Donnerstag, Oktober 3, 2024

Türkis-Grün gab im 1. Quartal 10,7 Millionen Euro für Werbung und PR aus

10,7 Millionen Euro gaben die Ministerien in den ersten drei Monaten für PR, Inserate und Werbezwecke aus. An der Spitze: Das Bundeskanzleramt und ein grünes Ministerium. 

Wien, 02. Juni 2022 | Die Ausgaben für PR und Werbezwecke sind auch im ersten Quartal 2022 gewohnt hoch. Insgesamt 10,7 Millionen Euro gab die Bundesregierung für Inserate, Coachings etc. in den ersten drei Monaten des Jahres aus, das geht aus der Beantwortung einer Anfragenserie des SPÖ-Abgeordneten Philip Kucher an alle Ministerien hervor.

Anfragensteller Philip Kucher (SPÖ)/ Bild: APA Picturedesk

Edtstadler, Raab und Zadic mit niedrigsten Ausgaben

Die niedrigsten Ausgaben gab es im Ministerium von Verfassungsministerin Karoline Edtstadler (ÖVP). Gerade einmal 981,25 Euro für die Kampagne „Unser Europa. Unsere Zukunft.“ Familien- und Medienministerin Susanne Raab (ÖVP) gab rund 30.000 Euro im 1. Quartal aus. Nur ein bisschen mehr gab das Justizministerium von Alma Zadic aus. Mit 32.760 Euro für die Kosten der Stabsstelle für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit, sowie 13.485 Euro für die Social Media-Betreuung des Webshops „Jailshop“ waren die Ausgaben überschaubar.

Während die Ministerien von Martin Kocher und Alexander Schallenberg noch unter 100.000 Euro blieben, steigen die Kosten in anderen Ministerien deutlich. Bildungsminister Martin Polaschek gab etwa 640.483 Euro aus. Allein die Aktion „Schule erleben wie noch nie“ wird von Polaschek mit 115.000 Euro beziffert. Verteidigungsministerin Klaudia Tanner schwebt mit 841.000 Euro in ähnlichen Sphären. Graphische Dienstleistungen nahmen allein 180.000 Euro davon ein.

Boulevard-Kaiser Karner

Drei Ministerien knacken die Millionen-Marke im ersten Quartal. Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) gab 1,5 Millionen aus. Die Inserate in Boulevardmedien stechen in Karners Beantwortung besonders ins Auge. 270.000 Euro gingen für Schaltungen zu „Rekrutierung“, „Cybercrime“ und „Häusliche Gewalt“ an die Kronen Zeitung. Weitere 280.000 Euro an „Österreich“ und 150.000 Euro an “Heute”.

Gewessler mit altbekannter Agentur – Fünf Seiten Inserate

Die zweithöchsten Ausgaben hat das Klimaministerium von Leonore Gewessler. 2,3 Millionen Euro gab das grüne Ministerium für Inserate und Agenturen aus. Allein die Inserate für Kampagnen, wie „Raus aus Öl und Gas“ sowie für das Klimaticket erstrecken sich über fünf Seiten in der Beantwortung. Für viel Wirbel sorgte vor ein paar Monaten, dass Gewessler die Agentur des Ex-Wahlkampfmanagers von Alexander Van der Bellen, Lothar Lockl beschäftigte. Auch in der Beantwortung der Anfrage wird die Agentur Lockl & Keck angeführt. 94.000 gab es vom Klimaministerium für die Betreuung des Klimarats an die Agentur. Um möglichem erneuten Wirbel vorzubeugen, führte Gewessler auch die Ausschreibungskriterien für den Auftrag an. Von der Kommission wurde das Angebot als Best- und Billigstbieter bewertet.

Am höchsten fallen die Ausgaben wieder einmal im Bundeskanzleramt aus. Mit fast 3,8 Millionen liegt das Kanzleramt deutlich vorne, das ist allerdings auf die Informationskampagne zu den Mitteln des Covid-19 Fonds zurückzuführen, die mit 3,6 Millionen den größten Batzen einnnehmen.

SPÖ-Kucher: “Koste es, was es wolle” betrifft nur PR-Zwecke

Zu den 10,7 Millionen, die die Bundesregierung im 1. Quartal für Inserate, PR- und Agenturleistungen ausgab, meint Anfragensteller Kucher gegenüber ZackZack: “Während alle Österreicherinnen und Österreicher derzeit unter der schlimmsten Teuerung seit 45 Jahren leiden, bezeichnet das Vizekanzler Werner Kogler – zynischerweise mit einem Bruttomonatsgehalt von 20.000€ –  als “Teuerungs-Hysterie”. Gleichzeitig bekommt diese Bundesregierung den Hals nicht voll, wenn es um Ausgaben für die Eigenwerbung geht. Der einzige Bereich, in dem für die Bundesregierung noch ‘koste es, was es wolle’ gilt, betrifft also die Ausgaben zu ihren eigenen PR-Zwecken.”

Wie hoch die Kosten im gesamten Jahr werden, dürfte noch spannend werden. 2020 gab Türkis-Grün 73 Millionen aus. 2021 waren es 65 Millionen für PR- und Werbezwecke.

(bf)

Titelbild: APA Picturedesk

Autor

  • Benedikt Faast

    Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.

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