“Schweigen geht nicht”:
Künftig soll einmal jährlich das Nationale Forum gegen Antisemitismus tagen. Mit vereinten Kräften möchte man den Antisemitismus in Österreich bekämpfen. 2021 hatte es einen Negativrekord an gemeldeten Angriffen gegeben.
Wien, 14. Juni 2022 | Am Montag ist zum ersten Mal das Nationale Forum gegen Antisemitismus zusammengetreten. Verfassungsministerin Karoline Edtstadler und der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Wien Oskar Deutsch haben bei der Eröffnung darauf hingewiesen, dass der Kampf gegen Antisemitismus ein Marathon sei.
„Im Kampf gegen Antisemitismus ist jede und jeder gefragt. Der Anstieg von antisemitischen Vorfällen im vergangenen Jahr zeigt uns leider, dass Antisemitismus noch immer in der Mitte unserer Gesellschaft ist“ sagte Edtstadler, von der die Initiative für das Forum ausgegangen war. Sie betonte aber auch, dass die gestiegenen Anzeigen antisemitischer Vorfälle zeigten, dass das Bewusstsein für Antisemitismus in der Bevölkerung steige.
Das Nationale Forum gegen Antisemitismus setzt sich zusammen aus 80 Vertretern der Wissenschaft, Glaubensgemeinschaften, der Zivilgesellschaft, jüdischer Kultureinrichtungen und der Politik. Es soll künftig einmal jährlich tagen, die Mitglieder sich aber auch abseits der Tagung austauschen.
Deutsch: „Schweigen geht nicht“
Deutsch sieht unter anderem die Medien in der Verantwortung, den Österreichern klarzumachen, „dass Antisemitismus ein No-Go ist“. Die gesamte Zivilgesellschaft müsse aufstehen, wenn antisemitische Vorfälle beobachtet würden. „Wenn jemand angegriffen wird und alle, die daneben sitzen, einfach bei ihrer Tagesordnung bleiben und schweigen, das geht nicht“, so Deutsch.
Auch die Kultusgemeinde würde weiterhin ihren Teil dazu beitragen, jüdisches Leben verständlich zu machen, kündigte Deutsch an. Das passiere bereits im Rahmen von Straßenfesten und anderen Veranstaltungen – etwa am vergangenen Wochenende auf dem Wiener Judenplatz.
2021 Negativrekord an gemeldeten Vorfällen
Die Israelitische Kultusgemeinde hatte zuletzt den Antisemitismus-Bericht für 2021 veröffentlicht. Demnach waren im vergangenen Jahr Höchstzahlen antisemitischer Vorfälle verzeichnet worden. Es kam einerseits im Mai und dann wieder im November zu einer besonderen Häufung. Jene im Mai führte die IKG auf die Eskalation Israel-Gaza-Konflikt und die bereits seit Ende 2020 zunehmenden rechtsextremen Aktivitäten im Rahmen der Pandemie zurück. Den Rekord im November rechnet die IKG der damals angekündigten Impfpflicht zu und der Verschärfung der Corona-Schutzmaßnahmen zu der Zeit.
(pma)
Titelbild: APA Picturedesk