Montag, März 18, 2024

Weiterer Reporter in Mexiko erschossen – Hohe Gefahr für Journalisten

Hohe Gefahr für Journalisten

Dass Mexiko einer der gefährlichsten Orte für die Berufsausübung von Journalisten ist, bestätigt ein weiterer Mord an einem Reporter. Damit ist das bereits der Zwölfte in diesem Jahr.

Wien, 30. Juni 2022 | Die Welle an Journalistenmorden in Mexiko setzt sich fort. Die Berichterstattung über Korruption und Drogenkartelle haben einem weiteren Reporter das Leben gekostet. Der Journalist der Regionalzeitung “El Expreso”, Antonio de la Cruz, wurde in der Stadt Victoria im Bundesstaat Tamaulipas am Mittwoch an seiner Türschwelle, als er sein Haus mit seiner 23-jährigen Tochter verlassen wollte, erschossen. Seine Tochter und seine Frau wurden beim Attentat schwer verletzt.

Gefährliches Land für Journalisten

Laut „Reporter ohne Grenzen“ und dem Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ) ist Mexiko einer der gefährlichsten Orte weltweit für Medienschaffende. Einen Monat nach Beginn des Jahres verzeichnete Mexiko bereits fünf ermordete Journalisten. Im April kam es zu vier weiteren Ermordungen innerhalb eines Monats.

Nun ist die Zahl nach sechs Monaten auf zwölf gestiegen und hat die sieben Morde vergangenen Jahres schon längst überholt. Die Kritik der Menschenrechtsorganisationen an unzureichenden Schutzmaßnahmen für Journalisten bekommt jedoch keine Resonanz von der Politik. Seit 2012 gibt es zwar einen staatlichen Schutzmechanismus für Journalisten und Menschenrechtsaktivisten, das durch Druck der Zivilgesellschaft entstanden ist, allerdings ist es mittlerweile überlastet, hat eingeschränkte finanzielle Ressourcen und gilt als überholt. Denn die Nachfrage nach Schutz ist seit 2012 stark gestiegen.

Misstrauen zwischen Politik und Presse

Dem Präsidenten Andrés Manuel López Obrador wird eine medienfeindliche Einstellung nachgesagt. Obrador hat wiederholt mexikanische Journalisten diskreditiert und wirft ihnen mangelnde Professionalität vor. Die mexikanische Presse sei voreingenommen und der „Abschaum des Journalismus“. Seit dem Amtsantritt von Obrador im Dezember 2018 sind die Angriffe auf die Presse zudem um 85 Prozent gestiegen.

Zwischen Beamten und organisierten Verbrechern kommt es oft zu Absprachen, was für die Sicherheit von Journalisten, die dazwischen geraten, eine ernsthafte Bedrohung darstellt. Journalisten, die auf lokaler Ebene über heikle politische Themen oder über organisierte Kriminalität berichten, werden zuerst gewarnt, bedroht und letztendlich kaltblütig ermordet. Der Präsident ist bislang in notwendigen Reformen, um die Sicherheit der Presse zu gewährleisten, säumig geblieben.

(nb)

Titelbild: APA Picturedesk

Nura Wagner
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4 Kommentare

  1. In den letzten zehn Jahren hat Mexiko eine jährliche Mordrate von ca. 40.000 Opfern aufzuweisen. Seit die Drogenkartelle mit ihrer ökonomischen Marktmacht quasi die Kontrolle über das Land ausüben, muss man wohl oder übel von einem Failed State sprechen.
    Auch werden die wichtigsten Verwaltungspositionen im Staate mittlerweile mit willfährigen Marionetten der Kartelle besetzt. Widrigenfalls und selbiges gilt natürlich auch für investigative Reporter, müssen unabhängige Personen um ihr Leben fürchten.
    Der Rechtstaat hat kapituliert…
    Da sollte es unbedingt heller werden!

    • Kleiner Einspruch zum Satz “Der Rechtstaat hat kapituliert”. Ich glaube, dass es kein Zufall ist, was in Mexiko (und anderswo) passiert. Diejenigen, die den Rechtstaat bestimmen, haben nicht “kapituliert”. Sie haben für ihre Machtverhältnisse gewonnen. Und die Mächtigen bestimmen, wie es läuft. Nicht das Volk! Das gilt m.M.n. mit ganz wenigen Ausnahmen weltweit.

      Ich weiß schon, dass es im Rechtstaat in der Theorie eine Trennung der 3 Gewalten im Staat gibt: Legislative, Exekutive und Judikatur. So lernen wir es in der Schule. Aber die Realität ist eine andere. Leider kann man das gerade in vielen Staaten beobachten. Aus persönlichen Gründen erschreckt mich neben Ö, wo alles eher in Lächerliche kippt, die USA am meisten. In den USA werden die Republikaner mit Hilfe ihrer Richter am Supreme-Court die Demokratie abschaffen und einen rechtsradikalen, ich würde fast meinen faschistischen, Staat errichten.

      Ich bin kein Optimist. Deshalb befürchte ich, dass es noch viel schlimmer werden wird.

      Und leider ist Mexiko mit seinem Staatsoberhaupt Obrador nur eines von vielen traurigen Beispielen.

      • Liebe diinzs, der Einspruch ist nicht notwendig, da wir ja einer Meinung sind. Wie Sie ja richtig bemerkten, haben sich nicht rechtstaatliche Strukturen gebildet, die anstelle des Volkswillens und der von ihnen gewählten Vertreter, ihre eigenen hochkriminellen Ziele verfolgen. Selbige werden mit allen erlaubten und unerlaubten Mitteln verteidigt.
        Man könnte auch sagen, willkommen in der neuen Realität…
        Und trotzdem muss es heller werden!

        • Mein heutiges Lied für Vangelis Reise ins Licht, maybe greatest mix ever,
          Various Artists | Feat. Heather Small | Perfect Day | Music Video
          Da wird es heller!

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