Nach den schweren Explosionen auf der von Russland annektierten ukrainischen Halbinsel Krim sind Satellitenbilder aufgetaucht, die große Verluste auf der russischen Seite bestätigen. Von Russland wird der Angriff verharmlost.
Wien, 11. August 2022 | Auf der ukrainischen Schwarzmeer-Halbinsel Krim, die 2014 von Russland annektiert wurde, herrscht seit 9. August Ausnahmezustand. Eine vermeintlich ukrainische Gegenoffensive hat schwere Verluste auf russischer Seite gefordert und zu kilometerlangen Autokolonnen von russischen Urlaubern geführt, die fluchtartig die Krim verlassen. Der Kreml streitet zwar jegliche Verluste ab, Satellitenbilder von einem Militärflughafen vor und nach dem Bombenangriff, die in sozialen Medien kursieren, bestätigen dies jedoch.
First unrectified images of Saki Air Base in Crimea via @planet following yesterday's multiple explosions. There's clearly been a massive fire across the base following whatever happened there: pic.twitter.com/vQJa6ljMEv
— Eliot Higgins (@EliotHiggins) August 10, 2022
Spott über russische Urlauber
Die Satellitenbilder zeigen große Flächen verbrannter Erde und mindestens acht Flugzeuge im Luftwaffenstützpunkt Saky in der Stadt Novofedorivka die durch die Bombenanschläge zerstört oder zumindest massiv beschädigt wurden. Novofedorivka liegt etwa 20 km vom Resort-Urlaubsort Yevpatoriya entfernt. Die Explosionen auf dem Luftwaffenstützpunkt ereigneten sich am Nachmittag des 9. August. Bei dem Anschlag wurde eine Person getötet und 14 Personen verletzt. Die ukrainische Seite hat sich bisher nicht zu einer direkten Beteiligung an dem Vorfall geäußert. Allerdings hat das ukrainische Verteidigungsministerium ein Video veröffentlicht, in dem sie spöttisch russische Urlauber vor einem Ferienaufenthalt auf der Krim warnen und ihnen stattdessen einen Urlaub in der Türkei, auf Kuba oder in der Vereinigten Arabischen Emirate ans Herz legen.
Unless they want an unpleasantly hot summer break, we advise our valued russian guests not to visit Ukrainian Crimea.
Because no amount of sunscreen will protect them from the hazardous effects of smoking in unauthorised areas.
🎶Bananarama pic.twitter.com/NnWnpZqMhR— Defense of Ukraine (@DefenceU) August 11, 2022
Uneinheitliche Informationen von Russland
Von der russischen Seite gab es seit der Explosion widersprüchliche Informationen. Das russische Verteidigungsministerium behauptete zuerst die Explosion sei durch ein Missgeschick entstanden. Die Lagerung von Munition an einem Flugplatz hätte zur Explosion geführt und nicht ein Bombenangriff. Auch der russische Militärblogger „Rybar“ berichtete auf Telegram von angeblichen Missgeschicken, die zur Explosion geführt hätten. Laut ihm sei die Explosion eine Folge von Fahrlässigkeit und nicht eingehaltenen Sicherheitsvorschriften. Russische Propagandamedien können sich ebenfalls nicht auf eine Version einigen, was vermuten lässt, dass Beamte des russischen Verteidigungsministeriums konkurrierende Theorien zur Explosion haben, die sie an die Medien weitergeben, so die Einschätzung des US-amerikanischen „Institute for the Study of War“ (ISW). Die russischen Streitkräfte auf dem Luftwaffenstützpunkt wissen wahrscheinlich bereits, was passiert ist, wissen aber möglicherweise noch nicht, wie und von wo genau die ukrainischen Streitkräfte den Angriff durchgeführt haben schlussfolgert das ISW weiter.
(nb)
Titelbild: AFP / picturedesk.com