Amnesty:
Laut einem Bericht von Amnesty International halten die Taliban das Versprechen für den Schutz von Frauenrechten nicht ein. Die Organisation nimmt die internationale Staatengemeinschaft in die Pflicht.
Kabul/Wien, 27. Juli 2022 | Amnesty International hat am Mittwoch einen Bericht über die Lage von Frauen und Mädchen in Afghanistan unter Taliban-Herrschaft veröffentlicht. Demnach sind deren Rechte fast ein Jahr nach der Machtübernahme durch die Taliban immer stärker eingeschränkt – trotz Versprechen der Taliban, dass es dazu nicht kommen würde.
Diskriminierung in allen Lebensbereichen
Die Menschenrechts-Organisation hat 101 Mädchen und Frauen interviewt, außerdem einige ehemalige und aktuelle Mitarbeiter von Taliban-geführten Gefängnissen, Mitarbeiter nationaler und internationaler NGOs und UN-Teilorganisationen und Experten für Afghanistan. Demnach werden zum Beispiel Mädchen und Frauen für kleinste Vergehen festgenommen, etwa dafür, dass sie sich ohne männliche Begleitperson in der Öffentlichkeit zeigen. Auch die Zahl der Zwangs-, Früh- und Kinderverheiratungen sei in die Höhe geschossen. Das Fazit von Amnesty: “Alles in allem schafft die Politik der Taliban ein repressives System, das Frauen und Mädchen in Afghanistan in fast jedem Bereich ihres Lebens diskriminiert.”
Amnesty appelliert an Staatengemeinschaft
Von den Versprechen der Taliban bei ihrer Machtübernahme im August vergangenen Jahres sei wenig zu sehen, kritisierte die Organisation. Damals habe man versichert, die Rechte von Frauen und Mädchen nicht einzuschränken. Der Gegenteil sei nun der Fall, meinte die Amnesty-Generalsekretärin Agnès Callamard. Es sei “jeder Aspekt des täglichen Lebens – ob sie zur Schule gehen können, ob und wie sie das Haus verlassen können” stark eingeschränkt. Amnesty ruft die internationale Staatengemeinschaft auf, afghanische Frauen nicht ihrem Schicksal zu überlassen. Die Organisation fordert, dass “koordinierte und effektive Strategien” entwickelt werden, um die Taliban zu einem Kurswechsel zu bewegen.
Proteste von Frauen niedergeschlagen
Eine Welle von Protesten der weiblichen Bevölkerung soll laut Amnesty durch willkürliche Festnahmen niedergeschlagen worden sein. Inhaftierte sollen des “Vergehens sittlicher Verdorbenheit” bezichtigt und körperlicher Gewalt ausgesetzt worden sein, wie Amnesty von Whistleblowern aus Hafteinrichtungen der Taliban erfuhr.
(pma/apa)
Titelbild: APA Picturedesk