Vorarlberg:
Der einzige Arzt, der in Vorarlberg Abtreibungen durchführt, geht bald in Pension. Die ÖVP will dennoch weiterhin keine Abtreibungen in öffentlichen Krankenhäusern zulassen. Die ohnehin schlechte Versorgungslage könnte sich noch verschärfen.
Bregenz, 07. Juli 2022 | Die ÖVP Vorarlberg will weiterhin nicht, dass in Spitälern Abtreibungen durchgeführt werden. Das hat Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink im Interview mit den „Vorarlberger Nachrichten“ festgehalten. Sie vertritt derzeit Landeshauptmann Markus Wallner, der im Krankenstand ist.
Das könnte demnächst für jene, die eine Abtreibung vornehmen lassen wollen, zum Problem werden. Denn der einzige Gynäkologe, der im Ländle Abtreibungen durchführt, hat angekündigt, bald in Pension gehen zu wollen. Er ist eigentlich Arzt im deutschen Lindau, betreibt aber eine Zweitordination in Bregenz. Einen genauen Zeithorizont für den Pensionsantritt gibt es noch nicht, heißt es auf Anfrage gegenüber ZackZack.
„Wichtiges Angebot“, außerhalb von Spitälern
Geht es nach dem Arzt, soll seine Praxis übernommen und weitergeführt werden. Gelingt das nicht, werden Frauen das Bundesland für Schwangerschaftsabbrüche verlassen müssen. Schöbi-Fink sagte im Interview, sie halte es für sehr wichtig, dass Frauen Zugang zu Abtreibungen haben. Das Ziel der Landesregierung sei, dass sie diesen nicht außerhalb von Vorarlberg suchen müssen.
In den öffentlichen Krankenhäusern sollen Abtreibungen weiterhin nicht angeboten werden. „Weil Krankenhäuser natürlich zunächst einmal dazu da sind, Leben zu retten und Gesundheit zu fördern“, lautet die Begründung der Politikerin. Außerdem sei das Gesundheitspersonal in den Krankenhäusern froh darüber, nicht damit befasst zu sein.
Versorgung in Österreich dürftig
Das Angebot für Schwangerschaftsabbrüche ist je nach Bundesland in Österreich sehr verschieden ausgeprägt. Viele fahren für eine Behandlung nach Wien, weil anderswo die Hürden hoch sind oder Möglichkeit vollkommen fehlt. Außerhalb der Bundeshauptstadt gibt es nur drei Krankenhäuser, in denen Frauen gemäß der Fristenlösung (ohne medizinischen Grund straffrei innerhalb von 16 Wochen) und zu marktüblichen Preisen abtreiben können: das LKH Linz, das KH Korneuburg und außerdem das LKH Salzburg, wo die Abbrüche von Personal der Gynmed Klinik aus Wien durchgeführt werden.
Die Wiener Klinik informiert online ausführlich über Abtreibung und die Lage in Österreich und anderen Ländern. Ansonsten müssen sich die Frauen an die vereinzelten niedergelassenen Ärzte wenden, die Schwangerschaftsabbrüche durchführen. Besonders in ländlichen Gegenden sind die schwer zu finden und rar gesät, weil der gesellschaftliche Druck sehr hoch ist, wie es aus dem Gynmed Ambulatorium heißt.
Die hohen Kosten für eine Abtreibung trägt in Österreich die Frau. Diese können laut dem Ambulatorium rund 500 bis 1.000 Euro betragen. Die Krankenkasse übernimmt sie nur, wenn die Abtreibung medizinische Gründe hat. In anderen westeuropäischen Ländern übernimmt die Krankenkasse in weitaus mehr Fällen oder überhaupt generell die Kosten.
(pma)
Titelbild: gynmed.at