich zu laufenden Untersuchungen internationaler Institutionen zu Kriegsverbrechen in Städten wie Bucha und Mariupol statt. EU-Justizkommissar Didier Reynerds versicherte der Ukraine eine strafrechtliche Verfolgung von Kriegsverbrechen: „Es wird Zeit brauchen, es wird ein langer Prozess, aber die Gräueltaten, die in der Ukraine begangen wurden, werden nicht ungestraft bleiben”, so Reynders im Interview mit der italienischen Zeitung “La Stampa”. Es sollen Untersuchungen am Tatort in der Ukraine und in verschiedenen europäischen Ländern, wo Zeugenaussagen gesammelt werden, laufen. Derzeit soll es etwa 10.000 Akten und Ermittlungen dazu geben und mehr als 600 Verdächtigen sollen bisher identifiziert worden sein.

(nb/apa)

Titelbild: APA Picturedesk

Nura Wagner
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9 Kommentare

  1. LiebeEs ist eigentlich unfassbar was Russland in der Ukraine anrichtet. Ein Land das selbst nichts auf die Reihe bekommt, trotz der enomen Grösse und den Bodenschätzen. Ein Land das sich nur auf den Abriss versteht. Abriss von Beziehungen, Partnerschaften und dem Abriss vom eigenen Bild in der Welt. Die Bevölkerung bejubelt die Eliten. Dieselbe Propagandashow wie in Nordkorea.
    Nur ein paar wenige Stimmen aus Russland erinnern noch daran, das es dort auch noch Menschen gibt die nicht nur Zerstörung kennen und können.

  2. Die Brutalität der russischen Truppen ist so hoch wie ihre Kampfkraft niedrig. Da dachte man immer Russland hätte die zweitstärkste Armee der Welt. Dabei hat es nur die zweitstärkste in der Ukraine. Die immer wieder verbreiteten Drohungen mit der Atombombe zeigen Hilflosigkeit und Panik. Intern wird jeder jeden verantwortlich machen, aber doch nicht bereit sein, eine eventuelle Niederlage anzunehmen. Also kämpft man verbissen weiter und verschleisst Material und Menschen. Interessant wird es, wenn die Munition knapp wird und man Verhandlungen anbieten muss. Dann muss die Propaganda ran, das dem Volk als Sieg und Humanität zu verkaufen. Inzwischen muss Russland doch froh sein, wenn man die eigene Grenze gegen die Ukrainer verteidigen kann.

  3. Mir tun beide leid, Opfer und Täter, 21 Jahre alt….was für ein Mist dieser Krieg. Ich hoffe Putin muss irgendwann bezahlen für alles was er anrichtet.🙁

    • Ja, es ist traurig. Trotzdem selbst schuld. Er wollte seine Ruhe haben, also hat er gemordet. Er wollte nicht töten, gehört aber zu den Invasoren. Wer nicht töten will zieht nicht in den Krieg, gleich in welchen. Die Soldaten, die ihr Land in Mariopol verteidigt haben, sollen hingerichtet werden. Da hat er noch Glück gehabt, dass seine “Feinde” weniger barbarisch sind als seine Herren.

    • Hä? Was gibt’s denn da leid zu tun beim Täter. Das ist ein Mörder, und der ist mit 21 alt genug um zu wissen, was Mord ist. Und er Ist nicht reuhig… Es ist ihm Wurscht… Mann, sind das seltsame Typen hier….

  4. Wieso ist Putin noch nicht angeklagt? An Beweismaterial wirds wohl nicht mangeln, wenn die ganze Welt zuschaut.

  5. Sicher ein fairer Prozess! (ich glaub dem Koksi-Selenskyi samt Medien nicht einmal mehr dass dieser Prozess stattfand)

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