Samstag, Februar 8, 2025

Ukraine: Atomkraftwerk Saporischschja unter Beschuss

Ukraine

Der Krieg in der Ukraine tobt auch auf dem Gelände des größten Atomkraftwerks Europas, Saporischschja. Russland und Ukraine beschuldigen einander, es beschossen zu haben. UN-Generalsekretär nennt Angriffe auf das Atomkraftwerk “selbstmörderisch”.

Saporischschja, 08. August 2022 | Zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage haben am Sonntag einander Moskau und Kiew gegenseitig den Beschuss des südukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja vorgeworfen. Die ukrainische Armee habe in der Nacht zum Sonntag eine Rakete auf das AKW-Gelände abgefeuert, meldete die russische Nachrichtenagentur Interfax. Die ukrainische Atombehörde Energoatom hingegen beschuldigte die Russen, das unter ihrer Kontrolle stehende Gelände selbst beschossen zu haben.

“Reale Gefahr einer nuklearen Katastrophe”

Bei dem Angriff auf das größte europäische AKW wurden demnach ein Lager für abgebrannten Kernbrennstoff getroffen sowie Sensoren zur Strahlenmessung beschädigt. Am Samstagabend sei auch ein Arbeiter verletzt worden, teilte Energoatom am Sonntag mit. Kurz vor der Explosion hätten sich zudem Hunderte Mitglieder der russischen Besatzung in Bunkern versteckt. Die Angaben beider Seiten ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Erst am vergangenen Freitag hatten sich Moskau und Kiew gegenseitig für den Beschuss von Europas größtem Atomkraftwerk verantwortlich gemacht. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) drängte daraufhin erneut auf Zugang zu der Anlage, die die Russen im Zuge des seit fast einem halben Jahr andauernden Kriegs besetzt haben. Der jüngste Angriff unterstreiche “die sehr reale Gefahr einer nuklearen Katastrophe, die die öffentliche Gesundheit und die Umwelt in der Ukraine und darüber hinaus bedrohen könnte”, sagte IAEA-Chef Rafael Grossi am Samstag.

Selenskyj bedankt sich für Waffenlieferungen

Die ukrainische Armee gerät im östlichen Gebiet Donezk unterdessen zunehmend unter Druck – hat vorerst aber eigenen Angaben zufolge alle Vorstöße der Russen abgewehrt. Seit der Eroberung der Nachbarregion Luhansk konzentrieren die Russen ihre Angriffe im Donbass auf Donezk, wo sie bisher rund 60 Prozent des Territoriums erobert haben. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bat vor diesem Hintergrund um neue westliche Waffen und bedankte sich zugleich für die bisher gelieferten.

“Jeder Angriff auf die Munitionsdepots des Feindes, auf seine Kommandoposten und auf Ansammlungen russischer Technik rettet unser aller Leben, das Leben der ukrainischen Soldaten und Zivilisten”, sagte er. In der vergangenen Woche habe die ukrainische Armee “starke Ergebnisse” bei der Zerstörung russischer Kriegslogistik erzielt.

Guterres: Angriffe auf AKW “selbstmörderisch”

Zu den Auseinandersetzungen meldete sich nun auch Antonio Guterres zu Wort. Die Gefahr einer nuklearen Konfrontation ist nach den Worten des Generalsekretärs der Vereinten Nationen (UN) “nach Jahrzehnten wieder da”. Die Atomstaaten sollten sich verpflichten, diese Waffen nicht erstmalig einzusetzen, sagte Guterres am Montag auf einer Pressekonferenz in Tokio vor dem Hintergrund der Hiroshima-Friedensgedenkfeier am Wochenende zum 77. Jahrestag des ersten Atombombenabwurfs.

Auch jegliche Angriffe auf ein Atomkraftwerk seien “selbstmörderisch”, sagte er mit Blick auf Berichte über den erneuten russischen Beschuss des größten europäischen AKWs Saporischschja in der Ukraine. Der Angriff auf Saporischschja alarmierte die Internationale Atomenergie-Organisation. IAEO-Generaldirektor Rafael Grossi warnte am Samstag vor der Gefahr einer Nuklearkatastrophe, die die öffentliche Gesundheit und die Umwelt in der Ukraine und darüber hinaus bedrohen könne.

(apa/red)

Titelbild: ANDREY BORODULIN / AFP / picturedesk.com

Autor

  • Markus Steurer

    Hat eine Leidenschaft für Reportagen. Mit der Kamera ist er meistens dort, wo die spannendsten Geschichten geschrieben werden – draußen bei den Menschen.

LESEN SIE AUCH

Liebe Forumsteilnehmer,

Bitte bleiben Sie anderen Teilnehmern gegenüber höflich und posten Sie nur Relevantes zum Thema.

Ihre Kommentare können sonst entfernt werden.

53 Kommentare

53 Kommentare
Meisten Bewertungen
Neueste Älteste
Inline Feedbacks
Zeige alle Kommentare

Jetzt: Die verhinderte Obduktion im Fall "Pilnacek"

Nur so unterstützt du weitere Recherchen!

pilnacekbannerhalfpage