Sonntag, April 28, 2024

Vorarlberg: Abtreibungen womöglich bald nicht mehr verfügbar

Vorarlberg:

Der einzige Arzt, der in Vorarlberg Abtreibungen durchführt, geht bald in Pension. Die ÖVP will dennoch weiterhin keine Abtreibungen in öffentlichen Krankenhäusern zulassen. Die ohnehin schlechte Versorgungslage könnte sich noch verschärfen.

Bregenz, 07. Juli 2022 | Die ÖVP Vorarlberg will weiterhin nicht, dass in Spitälern Abtreibungen durchgeführt werden. Das hat Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink im Interview mit den „Vorarlberger Nachrichten“ festgehalten. Sie vertritt derzeit Landeshauptmann Markus Wallner, der im Krankenstand ist.

Das könnte demnächst für jene, die eine Abtreibung vornehmen lassen wollen, zum Problem werden. Denn der einzige Gynäkologe, der im Ländle Abtreibungen durchführt, hat angekündigt, bald in Pension gehen zu wollen. Er ist eigentlich Arzt im deutschen Lindau, betreibt aber eine Zweitordination in Bregenz. Einen genauen Zeithorizont für den Pensionsantritt gibt es noch nicht, heißt es auf Anfrage gegenüber ZackZack.

„Wichtiges Angebot“, außerhalb von Spitälern

Geht es nach dem Arzt, soll seine Praxis übernommen und weitergeführt werden. Gelingt das nicht, werden Frauen das Bundesland für Schwangerschaftsabbrüche verlassen müssen. Schöbi-Fink sagte im Interview, sie halte es für sehr wichtig, dass Frauen Zugang zu Abtreibungen haben. Das Ziel der Landesregierung sei, dass sie diesen nicht außerhalb von Vorarlberg suchen müssen.

In den öffentlichen Krankenhäusern sollen Abtreibungen weiterhin nicht angeboten werden. „Weil Krankenhäuser natürlich zunächst einmal dazu da sind, Leben zu retten und Gesundheit zu fördern“, lautet die Begründung der Politikerin. Außerdem sei das Gesundheitspersonal in den Krankenhäusern froh darüber, nicht damit befasst zu sein.

Versorgung in Österreich dürftig

Das Angebot für Schwangerschaftsabbrüche ist je nach Bundesland in Österreich sehr verschieden ausgeprägt. Viele fahren für eine Behandlung nach Wien, weil anderswo die Hürden hoch sind oder Möglichkeit vollkommen fehlt. Außerhalb der Bundeshauptstadt gibt es nur drei Krankenhäuser, in denen Frauen gemäß der Fristenlösung (ohne medizinischen Grund straffrei innerhalb von 16 Wochen) und zu marktüblichen Preisen abtreiben können: das LKH Linz, das KH Korneuburg und außerdem das LKH Salzburg, wo die Abbrüche von Personal der Gynmed Klinik aus Wien durchgeführt werden.

Die Wiener Klinik informiert online ausführlich über Abtreibung und die Lage in Österreich und anderen Ländern. Ansonsten müssen sich die Frauen an die vereinzelten niedergelassenen Ärzte wenden, die Schwangerschaftsabbrüche durchführen. Besonders in ländlichen Gegenden sind die schwer zu finden und rar gesät, weil der gesellschaftliche Druck sehr hoch ist, wie es aus dem Gynmed Ambulatorium heißt.

Die hohen Kosten für eine Abtreibung trägt in Österreich die Frau. Diese können laut dem Ambulatorium rund 500 bis 1.000 Euro betragen. Die Krankenkasse übernimmt sie nur, wenn die Abtreibung medizinische Gründe hat. In anderen westeuropäischen Ländern übernimmt die Krankenkasse in weitaus mehr Fällen oder überhaupt generell die Kosten.

(pma)

Titelbild: gynmed.at

Pia Miller-Aichholz
Pia Miller-Aichholz
Hat sich daran gewöhnt, unangenehme Fragen zu stellen, und bemüht sich, es zumindest höflich zu tun. Diskutiert gerne – off- und online. Optimistische Realistin, Feministin und Fan der Redaktions-Naschlade. @PiaMillerAich
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6 Kommentare

  1. Gratuliere: Während in Algerien, Ägypten, Iran, Pakistan und der Türkei Abtreibungen ganz verboten sind (mit Ausnahme bei der Gefährdung des Lebens der Mutter), ist ledigen wie verheirateten Frauen in Tunesien die Abtreibung grundsätzlich in den ersten drei Monaten gestattet. Auch in vielen, anderen muslimischen Ländern ist die Abtreibung aus gesundheitlichen Gründen bis zum 90. Tag erlaubt.

    • Warum es komisch sein soll, dass eine ÖVP-Politikerin da mit macht, verstehe ich nicht. Die ÖVP versteht sich doch als christliche Partei. Und im gelebten Christentum haben die Männer die Macht über die Frauen. Es gibt eben manchmal Frauen, wie z.B. ÖVP-Politikerinnen, die den Männer zugesteht, dass die freie Entscheidung von Frauen eingeschränkt werden muss. Weil … (zum kotzen!) …

      In den USA haben die “religious right” ihr Ziel erreicht. Sie beherrschen über den Supreme Court die Frauen.

      In Polen sind es die Rechten, die auch dem Katholizismus verpflichtet sind, die die Abtreibung verboten haben. Kurz danach ist die erste Polin an Schwangerschaftskomplikationen gestorben, weil sie keine Abtreibung vornehmen durfte (wenigstens hatte ich es so verstanden). Aber das ist den sogenannten “pro life” Aktivisten völlig egal, wenigstens gab es meines Wissens keinen Aufschrei. Man könnte fast meinen, das Leben von Frauen ist den “pro life” Aktivisten generell egal. Dass ihnen die freie Entscheidung einer Frau nicht passt, wissen wir ja.

      Im katholischen Irland durften Frauen, die Abtreibungen machen wollten, lange Zeit das Land nicht verlassen. Z.B. um nach GB zu fahren für eine Abtreibung. Das wurde erst nach relativ krassen Fällen geändert, soweit ich mich erinnere auch eine tote Frau wegen vorhersehbaren Schwangerschaftskomplikationen.

      Generell vermute ich, dass noch viele tausende Frauen sterben werden. Und es werden wohl wegen Engelmacherinnen noch viel mehr werden, als heute. Habe mal gelesen, dass in Argentinien, dem Heimatland von Papst Franziskus, wo bis vor Kurzem die Abtreibung verboten war, seit den 80ern geschätzt 3000 Frauen gestorben sind. Das ist den “pro life” Aktivisten aber vermutlich auch egal.

  2. Was ist denn dass für ein künstlicher Artikel? Bashing auf die Övp ist natürlich Ok. Die haben genug Dreck am Stecken.

    Jeder der sich in der Gesundheitsszene auskennt weiß, dass die Spö flächendeckend die Kontrolle über das öffentliche Gesundheitsnetz hat. Die Phalanx ist sicher der Wigev in Ö.. 100% Kontrolle vom Schnitzelbaron und dem Zyklopen.

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