Sonntag, Mai 5, 2024

“Schweigen geht nicht”: Nationales Forum gegen Antisemitismus gestartet

“Schweigen geht nicht”:

Künftig soll einmal jährlich das Nationale Forum gegen Antisemitismus tagen. Mit vereinten Kräften möchte man den Antisemitismus in Österreich bekämpfen. 2021 hatte es einen Negativrekord an gemeldeten Angriffen gegeben.

Wien, 14. Juni 2022 | Am Montag ist zum ersten Mal das Nationale Forum gegen Antisemitismus zusammengetreten. Verfassungsministerin Karoline Edtstadler und der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Wien Oskar Deutsch haben bei der Eröffnung darauf hingewiesen, dass der Kampf gegen Antisemitismus ein Marathon sei.

„Im Kampf gegen Antisemitismus ist jede und jeder gefragt. Der Anstieg von antisemitischen Vorfällen im vergangenen Jahr zeigt uns leider, dass Antisemitismus noch immer in der Mitte unserer Gesellschaft ist“ sagte Edtstadler, von der die Initiative für das Forum ausgegangen war. Sie betonte aber auch, dass die gestiegenen Anzeigen antisemitischer Vorfälle zeigten, dass das Bewusstsein für Antisemitismus in der Bevölkerung steige.

Das Nationale Forum gegen Antisemitismus setzt sich zusammen aus 80 Vertretern der Wissenschaft, Glaubensgemeinschaften, der Zivilgesellschaft, jüdischer Kultureinrichtungen und der Politik. Es soll künftig einmal jährlich tagen, die Mitglieder sich aber auch abseits der Tagung austauschen.

Deutsch: „Schweigen geht nicht“

Deutsch sieht unter anderem die Medien in der Verantwortung, den Österreichern klarzumachen, „dass Antisemitismus ein No-Go ist“. Die gesamte Zivilgesellschaft müsse aufstehen, wenn antisemitische Vorfälle beobachtet würden. „Wenn jemand angegriffen wird und alle, die daneben sitzen, einfach bei ihrer Tagesordnung bleiben und schweigen, das geht nicht“, so Deutsch.

Auch die Kultusgemeinde würde weiterhin ihren Teil dazu beitragen, jüdisches Leben verständlich zu machen, kündigte Deutsch an. Das passiere bereits im Rahmen von Straßenfesten und anderen Veranstaltungen – etwa am vergangenen Wochenende auf dem Wiener Judenplatz.

2021 Negativrekord an gemeldeten Vorfällen

Die Israelitische Kultusgemeinde hatte zuletzt den Antisemitismus-Bericht für 2021 veröffentlicht. Demnach waren im vergangenen Jahr Höchstzahlen antisemitischer Vorfälle verzeichnet worden. Es kam einerseits im Mai und dann wieder im November zu einer besonderen Häufung. Jene im Mai führte die IKG auf die Eskalation Israel-Gaza-Konflikt und die bereits seit Ende 2020 zunehmenden rechtsextremen Aktivitäten im Rahmen der Pandemie zurück. Den Rekord im November rechnet die IKG der damals angekündigten Impfpflicht zu und der Verschärfung der Corona-Schutzmaßnahmen zu der Zeit.

(pma)

Titelbild: APA Picturedesk

Pia Miller-Aichholz
Pia Miller-Aichholz
Hat sich daran gewöhnt, unangenehme Fragen zu stellen, und bemüht sich, es zumindest höflich zu tun. Diskutiert gerne – off- und online. Optimistische Realistin, Feministin und Fan der Redaktions-Naschlade. @PiaMillerAich
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12 Kommentare

  1. Gegen Antisemitismus und Rassismuns ist wichtig, gegen Korruption wäre aber auch wichtig und da wird in der ÖVP viel zu wenig getan.

  2. Liebe ÖVP: Neben seinem von allen Parteien anerkannten Wirken in der Justizpolitik wird von Graff wohl vor allem seine Aussage im Präsidentschaftswahlkampf Kurt Waldheims im Jahr 1987 in Erinnerung bleiben, die er letztlich selbst als “unmöglich” qualifizierte: “Solange er nicht sechs Juden eigenhändig erwürgt hat…” kostete ihn den Posten des Generalsekretärs.

  3. Ihr Heuchler!
    Hans Hausberger, in den siebziger Jahren ÖVP Bürgermeister im Zillertal, der unvorsichtigerweise mit seiner Kriegsvergangenheit 1. SS-Infanteriebrigade geprahlt hatte, musste zurücktreten, als sich herausstellte, dass er in Holland ein Kind erschossen hatte. Nimm diese Dinge nicht zu ernst, tröstete ÖVP Landeshauptmann Wallnöfer damals den Parteifreund.
    Das gilt offenbar heute immer noch.

    (Profil.at)

  4. Die hässliche Tradition der ÖVP
    Österreichs konservativer Innenminister Karner sorgt durch antisemitische Sprüche für Aufregung. Der Judenhass hat eine lange Geschichte in seiner Partei.
    (Spiegel.de)

    • Die ÖVP hat sich immer mittig mit leichtem rechtsdrall in der Öffentlichkeit präsentiert.
      Die Wirklichkeit sieht anders aus.

      Sebastian Kurz soll werden bzw. ist ja schon (?) Vorsitzender im Europäischen Rat für Toleranz und Versöhnung (ECTR).
      Kompletter Hohn.

  5. Tel Aviv/Paris/Hamburg – Als am Wochenende militante Demonstranten bei einer propalästinensischen Demonstration in Paris einen jüdischen Lebensmittelladen in Brand steckten, war Tomy Seroussi schon in seiner neuen Heimat Israel. Seroussi ist ein Oleh: Der französische Jude ist gemeinsam mit seiner Frau und den vier Kindern nach Israel ausgewandert. Sie sind in der vergangenen Woche nach Tel Aviv geflogen.
    Leute: Fangt endlich an nachzudenken wer antisemitisch ist!

  6. Sorry Herr Deutsch- ich kenne keinen einzigen Österreicher der sich je mir gegenüber antisemitisch
    geäussert hätte (auch keinen Kroaten, Spanier, Deutschen
    Und: Ich bin Jude

  7. Edtstadler? Eine Frau die einer Partei angehört die in den letzten Jahren massive Anstrengungen unternommen hat die FPÖ möglichst rechts zu überholen. Soll das ein Witz sein?

    • Ja, das ist unverständlich, wie Oskar Deutsch da eine Anbiederung an die Rechten in Österreich versucht. Gut, man kann ihm zugute halten, dass er die ÖVP in ihrer Situation instrumentalisieren kann: siehe Vereinbarung. Aber die ÖVP tut das pro forma und um es sich mit Israel gutzustellen. Nicht gegen Antisemitismus. So wie Trump hatte auch Kurz ein gutes Verhältis zu Netanjahu. Aber man vergisst leicht, dass sich die Faschisten dieser Welt immer gut verstehen, solange es noch andere gibt. Aber Minderheiten werden unter Faschisten immer am meisten zu leiden haben.

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