Montag, April 29, 2024

Neuplanung für umstrittenes Dollfuß-Museum startet

Der Verein MERKwürdig, der bereits die KZ-Gedenkstätte in Melk gestaltet hat, wird das Dollfuß-Museum in Texing neu konzeptionieren. Zusammen mit sieben Experten erarbeitet er das Konzept bis Ende 2023.

Texing/Melk, 07. Juli 2022 | Die Umgestaltung des kritisierten Dollfuß-Museums im niederösterreichischen Texing wird nun konkret: Bis Ende 2023 soll ein Konzept vorliegen. Dieses wird der Verein MERKwürdig mithilfe eines siebenköpfigen Experten-Beirats erarbeiten. In das Ausstellungskonzept werden aber auch die Ergebnisse aus einem Vermittlungsprozess in der Bevölkerung einfließen, der im Herbst startet und etwa ein halbes Jahr dauern wird.

Der Verein MERKwürdig hat bereits die KZ-Gedenkstätte in Melk gestaltet und arbeitet mit diversen Projekten die Zeitgeschichte im Raum Melk wissenschaftlich auf.

Projekt soll über Texing hinausgehen

Für die Konzeptionierung hat der Verein „wirklich Kapazunder“ ins Boot geholt, wie Obmann Alexander Hauer es gegenüber ZackZack ausdrückte. Unter den Historikern sind unter anderem die Historikerin Lucile Dreidemy, eine laute Kritikerin des Museums in seiner derzeitigen Form. Ziel ist laut Hauer, eine „öffentliche und transparente“ Diskussion mit verschiedenen Bevölkerungsgruppen und auch der katholischen Kirche zu führen.

Durch das neue Ausstellungskonzept sollen mehr Leute erreicht werden als das Museum bisher besucht haben – was ohnehin nicht viele waren, wie Hauer sagt. „Wir wollen das als Chance ergreifen, sich mit dem Thema Austrofaschismus auseinanderzusetzen, das in der Bevölkerung gar nicht so richtig verankert ist“, so der Vereins-Obmann. Denn sowohl Dollfuß‘ Leben als auch die Aufarbeitung des Austrofaschismus reiche über Texing hinaus. In Wien gebe es etwa eine Gedächtniskirche, die einst ihm gewidmet worden war, die Christkönigskirche im 15. Bezirk.

Öffentliche Diskussion durch Innenminister-Angelobung

Gespräche über ein neues Museums-Konzept hat es bereits im Mai 2021 zwischen dem Verein und dem damaligen Bürgermeister in Texing Gerhard Karner gegeben. Als Karner im Dezember 2021 als Innenminister angelobt wurde, geriet das 1998 eröffnete Museum in den Fokus der breiten Öffentlichkeit und wurde erneut stark kritisiert. Lucile Dreidemy urteilte, es sei eher eine Gedenkstätte. Auch Karner selbst wurde als Ex-Bürgermeister und damit Verantwortlicher stark kritisiert und Austrofaschismus breit diskutiert.

Das Hochkochen des Themas sieht Hauer als gesellschaftspolitische Chance: „Einen so großen Prozess hätten wir sonst wahrscheinlich nicht zuwege gebracht.” Wie der vorbereitende Erarbeitungsprozess aussehen wird, kann er sich teils schon vorstellen, aber „ich möchte den Experten und Expertinnen nicht vorgreifen.“ Im kommenden Herbst wird man mehr wissen. Das Dollfuß-Museum hat jedenfalls Mitte Juni geschlossen und wird erst nach der Überarbeitung wieder aufsperren.

(pma)

Titelbild: Wikimedia Commons/Public Domain

Pia Miller-Aichholz
Pia Miller-Aichholz
Hat sich daran gewöhnt, unangenehme Fragen zu stellen, und bemüht sich, es zumindest höflich zu tun. Diskutiert gerne – off- und online. Optimistische Realistin, Feministin und Fan der Redaktions-Naschlade. @PiaMillerAich
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20 Kommentare

  1. Aha, also Leute, die mit zionistischen Organisationen arbeiten (da Israel sich das Recht herausnimmt fälschlicherweise für das gesamte Judentum zu sprechen), arbeiten mit den Austrofaschisten. Ok, passt. Alles klar, keine weiteren Fragen. Nichtgenügend, bitte setzen.

    Dollfuß war ein ArbeiterInnenmörder und Volksverräter, der Österreich nach dem Vorbild des italienischen Faschismus aufbauen wollte und Südtirol verraten hat. Sogar Kreisky als Sozialist hatte mehr Nationalismusverständnis in der Südtirolfrage in seiner (de facto) Unterstützung für den BAS.

    Und heute leben wir in einer Welt wo die faschistische ÖVP das “gute Rechts” ist.
    Wo die Kurden das “böse Links” sind.
    Wo die SPÖ das “gute Links” ist.

    Otto Bauer würde sich schämen bei diesem “Widerstand” der SPÖ gegen den Austrofaschismus. Da ist ja die FPÖ weiter links als die ÖVP, ironisch.

    Lang lebe der Republikanische Schutzbund!
    http://galerielaqua.de/zeitschriften/xylomigmedia/productmediapic10566_4549.jpg

  2. Höchste Zeit dieses Haus zu renovieren. Eine Schande in welcher Baracke das Andenken an einen solch verdienten Faschistenführer hochgehalten wird. Ich würde eine goldene Fassade mit diversen Jubelsprüchen der Borgata vorschlagen. Z.B. ..”für immer in unseren finsteren Gedanken und schwarzen Seelen”…
    Ich hoffe auch, dass bei der Neueinweihung das Familienmitglied VdB die Eröffnungsrede halten wird.
    Gute Nacht Österreich!

      • Lieber ManFromEarth, bin grad von der Nationalbibliothek gekommen. Danke für die liebe Begrüßung, bin heute schon um 16.00 Uhr in aller Früh aufgestanden. Gut dass ich kein Spieler bin, aber beim Angeloben des Mausoleumbetreibers kannte er auch keine Skrupel. Tja wenn es die Familie verlangt muss man halt spuren…
        Es muss dringend heller werden!

        • durfte diesen Mann mal kennen lernen, ist zwar schon 40 Jahre her, aber wenn noch was von dem Damaligen vorhanden ist, wird er eine solche Rede nicht halten.
          Vielleicht bin ich dahingehend auch etwas Blauäugig….

          • Lieber ManFromEarth, natürlich nicht, ich habe das ja absichtlich überzeichnet dargestellt. Aber seit 2000, als selbigem ein Angebot von Lüssel gemacht wurde, (welches er nicht ablehnen konnte) ist er Familienmitglied und dieser verpflichtet. Das Nichtagieren auf die Auswüchse der mittlerweile 2,5 jährigen Korruptionsregierung, spricht Bände, wird aber klar, wenn man um die Hintergründe weiß. Er ist schon lange Teil des faulen, korrupten Systems…
            Es muss rasch heller werden!

          • Lieber ManFromEarth, guten Morgen. Interessante Mischung aus Rap, Klassik und realitätsbezogenem, kritischen Text.
            Bei mir spielt im Hintergrund zum wach werden,
            Udo Lindenberg – “Andrea Doria” (Video von 1973);
            Da wird es cool heller!

          • Lieber ManFromEarth, danke für den interessanten Artikel und die wunderbare MontyPythonsche Einleitung. Schön wenn man dem tristen österreichischen Politalltag mit wissenschaftlicher Hilfe und Ihrem dankenswerten Zutun, etwas entfliehen kann.
            Ohne eine genaue Beobachtung unser gefiederten Mitlebewesen, würden wir heute noch der Gravitation nicht entkommen können. Ja so eine Feder ist schon ein Meisterkonstrukt der Natur. Ähnlich faszinierend wie ein Spinnenfaden…
            Es muss immer heller werden!

          • MP, und die wunderbare Welt der Schwerkraft… 😀
            Bionik, ein Zauberwort, hätte man dieses nicht nur beiläufig und am Rande beachtet, wären viele der heutigen Probleme keine mehr.
            Wir als Trockennasenaffen können viel besser zerstören als beobachten und lernen…., zumindest was unsere Mitwelt betrifft 😪

          • Lieber ManFromEarth, entsinnen Sie Sich noch an die Szene in “Life of Brian”, als ein römischer Soldat in den Kerker kam und versuchte den beiden vermeintlich grenzdebilen Wächtern eine Frage zu stellen? Als selbiger entnervt aufgab und abzog, parlierten die Wächter sofort in feinstem Hochdeutsch. Eine sensationelle Szene…
            Der Zerstörung unserer Umwelt und seiner Lebewesen muss unbedingt Einhalt geboten werden. Wieviel Leid und Elend müssen noch geschehen, um ein Umdenken zu bewirken? Ich denke uns allen bleibt nicht mehr lange Zeit, den richtigen Weg zu finden…
            Es muss aber unbedingt heller werden!

          • Das leben des Brian, dieser Film könnte über weite Strecken im Heute spielen, dahingehend hatten Cleese, Idle, Palin, Gilliam und Jones wirklich seherische Fähigkeiten. Wunderbar in Bild/Wort/Ton Witz gebettet.
            Verfolgt man die tagesaktuelle Presse oder die Werbung, könnte man zu dem Schluss kommen, dass unsere Mitlebewesen einfach nur im Weg sind und entfernt werden müssen. Jeden tag gibt es ein paar “letzte ihrer Art” (DA) und wir waren es….
            Das Jammern und Wehklagen wird lauter, überall wo es passiert, anderswo zuckt man nichtmal mit den Schultern…
            Die Lernkurve bleibt flach…

  3. Schleifen und einebnen und anschließend einen Gedenkstein zur Erinnerung an die Opfer des Austrofaschismus.

  4. Vorschlag: Das Haus renovieren und eine Familie, die sich das Leben bald nicht mehr leisten wird können dort wohnen lassen. Wäre einer ach so christlichen Partei doch zumutbar!

    • Gegenvorschlag:
      -> Diesem “denkwürdigen Gebäude” seiner bisherigen Verwendung gemäß eine adäquat elongierte Bedeutung geben, d.h. ausbruchssicher herrichten und die ganze Borgada nach den Verurteilungen in dieses Gemäuer sperren, alle samt und sonders OHNE Zwischenräume … !
      -> Sobi soll als teuflisch Kundiger in seiner Hobbygärtner-Expertise dann mit seinen Eleven dort eine Bio-Gemüse-Blumen-Garten-Anlage zu kultivieren haben, aus deren Erträgen sie sich dann autark zu erhalten haben…
      -> und zur Motivation hängen wir ein großes Schild in den Garten: “Gute Führung bringt keine vorzeitige Entlassung, sondern ein wenig Komfort!”

      • Daschauher: Nein- die verdienen keine gesunde Luft! Da ja Karner eh bald alle abschieben will wäre sicher was frei für diese Bag.ge in Wien neben der Tangente!

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