Samstag, Mai 18, 2024

»Lifestyle-Jesus« verteilt Käsebrot und Campari – Springer-Presse mit kompletter Kurz-Anbetung

»Lifestyle-Jesus« verteilt Käsebrot und Campari

Man hatte ja gedacht, dass es mit den Schleim-Artikeln zu Sebastian Kurz seit der Inseratenaffäre vorbei ist. Die deutsche Springer-Presse fabrizierte am Donnerstag ein Stück über den Altkanzler, auf dem man ausrutschen könnte. 

Wien, 10. Juni 2022 | Ist es eine Homestory oder ein Liebesroman? Darüber waren sich Leser der deutschen Zeitung „Welt“ am Donnerstag nicht einig. Großer Interview-Partner war der österreichische Alt-Kanzler Sebastian Kurz. Die „Welt“, welche zum Springer-Verlag gehört, stand Kurz stets unkritisch gegenüber. Doch die Homestory in Meidling, die am Donnerstag aufgetischt wurde, erreichte neue Dimensionen.

“Es ist, als würde man die Queen in Jeans sehen”

Zu Besuch bei Kurz war der Journalist Joachim Lottmann, der für sein “Zu-Tode-Loben” bekannt ist. Er beginnt gleich einmal mit einem gewagten Vergleich: „Der Altkanzler der Republik Österreich öffnet in zerrissenen Jeans, alten Turnschuhen und einem hellgrauen T-Shirt, das auch Selenskyj gut stehen würde, die Tür. Jedenfalls besser als das braune T-Shirt, das der immer trägt.“ Ein Vergleich mit dem ukrainischen Präsidenten genügte Lottmann allerdings nicht. Die Queen musste her: „Es ist, als würde man die Queen in Jeans sehen, was man sich ja unmöglich vorstellen kann und will“, so Lottmann.

Äußerst stark betont wird in der Homestory, wie bescheiden der Kanzler lebt: Im Arbeiterbezirk Meidling, über der Wohnung der Eltern, als Politiker habe er jeden Cent zur Sparkasse getragen. Beim gemeinsamen Spaziergang durch den Plattenbau meinte Kurz gegenüber Lottmann: „Ich bin seit meinem Rücktritt etwa 150 Mal auf der Straße angesprochen worden, nur zwei Mal war es negativ.“

Lifestyle-Jesus teilt Camapari und Käsebrot

Der Autor versuchte Kurz’ These zu unterstreichen, alle hätten ihn lieb: „Wie oft hatte ich ihn begleitet, wenn er über Land zog und von der bäuerlichen Bevölkerung wie ein gut gelaunter Lifestyle-Jesus geliebt und bejubelt wurde. Keine Frage, dass sie ihn liebten, und zwar alle.“ Natürlich ging es im insgesamt mehr als vierstündigen Gespräch mit Sebastian Kurz auch um seinen neuen Job bei Peter Thiel. Lottmann fasste Kurz Erfolgschancen eher unkritisch zusammen: „Wenn er es gut macht, es zur Meisterschaft bringt, wie in der Politik vorher, kann er Milliardär werden, nein, dann wird er zwangsläufig Milliardär!“

Der Besuch bei Käsebrot und Campari-Begleitung geht munter weiter, doch auch eine Beschreibung des Autors für Kurz’ Auftreten muss noch her. Wieso ist Kurz so, wie er ist? Die Antwort der „Welt“ darauf, ist sein lösungsorientiertes Denken und Handeln, vielleicht sogar „das Fehlen von Falschheit und Neurosen“. Der Autor mutmaßt, es könnte auch “die Reinheit der Seele” sein.

Autor begleitet Kanzler seit zehn Jahren “kritisch”

Besonders kurios wurde es gegen Ende, wie auch viele Social-Media-Nutzer am Donnerstag anmerkten: „Jetzt, mit 35, ist er glücklicher Jungvater und verliebt in seine schöne, sehr blonde, immer noch junge Freundin. Sie schläft inzwischen. Er streicht ihr vorsichtig mit dem Handrücken über die erhitzte Wange. Das Licht löscht er ebenso sanft durch eine lautlose Bewegung durch die Lichtschranke. Das Mädchen war bei ‚Diener des Volkes‘, letzte Staffel, eingeschlafen.“

Der Artikel schließt mit einem kurzen Absatz zum Autor selbst: „Den ehemaligen Kanzler Österreichs begleitet er kritisch seit über zehn Jahren.“ Das wurde eindrucksvoll am Donnerstag unter Beweis gestellt.

(bf)

Titelbild: APA Picturedesk/Montage ZackZack

Benedikt Faast
Benedikt Faast
Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.
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50 Kommentare

  1. Es ist nur zutiefst erschütternd, dass um ein Buberl, der von den wichtigen Themen im Leben keine Ahnung hat (das beweist der Bub in jedem Interview), von der rechten Presse so ein kritikloser, schleimig unterwürfig formulierter Artikel forciert wird.

    Das sagt auch sehr viel über die politische Panik in der rechten Szene aus!

  2. Kurz dürfte wohl auf folgendes Szenario spekulieren, das an einem Strategieansatz anknüpft, den Stefan Steiner für ihn bereits VOR seinem Putsch gegen Mitterlehner in der ÖVP als Alternativkonzept entwickelt hatte:

    Die NEUGründung einer politischen Kurz-Bewegung OHNE ÖVP. Nach dem Vorbild von Macron.

    Kurz und Steiner haben 2016 mit Strolz und Griss Sondierungsgespräche genau mit diesem Ansatz geführt. Damals hat das bloß dazu gedient, die ÖVP Landeshauptleute zu erpressen Mitterlehner fallen zu lassen.

    Jetzt spekulieren Kurz und Steiner darauf, dass es die ÖVP mit ihren Skandalen selbst zerlegt und Kurz dann mit dem Geld Thiels als Phoenix mit eigener Jesus-Bewegung wiederaufersteht und Thiel sich so einen libertären Staat kauft.

    • Funfact: Bis zur völligen Demontage der ÖVP darf die Partei noch weiter Stefan Steiners Gehalt bezahlen.

    • Ich denke, ganz ehrlich jetzt, nicht, dass das funktionieren kann / wird.
      -> Österreich ist kein Namenslisten-Staat (es scheiterten noch alle kläglich daran, die es aus Narzissmus getriebener Selbstüberhöhung versuchten, weil es einen funktionsfähigen, loyalen Apparat, mit solide verlässlicher Basis “dahinter” braucht, Opportunismus (Nachgängertum) untauglich dafür ist…
      -> Österreich ist mit Frankreich grundsätzlich nicht zu vergleichen, weil wir ganze 200 Jahre länger brauchten, um unseren Staat vom Absolutismus in eine funktionsfähige demokratische Republik zu transformieren…
      -> Kurz keinerlei intellektuelle, visionäre Kernkompetenzen ausser seinem “zugeschriebenen politischen Talent” vorzuweisen hat (also aalglatt intrigieren, korrumpieren, konspirieren, abputzen)
      -> Fellner mit seinem “korrumpierten Spaß-TV” und Benko mit Kronenzeitung, Heute & Kurier werden die öffentliche Meinung zum nachhaltigen “Rückhalt in der Bevölkerung” nicht tragen, systemrelevant steuern können, der ORF wird nach dem nahenden Sturz der Konservativen neue, realitäts- / konsumentennahe infopolitische Agenden fahren dürfen…
      -> die Kleine Zeitung im (kirchlichen) Styria-Verlag wird erzkonservativ bleiben, nicht neoliberal werden, die Presse ist mit dem Establishment viel zu verhaberert, als dass sie Spielraum für den Lausbuben erübrigen dürfen wird…
      -> mit der Kirche als wichtiges Mitglied im inneren Zirkel der Konservativen wird ihm nach der “Bravo-Vollgas-Geschichte” ebenfalls keine Gefolgschaft angedeihen lassen…
      -> die NÖ-Connection wird sich nicht kampflos das Wasser (Geld in Stimmenanteilen) abgraben lassen…
      -> Raiffeisen, Oberbank, Volksbank & Co mit der IV würden ihn vielleicht sogar teilweise unterstützen (ausser der erzkonservative Geldadel)
      -> Raiffeisen mit dem Bauernbund aber sicher nicht (ein Bauer ist nicht liberal, er bleibt konservativ)
      -> der Angestelltenbund wird bestenfalls teilweise überlaufen (Opportunisten, Bobos sicher)
      -> die Wirtschaftskammer detto
      -> Kurz hat “keinen Hintergrund”, den du als Mythos für eine aufrecht zu erhaltende Bewegung brauchst (ausser den einer notdürftigen Matura, ergo ein eklatantes Bildungsmanko, und dann noch getürkte türkise Umfragen zum Umsturz Mitterlehner’s, für die er noch zu belangen ist)
      -> das konservative, urban verschwägerte Bildungsbürgertum wird er ebenfalls nicht auf seine Seite bringen können… (wiel er “Bildungsreform” bestenfalls fehlerfrei buchstaben könnte)
      -> Bürgermeister:innen auf dem Land vielleicht teilweise, wenn sie dort ihre Macht damit halten könnten…
      -> sein inoffizielles Lavendel-Narrativ wird ihm keine aufrichtige Basisglaubwürdigkeit bescheinigen können…
      -> seine stets offen argumentierte Xenophobie wird ebenfalls nur von Teilen der Bevölkerung mitgetragen werden (Freiheitliche werden aber nicht mit fliegenden Fahnen überlaufen)
      -> seine offensichtliche Visegrad-Staaten und Russen-Affinität wird in der Bevölkerung im inhärent österreichischen Klassendenken keinen Gefallen finden, bei Brüssel’s Eliten ist er ohnehin “unten durch”…
      -> die Jugend wird auch keine Antworten auf ihre zeitgemäß brennenden Fragen bei ihm finden können…

      • I hoff hoid sea, dos oi deine Ibalegungan wirkli so eintreffn…i glaubs ned, oba schau ma moi…

        • …hast du dich auf einzelne Punkte wirklich konzentriert? Für mich würfelt der erste Punkt viele Fragen auf um wieder an einen Punkt zu kommen.

          • Wonn des ois so stimmat, wia wor donn dea schwürkise Lavendl meglich?
            Glaubst ned, dos dea Beidl uns OLLE zienlich tiaf einegritten hod?
            Und wonn des amoi einegangan is, wiads dea Dreggsagg no amoi vasuachn…auf a ondare Oat…

  3. Offensichtlich steht BastiBoy ante portas. Mit einem dicken Scheck aus Amerika dürfte er in Gesprächen mit den Paten der Borgata vereinbart haben, im Bedarfsfalle wieder anzutreten. Schmähhammer kommt bei den Pöbelianern nicht an, er ist der geborene und gelernte, dienernde Soldat. Ein Mann (außer daheim…) für,s Grobe. Recht verdächtig, was hier im medialen Vorfeld passiert…
    Es muss heller werden Österreich!

    • Du waaßt eh….do wiad nix mea hölla. Mia hobn in Aufdraahtn wia ma so sogt.

  4. Dazu muss man wissen: Der Axel-Springer-Verlag ist den USA mit hündischer Unterwürfigkeit ergeben.
    Punkt 3 der für alle Mitarbeiter verbindlichen Unternehmensverfassung: “Wir befürworten das transatlantische Bündnis zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und Europa.” *

    Dass heißt: Der Axel-Springer-Verlag liebt jeden Politiker der die vitalen Interessen der europäischen Völker mit Füßen tritt und die USA damit stärkt.
    Weltpolitik ist wie Dart. Selber mußt nicht gut sein – Hauptsache der Gegner ist noch schlechter.

    *Bis vor kurzem war hier noch von “Treue” die Rede. Wurde offensichtlich “entschärft”.

  5. Satire vom Feinsten? Fehlanzeige! Diese Vollflasche meint das wirklich ernst. Für diese zu Papier gebrachte Missetat müsste man Herrn Lottmann eigentlich verprügeln. (mit anschließenden Berufsverbot).

    • Eine unfassbare Peinlichkeit, aber Hauptsache, er ist im Gespräch, wie sein Vorbild D.T.
      Thiel wird sicher auch seinen Beitrag leisten.

      • Das ist wie als wenn er der Segnung vom obergschupften Prediger noch einen draufsetzen wollte. Hoffe dass Böhmemann dies nicht verborgen bleibt

  6. das klingt genau so arg, wie die offizielle bio vom kurz vom september 2019.
    und da war er noch der überdrüber-basti.
    zitat:
    Er sah aus dem Fenster und blickte gedankenversunken in die Ferne.
    Ob er uns wahrgenommen hatte, war fraglich. Das helle Sonnenlicht leuchtete in den Raum hinein. Doch das störte ihn nicht. Die Herbstsonne blendete sein Gesicht. Er war vertieft und in Gedanken versunken.

    https://www.hagerhard.at/blog/2019/09/50-shades-of-kurz/

    • Er war vertieft und in Gedanken versunken und dann kam der Gulli, der Deckel war offen, und schon saß er drin in der Scheixxe.

      • Summa würde schreiben: und dann stellte er den Blumentopf auf die Heizung…
        😃

  7. Ich würde gerne wissen welche Dessous er trägt.
    Bitte daher um Aufklärung.
    Rosa Boxershorts, Stringtanga oder Doppeltipp?

  8. Da Vagleich von dem gschissanan Lavendl mit da Queen is
    entweda
    * a mea ois deitlicha Hinweis auf de sexuelle Prefarenz von dem schwürkisn Schleimbatzn
    oda
    * es is dem Piefke Oaschkräula in seiner Vabrunztheit afoch “passiert”…

  9. Da muss wohl sehr sehr viel Geld und Begünstigungen geflossen sein und deshalb wohl noch immer nicht vollständig abgerechnet worden sein?
    – Korrekte Rechnung gute Freunde –

  10. Der arme Jesus in zerschlissenen Jeans aus dem Plattenbau, der Milliardär werden wird, und quasi immer noch bei seinen Eltern wohnt! Kannst net erfinden. Der Autor möchte im Milliardärsfall wohl mitschneiden.

  11. Bekäme dieser germanische Schmieranski für diesen Artikel auch noch den Pullitzer-Preis verliehen , so würde es mich auch nicht mehr wundern. Wenn die Presse immer schon eine Hure war, so ist sie heute die Summe aller Huren dieser Welt. Punkt.

    • Man würde es nicht glauben wenn es nicht abgedruckt in einer Zeitung wäre. Dachte dass Medien zumindest ihm gegenüber die Augen geöffnet wurden

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