Mittwoch, Mai 1, 2024

WKO klagt über Fachkräftemangel – AK: »hausgemacht«

Das ist eine Unterüberschrift

Neue Daten der WKO stellen einen hohen Fachkräftemangel fest. Die Arbeiterkammer ist für bessere Arbeitsbedingungen statt Verschärfungen am Arbeitsmarkt. 

Wien, 28. Mai 2022 | Eine Umfrage unter 4.000 Betrieben zeigt laut Wirtschaftskammer, dass der Fachkräftemangel so präsent ist, wie nie zuvor. In den nächsten Jahren werde er schlimmer werden. Dieser werde außerdem zum Arbeitskräftemangel, am stärksten betroffen sind Tourismus- und Freizeitwirtschaft. Dort sind laut Umfrage mehr als 80 Prozent der Betriebe “sehr” oder “stark” betroffen. Die WKÖ fordert deshalb die Reform der Arbeitslosenversicherung und Rot-Weiß-Rot-Karte.

AK: Unterstützung statt Daumenschrauben

Die Arbeiterkammer hat jedoch Einwände: „Mit der Klage über einen sogenannten ‘Fachkräftemangel’ werden von manchen Arbeitgebern und ihren Vertretungen jedoch sehr oft andere Ziele verfolgt, wie etwa das Festhalten an relativ schlechten Lohn- und Arbeitsbedingungen oder mehr Arbeitsmigration in Niedriglohnbereichen”, sagt AK Sozialbereichsleiterin Silvia Hruška-Frank in einer Aussendung.

Hinzu käme, dass die Arbeitslosenquote nach nationaler Berechnung bei aktuell 7,3 Prozent liegt. Der Hebel zur Deckung des Bedarfs an gut ausgebildeten Arbeitnehmern liege also viel eher in einer besseren Ausbildung für Arbeitssuchende.

Ein weiteres Problem: Viele Betriebe würden die Qualifizierungsförderung für Beschäftigte nicht nutzen. Bei vielen KMUs sei auch kaum Bewusstsein für die Weiterbildung der Beschäftigten vorhanden. Daten zeigen, dass Österreichs Unternehmen immer weniger in die Weiterbildung ihrer Beschäftigten investieren.

Schlechte Arbeitsbedingungen als Grund

Hier wäre laut AK mehr Unterstützung und Beratung für die Betriebe notwendig. „Die Wirtschaftskammer sollte sich besser dafür einsetzen, dass den Betrieben tatsächlich geholfen wird, statt auf die Arbeitslosen zu zeigen und bei ihnen die Daumenschraube durch eine Verschlechterung des Arbeitslosengeldes anzusetzen. Die Arbeitslosenunterstützung ist schon jetzt so niedrig, dass sie viele Menschen an die Armutsgrenze führt“, kritisiert Hruška-Frank.

Der erste Schritt für eine Lösung des Arbeitskräftemangels: „Man sollte damit aufhören, den Menschen zu unterstellen, dass sie nicht arbeiten wollen. Die meisten Menschen arbeiten gerne – wenn die Rahmenbedingungen stimmen“, so die AK-Sozialbereichsleiterin.

(sm)

Titelbild: Pixabay/Hans Braxmeier

Stefanie Marek
Stefanie Marek
Redakteurin für Chronik und Leben. Kulturaffin und geschichtenverliebt. Spricht für ZackZack mit spannenden Menschen und berichtet am liebsten aus Gerichtssälen.
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15 Kommentare

  1. Ja, liebe Wirtschaftstreibende: für den Preis eines Mopedautos kriegt man halt keinen Ferrari.

  2. Seit Jahren wird schon versucht, die Lehrausbildung an den Staat abzuwälzen: Jugend am Werk, …
    Nur um ja keine selbstausgebildeten Fachkräfte halten zu müssen!

    • Wer aber in den Genuss einer betrieblichen Lehrausbildung gekommen is, weiß genau, dass der ganze über-/außerbetriebliche Quargl nie von gleicher Güte sein kann.

  3. Das war schon vor ca. 15 Jahren klar! Kaum Lehrstellenangebote, jeder will nur fertige Arbeitkräfte, am besten mit Matura nach 10 kostenlosen Praktika, um ca. 1200.- brutto bei flexibler Arbeitszeit.

    Was kann man da erwarten? Große Lehrwerkstätten zugesperrt: ÖBB, Siemens, General Motors (jetzt ja überhaupt ganz) …

  4. Es ist hinreichend klar, dass die Erhöhung des Drucks auf die Erwerbsarbeitssuchenden nur zu mehr Armut unter den Betroffenen führt.
    Und so hat man letztlich einen Haufen chancenloser Menschen, die gezwungen sind ihr Licht unter den Scheffel zu stellen und stattdessen kopflos (kopflos, weil sie wegen des permanenten Drucks und Erniedrigungen, der auf sie ausgeübt wird, nicht mehr über die notwendige Kreativität verfügen, um sich aus diesem Sumpf, dieser ständigen Abwärtsspirale empor zu ziehen) durch die Gegend irren um den nächstbesten Ausbeuter in die Hände zu laufen, als Alternative zum Arbeitsamt und den dort praktizierten, zT menschenverachtenden Maßnahmen.

    • Ihre Aussage ist in der Tat, ein massives gesellchaftliches Problem, über welches in der Öffentlichkeit nicht gesprochen wird.

      • Und die die doch in der Öffentlichkeit drüber sprechen, machen das in der Form, indem sie mit den allseits bekannten Klischees und Stereotypen, zu dem Thema, um sich werfen …

  5. Eine augelernte Zahntechnikerin bekommt nach 4 Lehrjahren laut heutiger Kronezeitung zw 1310 und 1550 Euro brutto. Da braucht sich niemand wundern dass es zu diesen Hungerlöhnen keine Facharbeiter gibt! Daher Doskozil wählen, der verlangt ein Mindesgehalt von NETTO 1700 Euro.

    • nationalratswahl 2019, forderrung der pam
      mindestlohn von 1700€ / monat steuerrfrei

      doskozil machte die 1700 netto für alle im landesdienst
      insofern du sagst du willst das haben. bist ned aktiv geworden hast nix bekommen

  6. Erst wurden von den großen Firmen die Lehrwerkstätten geschlossen, sie haben sich auf die kleinen Betriebe verlassen und viel gespart.
    Dann wurde eine Akademikeroffensive gestartet, alles was nicht bei 3 auf den Bäumen war machte Matura. Davon ist aber in Wirklichkeit nur ein geringer Teil wirklich fähig Akademiker zu werden. Bachelor ist das höchste der Gefühle. Haben sie einmal den Bachelor sind sie aber selten bereit auf einen Handwerksberuf, obwohl sicher geeignet, umzusteigen.
    Und jetzt haben wir das Problem das aus der NMS ein Großteil der Absolventen nicht fähig sind einen Beruf zu erlernen. Sie wurden in einem Anfall von großer Gleichgültigkeit durch die Schulen geschleust. Ich kenne 3 Unternehmer (Installateur, Schlosser, Elektriker) die finden zwar Lehrlinge jedoch müssten sie mit den Lehrlingen wegen entsetzlicher Lese-, Schreib und Mathematikschwächen mindestens ein Jahr Schule spielen um sie auf den Beruf vorzubereiten. Das kann und will sich keiner mehr antun.

    • Yep, Sir: Gewinne in der Vergangenheit wurden in Konzern-Strukturen bilanziert gerne steuerschonend ins Ausland geschafft, auf heimische Fachkräfteausbildung wurde generös verzichtet, konnten fremdausgebildete Leiharbeitskräfte aus dem Gewerbe als günstigere Anlernkräfte verwendet in der Industrie steuerlich Lohnnebenkosten schonend als SACHAUFWAND bilanziert werden, dann sollte der “Staat” aus sozialisierten Steuertöpfen die Ausbildung schupfen / finanzieren, die lukriierten Erträge in Gewinne bilanziert dann wieder Stakeholder getrieben privatisiert werden … Und das ganze ergab EU-gefördert Investoren freundliches Klima im Standort Marketing. “Same proceture as every year, isn’t it?”
      Und weil das alles noch viel zu wenig ist, stauen wir seelenruhig schon gefühlte 40 Jahre in der Bildungsreform herum, damit möglichst wenige Kids den heutigen Anforderungen im modernen dualen Facharbeiter- / Technikerleben begegnen können …

  7. Als Wirtschaftsminister bauchpinselt er die Unternehmer, als Arbeitsminister drangsaliert er eiskalt die Arbeitnehmer.

  8. Unser neuer, supersympathisch glaubwürdiger Wirtschafts-Arbeitsminister in Personalunion wird das in eindrucksvoll zelebrierter One-Man-Show aber sowas von lebensnah programatisch lösend in unmittelbar erfolgreiche Umsetzung bringen, dass es es dem österreichischen Volk und hier lebenden Menschen nicht nur an geteiltem Voyeurismus an gefilmten schönen Rücken fehlen wird, sondern insbesondere auch nicht an mitwirkender Begeisterung, kompetenten Neoliberalismus zu unternehmerfreundlich günstigen Konditionen zum Wohle aller in diesem herausgeputzten Tourismus- und sonstigen Dienstleistungsland fördernd zu unterstützen … (und die benötigten 15.000 Monteure für die Installation nachhaltiger Sonnenkollektoren in der beschlossenen Energiewende werden wir in der Retorte, oder mit auslandsfernen Leihmüttern auch noch ganz g’schind züchten, da verlasse ich voll auf ihn, der macht das schon …)

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