Freitag, Dezember 13, 2024

“Klimablockierer”, “absoluter Fehlschluss”: Nehammer-Schelte nach Klimabericht

Nach dem bedeutenden Bericht des Weltklimarates, der erneut ein rasches Handeln in der Klimafrage fordert, regnet es in Richtung Kanzler Nehammer heftige Kritik von Experten.

Wien | Der Synthesebericht des UNO-Weltklimarats (IPCC) ist Wasser auf die Mühlen derjenigen Klimaexperten, die seit jeher vor einer Verschärfung der Lage warnen. Kanzler Karl Nehammers (ÖVP) jüngste Aussagen zum Klimaschutz sorgen angesichts dessen für lautstarke Kritik. Denn Nehammer hatte sich erst unlängst gegen das Aus für Verbrennungsmotoren ausgesprochen und verortete bei Klimaschützern einen „Untergangsirrsinn“.

Wütende Reaktionen auf Nehammer-Aussagen

Jasmin Duregger von Greenpeace Österreich bezeichnete Nehammer in einer Aussendung deshalb als „Klimablockierer“, der „lieber aufs Gaspedal in Richtung Abgrund steigt, als den wissenschaftlichen Erkenntnissen ins Auge zu sehen“.  

Daniel Huppmann, Klima und Energieforscher am Institut für angewandte Systemanalyse in Laxenburg, vermutete im Ö1-“Morgenjournal”, dass die Politik in der Klimafrage eine Haltung des „Nicht wissen Wollens“ einnehme. Er verwies auch darauf, dass Nehammer das Thema Klimakrise bei seiner Rede erst nach 50 Minuten angesprochen habe. Dabei sei der Klimaschutz laut Vereinten Nationen und sogar dem Papst „die größte Herausforderung für unsere Zivilisation“. Das zeige „wie wenig wichtig ihm dieses Thema ist“.

In wichtigen Fragen müsse die Politik zunächst unpopuläre Schritte ergreifen, so Huppmann, der zum Beispiel auf das Rauchverbot und die Begegnungszone in der Mariahilferstraße in Wien anführte: „Sobald diese Änderungen einmal umgesetzt wurden, gewöhnt sich die Bevölkerung daran und findet das eigentlich oft besser als es vorher war.“

IPCC-Bericht drängt auf Umdenken

  â€žWir haben nur noch ein begrenztes Zeitfenster, um auf dieser Welt eine lebenswerte Zukunft zu sichern für die nächsten Generationen“, sagte Hans-Otto Pörtner vom Alfred-Wegener-Institut in Bremen, einer der Hauptautoren des Syntheseberichts. Man müsse „frühzeitig umsteuern in Richtung Nachhaltigkeit“ forderte er zudem und bekräftigte: „Da gibt es keine Alternative und das ist nicht vielen klar“.

Matthias Garschagen von der renommierten Ludwig-Maximilians-Universität in München warnte, eine Klimaerwärmung über das 1,5-Grad-Ziel hinaus hätte „unumkehrbare Folgen für Gletscher, für Korallenriffe und so weiter“.

Konkret stellt der zusammenfassende Klimabericht klar, dass Emissionen von Treibhausgasen bis 2030 um die Hälfte reduziert werden müssten, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen.

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21.3.2023
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ÖVP will auf Technologie setzen

Sowohl Nehammer, als auch Verfassungsministerin Karoline Edtstadler (beide ÖVP), unterstrichen zuletzt ihre Absicht, den Klimawandel mittels Fortschritte in der Technologie bekämpfen zu wollen. „Reflexartige Verbote durch die Politik verhindern oft die beste Lösung“, so Edtstadler in sozialen Medien. Die ÖVP hoffe offensichtlich auf technologische Lösungen, um die Treibhausgase in der Atmosphäre zu reduzieren.

Klimabericht erteilt Absage

Dass Technologie die entscheidende Lösung sein kann, bezweifelt der IPCC-Bericht ganz klar. Matthias Garschagen, ebenfalls IPCC-Autor, sagte bei “3Sat”: „Wir sollten klarstellen, und das sagt auch der Bericht sehr sehr klar: Die Emissionsreduzierung ist das Zentrum und davon kann nicht abgelassen werden“ und führte weiter aus „Jetzt zu glauben, dass man mit Technologie Emissionen entziehen könnte und deshalb nachlassen könnte in der Reduktion ist der absolute Fehlschluss, das zeigt der Bericht sehr sehr deutlich.“ Die ÖVP-Strategie steht damit offensichtlich im Widerspruch zu den Ergebenissen der führenden Klimaforscher.

Titelbild: ROLAND SCHLAGER / APA / picturedesk.com, INA FASSBENDER / AFP / picturedesk.com, Montage ZackZack / Thomas König

Autor

  • DanielPilz

    Taucht gern tiefer in komplexe Themengebiete ein. Lebt trotz Philosophiestudiums nicht im Elfenbeinturm und verpasst fast kein Fußballspiel.

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