Freitag, April 26, 2024

Rekord-Temperaturen und Waldbrände: Hitzewelle lähmt Europa

Rekord-Temperaturen und Waldbrände:

Europa ächzte am Wochenende unter neuen Hitze-Rekorden. Im deutschen Brandenburg gab es schwere Waldbrände, auch Spanien wurde von Feuer heimgesucht. Der Trend für die nächsten Tage: Es bleibt heiß.

Wien/Potsdam/Madrid, 20. Juni 2022 | Über Europa brühtet derzeit eine gewaltige Hitzewelle. Auch Österreich blieb am Wochenende nicht davon verschont. Temperaturen bis knapp 39 Grad waren hierzulande die Folge. An 160 der rund 280 Wetterstationen der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) wurde am Sonntag ein Hitzetag mit mindestens 30 Grad gemessen.

In Vorarlberg wurde mit 36,5 Grad der bisherige Höchstwert aus dem Juni 1950 sogar knapp übertroffen. Im niederösterreichischen Waidhofen an der Ybbs wurden 38,6 Grad gemessen – Bundesländerrekord. Extrem warm war es auch auf den Bergen: 20 Grad wurden etwa am Galzig am Arlberg in 2.079 Meter Seehöhe gemessen.

Hot-Line

Das Gesundheitsministerium nahm unterdessen wieder das Hitzetelefon in Betrieb. Unter der kostenlosen Hotline 050-555-555 geben AGES-Fachleute Ratschläge, wie man sich vor der Belastung durch die hohen Temperaturen am besten schützt – und zwar rund um die Uhr. Denn für viele Menschen ergeben sich durch anhaltende Hitze gesundheitliche Belastungen. Insbesondere das Herz-Kreislaufsystem wird ab 30 Grad immens gefordert.

Man dürfe das nicht unterschätzen, sagte Gesundheitsminister Johannes Rauch zuletzt: “Die Klimakrise wird in vielen Ländern dieser Welt auch immer mehr zur Gesundheitskrise. Immer früher verzeichnen wir Hitzewellen und Temperaturen jenseits der 30 Grad Celsius, auch in Österreich.” Was für die einen mit Badespaß und Eis essen verbunden sei, sei für viele Menschen – vor allem Ältere und Menschen in Großstädten – eine große gesundheitliche Bedrohung, so der Minister.

Wälder in Flammen

Bedrohungen zeigten sich am Wochenende aber auch in anderer Hinsicht. In Brandenburg, rund um Berlin, kam es am Sonntag zu schweren Waldbränden. Der Sonntag ist mit bis zu 39,2 Grad der bisher heißeste Tag des Jahres in Deutschland gewesen. Auf zwei großen Waldflächen im Landkreis Potsdam-Mittelmark, nur rund 20 Kilometer voneinander entfernt, hatten sich große Feuer entzündet. Riesige Rauchschwaden hingen über dem Gebiet. Der Brandgeruch war laut Feuerwehr selbst noch in Dresden wahrzunehmen. Wechselnde Winde hatten für eine starke Ausbreitung des Feuers geführt. Jeweils brannten etwa 200 Hektar Wald, eine Größe von knapp 300 Fußballfeldern.

Wegen des Feuers nahe der Kleinstadt Treuenbrietzen mussten 600 Menschen ihre Häuser verlassen. Der Kampf gegen die Flammen war in dem Gebiet besonders schwierig, weil im Boden eines ehemaligen Spreng- und Übungsplatzes Munition liegt. Die Feuerwehrleute kamen nicht direkt an den Brand heran. Hubschrauber der Bundeswehr löschten aus der Luft. Auch in Beelitz wurden aufgrund des Feuers einige Straßenzüge evakuiert.

Starker Regen hat in Brandenburg am frühen Montagmorgen für deutliche Entlastung gesorgt. Die Feuer waren zunächst noch nicht ganz gelöscht, aber unter Kontrolle. Alle Evakuierungen und Straßensperren sind aufgehoben nun aufgehoben. Laut dem Deutschen Wetterdienst sollte es am Montag weiterhin kräftigen Regen und lokale Gewitter geben.

35.000 Fußballfelder-große Fläche verbrannt

Auch an anderen Orten Europas wüteten Brände. Vor allem Spanien wurde schwer getroffen. Die Hitze und die Trockenheit begünstigten den Ausbruch zahlreicher Waldbrände, die nach amtlichen Angaben in verschiedenen Teilen Spaniens in wenigen Tagen bereits gut 25.000 Hektar zerstörten. Das entspricht einer Fläche von etwa 35.000 Fußballfeldern. Am Samstag loderten die Flammen vielerorts noch unkontrolliert. Am schlimmsten war die Lage am Gebirgszug Sierra de la Culebra unweit der Grenze zu Portugal im Nordwesten Spaniens, wo schon 20.000 Hektar Wald vernichtet und 1.700 Menschen in Sicherheit gebracht wurden.

Im Gegensatz zu anderen von der Hitzewelle betroffenen europäischen Ländern herrschte in Österreich keine hohe Waldbrandgefahr.

Alarmierende Zahlen aus Südeuropa

Die schlimmste Juni-Hitzewelle seit 1950 in Spanien hat Thermometer am Samstag örtlich auf mehr als 44 Grad steigen lassen. Eine wirkliche Abkühlung gab es auch nachts nicht. In weiten Teilen des Landes sanken die Temperaturen nach dem Untergang der Sonne kaum auf 20 Grad ab. Auch in Frankreich wurden Rekord-Temperaturen erwartet. Der Wetterdienst sprach von “einer wirklichen Ausnahmesituation”. Halb Griechenland blieb unterdessen verregnet, nächste Woche soll Hitze folgen.

In den Städten Spaniens suchten die Menschen oft in Brunnen, Eissalons und klimatisierten Einkaufszentren nach Abkühlung, wie Medien berichteten. Die Strände an der Mittelmeer- und auch an der Atlantikküste waren teils schon am frühen Samstagvormittag voll. Der Rekord dieser Hitzeperiode wurde am Freitag im andalusischen Andújar mit 44,2 bis 44,3 Grad registriert. Am Sonntag verzeichnete Sevilla sogar 48 Grad.

Hitzeperioden nehmen in Spanien zu, sagte ein Sprecher des spanischen staatlichen meteorologischen Dienstes AEMET. Diese Entwicklung sei auf den vom Menschen verursachten Klimawandel zurückzuführen. Man werde sich nicht wundern dürfen, wenn irgendwann die 50-Grad-Marke erreicht werde, warnte er im Interview der Zeitung “La Vanguardia”.

Prognose: Sehr heiß und gewittrig

Auch diese Woche bleibt es in Österreich weiter überdurchschnittlich warm, mit Nachmittagstemperaturen meist zwischen 26 und 33 Grad. Allerdings wird das Wetter unbeständiger, mit einer Mischung aus Sonnenschein, Wolken und teils kräftigen Gewittern. Die Temperaturen sind mit plus fünf Grad über dem Mittel aber weiterhin deutlich hoch für eine zweite Junihälfte. Stellenweise drohen in den kommenden Tagen Unwetter mit Starkregen, Hagel und Sturmböen. Eine genaue Lokalisierung war am Montagmittag aufgrund der instabilen Lage nicht möglich.

Ein zwar wenig erfrischender, aber wichtiger Tipp für alle, die sich durch herausragende Grafiken der “Berliner Morgenpost” klicken möchten, die den Klima- und Hitzeverlauf der nächsten Jahrzehnte anschaulich darstellen: Wo unsere Erde unbewohnbar wird. Vergessen Sie nicht, viel Wasser dabei zu trinken.

(am/apa)

Titelbild: APA Picturedesk

Anja Melzer
Anja Melzer
Hält sich für die österreichischste Piefke der Welt, redet gerne, sehr viel und vor allem sehr schnell, hegt eine Vorliebe für Mord(s)themen. Stellvertretende Chefredakteurin. Sie twittert unter @mauerfallkind.
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7 Kommentare

  1. Ich würde auch meinen, dass wir uns zukünftig auf schreckliche, durch von uns verursachte klimatische Verhältnisse einstellen werden müssen…
    Hier muss es schleunigst heller werden!

  2. Das ist erst der Anfang. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das 2,5°-Ziel eingehalten werden kann. Brände nehmen deutlich zu erhöhen den Treibhausgaseffekt weiter. Erst wird es um Dürren gehen und Hungersnöte. Das ist erst der Anfang. Wenn aber die Sauerstoffproduzenten vernichtet sind, wird es darum gehen, Luft zu atmen zu haben.

    • Sauerstoffproduzenten werden in Deutschland gerade zu Hauf vernichtet und durch Windmühlen und deren Betonfundamente ersetzt. Und dort, wo man mittels Milliardenförderung eine wasserschluckende Fabrik für umweltschädigende Batterieautos gebaut hat, soll es für die Bevölkerung bald zu Wasserrationierungen kommen. Grüne Politik eben.

  3. Das Solarzellennetz gehört einfach ausgebaut. Die Kraft der Natur gehört positiv und mit Hirn genutzt.

    Die Schwarz-Grüne Regierung verschläft die zukunftigen Tendenzen. Auf der einen Seite wird über das Putin Gas gejammert. Auf der Anderen über das ideale Wetter für erneuerbare Energie. Die alte Gewessler soll mal in die Gänge kommen und nicht ständig mit dem Privatjet zu den Ölscheichs fliegen.

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