Donnerstag, Oktober 3, 2024

Doku »Woodstock 99« – Das Festival, das komplett außer Kontrolle geriet

Doku »Woodstock 99«

Das Woodstock-Festival 1969 ging als Fest des Friedens und der Liebe in die Geschichte ein. 30 Jahre später, im Jahr 1999, wurde eine Neuauflage zum absoluten Desaster. Eine neue Netflix-Doku gibt nun Einblicke.

Rome, 08. August 2022 | Statt “Peace & Love” herrschten beim Woodstock-Festival im Juli 1999 anarchische Zustände. Das Mega-Event wurde von Vandalismus, Missbrauch und Gewalt überschattet. Die dreiteilige Netflix-Dokumentation “Absolutes Fiasko: Woodstock ’99” zeigt nun, wie es damals so weit kommen konnte.

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Bands heizten Stimmung weiter auf

Über 250.000 Besucher kamen damals von 22. bis 25. Juli auf dem Areal einer ehemaligen Air Force-Station in Rome, New York zusammen, um zu den Liedern von Bands wie Korn, Limp Bizkit oder den Red Hot Chili Peppers zu feiern. Doch bereits nach dem ersten Abend zeichnete sich ab, dass die Stimmung unter den Besuchern sich in die falsche Richtung bewegte. Die schlechten sanitären Anlagen, Regen, Hitze, fehlende Müllbeseitigung und die horrenden Getränkepreise sorgten für eine zunehmend schlechte Stimmung unter den Feierwütigen.

Am zweiten Abend wurde die Stimmung durch die Metal-Bands Korn und Limp Bizkit weiter aufgeheizt und drohte endgültig zu kippen. Im Interview in der Doku erinnert sich Korn-Leadsänger Jonathan Davis an jenen Abend. Selten hätte er derartige Szenen bei einem Konzert erlebt, wie damals beim Woodstock 99. Bereits beim ersten Lied “Blind” rasteten die Besucher komplett aus. Die klar Männer-dominierte Menge bildete riesige Moshpits, zahlreiche Crowd-Surfer mussten von den vollkommen überforderten Securitys zwischen Bühne und Publikum aufgefangen werden. Die enorme Hitze sorgte dafür, dass Besucher nacheinander kollabierten.

Limp Bizkit Sänger Fred Durst brachte die aufgebrachte Meute, die sich aufgrund der Zustände am Festival immer wütender gegenüber den Veranstaltern zeigte, endgültig zum eskalieren. Die Menschen warfen ihre Flaschen auf die Bühne, skandierten Hass-Parolen und begannen, auf Geländer zu klettern und die Festival-Infrastruktur zu zerlegen.

Missbrauch, Feuer, Anarchie

Das Versagen der Veranstalter – viele von ihnen waren sich auch im Interview mit den Machern der Netflix-Doku 20 Jahre danach keiner Schuld bewusst – gipfelte am letzten Tag in völliger Anarchie. Berichte über sexuelle Belästigungen und Vergewaltigungen an Frauen sorgten endgültig für negative Schlagzeilen. Besonders grotesk: Während des Konzerts der Red Hot Chili Peppers, das der Abschluss des Festivals werden sollte, begann es pünktlich zum Song “Fire” in mehreren Besucherbereichen zu brennen. Auch hier tragen die Veranstalter Mitschuld: Sie teilten zuvor für ein Lichtermeer Tausende von Kerzen an die Besucher aus.

Als dann auch noch ein versprochener Überraschungsauftritt nach dem Red Hot Chili Peppers-Konzert ausblieb, fand Woodstock 99 zu seinem traurigen Ende. Nur noch ein Polizei-Einsatz konnte die Ausschreitungen beenden. Der Versuch, ein zweites Woodstock 69 zu veranstalten, ging komplett nach hinten los. Auch wenn viele damalige Besucher in diversen Internetforen positiv auf Woodstock 99 zurückblicken, dürfte die Netflix-Doku wohl zu einem Lehrbuch für zukünftige Veranstalter werden, wie man es nicht machen sollte.

(mst)

Titelbild: youtube.com/Netflix

Autor

  • Markus Steurer

    Hat eine Leidenschaft für Reportagen. Mit der Kamera ist er meistens dort, wo die spannendsten Geschichten geschrieben werden – draußen bei den Menschen.

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