Dienstag, April 30, 2024

IWF rät Österreich zu raschem Ausstieg aus fossilen Energien

Der IWF prognostiziert Österreich ein etwas besseres Wirtschaftswachstum als zuletzt. Ein großer Risikofaktor ist laut IWF aber Österreichs starke Abhängigkeit von russischem Gas.

Wien, 13. Juni 2022 | Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat seine Wirtschaftsprognose für Österreich etwas nach oben korrigiert. Er prognostiziert Österreich ein Wachstum von rund vier Prozent. IWF-Vertreter Jeffrey Franks warnte bei einer Online-Pressekonferenz am Montag aber davor, dass es wesentliche Risikofaktoren für eine positive Entwicklung gebe. Als größte wirtschaftliche Herausforderung für Österreich sieht der Internationalen Währungsfonds (IWF) drohende Energieschocks. Das ist zuletzt durch die Ukrainekrise deutlich geworden. Die Lösung liege langfristig in einem Ausstieg aus fossilen Energien, und zwar „so schnell wie möglich“, sagte Franks.

IWF empfiehlt alternative Gaslieferanten und Notfall-Plan

Österreich ist nach wie vor sehr abhängig von russischem Gas, rund 80 Prozent des nach Österreich importierten Gas stammt aus Russland. Gleichzeitig wird der Energiebedarf in Österreich zu 19 Prozent durch Gas gedeckt. Diese Abhängigkeit müsse rasch reduziert werden, so Franks. Gleichzeitig brauche es Maßnahmen, um einem möglichen Gas-Stopp zu begegnen. Der von der Regierung beschlossene Aufbau einer Gasreserve sei eine “exzellente Idee” gewesen, meinte der Experte. Sinnvoll wäre aber auch die Ausarbeitung eines Energiesparplans, der im Ernstfall umsetzbar ist.

Darüber hinaus sei es wichtig, auf mehrere verschiedene Gas-Lieferanten zu setzen. Beispielsweise könne Gas aus Norwegen oder Algerien bezogen werden. Eine kurzfristige Alternative zu Gas könne auch Öl sein, so Franks. Öl sei zwar teurer, aber auch schneller und einfacher verfügbar als Gas. Langfristig sei jedoch die beste Möglichkeit, um Energiesicherheit zu gewährleisten, komplett aus den fossilen Energien auszusteigen.

Vorsichtig positive Prognose nach Corona und Co.

Die Corona-Krise hatte Österreich hart getroffen, insbesondere den Tourismussektor. Dennoch: Die österreichische Wirtschaft ist im Vorjahr sowie zum Start des heurigen Jahres stärker gewachsen als erwartet worden war. Neben der Energieunsicherheit nannte Franks als Risikofaktor die Inflationsentwicklung. Er rechnet damit, dass der Höhepunkt “in den kommenden Monaten” erreicht wird und die Teuerung dann bis ins Jahr 2023 hinein zurückgeht. Auch diese Prognose sei aber mit Unsicherheiten behaftet. Mögliche Energieschocks und anhaltende Lieferkettenprobleme aufgrund von Lockdowns in China könnten die Erwartungen wieder umstoßen.

Franks spricht sich auf nationaler Ebene für gezielte Maßnahmen aus, mit denen die sozial Schwächsten unterstützt werden können. Von einem Eingreifen in den Preismechanismus riet er dagegen dezidiert ab. Die ökosoziale Steuerreform solle so rasch wie möglich umgesetzt werden, auch um Klimaziele zu erreichen. Die Regierung könne zudem die Abschaffung der kalten Progression in Erwägung ziehen. “Wir würden das sehr unterstützen”, sagte Franks.

OMV-Aufsichtsrat Rose dürfte künftig Regierung beraten

Wie der „Kurier“ schreibt, soll künftig OMV-Aufsichtsrat Karl Rose die Regierung in Öl- und Gasfragen beraten. Laut der Tageszeitung liegt ein fertiger Vertragsentwurf im Umwelt- und Energieministerium vor und soll demnächst unterschrieben werden. Eine offizielle Bestätigung habe man vom Ministerium aber nicht erhalten, so der “Kurier”. Die Initiative, den früheren Shell-Chefstrategen unter Vertrag zu nehmen, sei vom Bundeskanzleramt ausgegangen.

Rose solle demnach als Regierungsberater sowohl dem Bundeskanzler Karl Nehammer als auch Finanzminister Magnus Brunner (beide ÖVP) zur Seite stehen. Es gibt aber Bedenken: Der “Kurier” beruft sich auf Insider, die eine Unvereinbarkeit der Tätigkeit als OMV-Aufsichtsrat und der als Regierungsberater sehen.

(apa/pma)

Titelbild: APA Picturedesk

Pia Miller-Aichholz
Pia Miller-Aichholz
Hat sich daran gewöhnt, unangenehme Fragen zu stellen, und bemüht sich, es zumindest höflich zu tun. Diskutiert gerne – off- und online. Optimistische Realistin, Feministin und Fan der Redaktions-Naschlade. @PiaMillerAich
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3 Kommentare

  1. Mit Fingerschnippen kurzfristig von Gas auf Öl umsteigen? Ist wohl sicherlich wieder ein Ekschperte, dieser Franks vom IWF. Und er weiß sicherlich auch, wo der ganz Strom herkommen wird, wenn wir aus fossilen Energieträgern ausgestiegen sind. Wo sind eigentlich die ganzen Journalisten, die solche Fragen stellen?

    • Sehe ich auch so, die sollen mal anfangen mit China, USA, Indien usw. usw. die scheißen auf den IWF und deren Forderungen.

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