Mittwoch, Dezember 11, 2024

Paris-Attentäter erhält absolute Höchststrafe

Der einzig Überlebende des Terrorkommandos, das für die islamistische Anschlagsserie im November 2015 in Paris verantwortlich war, wurde am Mittwochabend nach einem neunmonatigen Prozess verurteilt.  

Wien, 30. Juni 2022 | Im Prozess um die islamistische Anschlagsserie vom November 2015 in Paris sind am Mittwochabend die Urteile gesprochen worden. Nach zweitägiger Beratung hat das Schwurgericht den Hauptangeklagten Salah Abdeslam des Terrorismus und Mordes schuldig gesprochen. Er erhielt lebenslange Haft ohne die Möglichkeit der vorzeitigen Entlassung. Diese Strafe gilt als die höchste in Frankreich und wurde bisher nur vier Mal verhängt und bisher nie für Terrorakte.

Leben hinter Gittern

Im Prozess sprach das Gericht alle 20 Angeklagten schuldig. Es waren 19 Helfer angeklagt, denen Vorbereitungen der Angriffe mit Waffen und Bomben auf sechs Restaurants und Bars, ein Fußballstadion und die Konzerthalle Bataclan vorgeworfen werden. Sechs von ihnen wurde in Abwesenheit der Prozess gemacht. Mit dem Urteil geht ein gut neun Monate langes Mammutverfahren zu Ende. Die meiste Aufmerksamkeit richtete sich im Prozess auf Abdeslam. Die Staatsanwaltschaft sieht in dem 32-jährigen Franzosen eine Schlüsselfigur der Anschläge. Die Verteidigung forderte mit Blick auf mögliche spätere Haftverkürzungen, Abdeslam keine “langsame Todesstrafe” zu geben. Er wurde bereits in Belgien zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt und sitzt derzeit in Frankreich unter besonderen Auflagen in Haft.

Von den weiteren 19 angeklagten Männern wurde sechs der Prozess in Abwesenheit gemacht. Ein Beschuldigter sitzt in der Türkei in Haft, fünf sollen in Syrien gestorben sein. Die Angeklagten sollen unter anderem Papiere besorgt haben, Abdeslam außer Landes gefahren haben oder verhinderte Attentäter sein. Manchen wird auch vorgeworfen, nur gelegentlich Aufträge erledigt zu haben.

Nachhaltige Veränderungen

Bei den Terroranschlägen hatten Extremisten am 13. November 2015 insgesamt 130 Menschen getötet und 350 weitere verletzt. Sie richteten ein Massaker im Konzertsaal “Bataclan” an und beschossen Bars und Restaurants im Osten der französischen Hauptstadt. Außerdem sprengten sich drei Selbstmordattentäter an dem Abend während eines Fußball-Länderspiels zwischen Deutschland und Frankreich am Stade de France in die Luft. Die Terrororganisation “Islamischer Staat” (IS) reklamierte die Anschläge für sich.

Die Anschläge haben die französische Gesellschaft nachhaltig verändert. Vielen galten sie als Angriff auf die französische Lebensart. Nach der Terrornacht schien niemand mehr sicher. Auch die Staatsanwaltschaft zeigte sich im Prozess überzeugt, dass es den Extremisten egal gewesen sei, wen sie töteten. Neben persönlichen Einschnitten bei Gesundheit, Arbeit, Familie und Sozialleben von Betroffenen wirkt die Terrorserie auch im öffentlichen Leben nach: Auf den Straßen sind mehr Polizisten und Soldaten zu sehen.

(red/apa)

Titelbild: APA Picturedesk

Autor

  • Nura Wagner

    Greift der Redaktion unter die Arme so gut sie kann, sei es mit ihren E-Mail-Beantwortungsskills oder mit ihren Russisch-Kenntnissen.

LESEN SIE AUCH

Liebe Forumsteilnehmer,

Bitte bleiben Sie anderen Teilnehmern gegenüber höflich und posten Sie nur Relevantes zum Thema.

Ihre Kommentare können sonst entfernt werden.

Jetzt: Assingers Stinkefinger in Breitenfurt

Nur so unterstützt du weitere Recherchen!