Donnerstag, April 25, 2024

Studie: Komplexe Auswirkungen von Hitze- und Dürre-Extremen werden unterschätzt

Studie:

Eine neue Studie kommt zum Schluss: Krisenmanagement wird bisher nicht umfassend genug gedacht. Die Auswirkungen extremer Hitze und Dürre hatte in der Vergangenheit komplexe Auswirkungen, die für die Zukunft bedacht werden sollten, so der Schluss.

Zürich, 11. August 2022 | Die in den kommenden Jahren verstärkt erwarteten Klima-Ereignisse mit extremer Hitze und lang anhaltender Dürre können vielfältige und bisher häufig unterschätzte Auswirkungen haben. Das hat eine am Mittwoch im Fachjournal “PLOS Climate” veröffentlichte Studie ergeben. Die Autoren warnen davor, dass es zur Schädigung ganzer sozio-ökonomischer Systeme kommen kann und mahnen ein, dass man bei Risikobewertungen vernetzter denken muss.

Acht Extrem-Ereignisse analysiert

Acht gut dokumentierte Extrem-Ereignisse der vergangenen zwei Jahrzehnte in Europa, Afrika und Australien hat Hauptautorin Laura Niggli von der Universität Zürich mit ihren vier Mitautoren untersucht. Sie haben dabei Auswirkungen in den unterschiedlichsten Sektoren untersucht. Die ökonomischen und ökologischen Folgen seien außerordentlich vielfältig gewesen, ist das Ergebnis der Studie. Nicht nur der Gesundheitsbereich, auch Energie- und Wasserversorgung waren fast immer stark betroffen.

Unter die Lupe genommen wurden etwa die extreme Hitzewelle, die im Jahr 2003 in Europa rund 80.000 Tote forderte, und ein ähnliches Ereignis in Russland, wo 2010 über 55.000 Hitzetote gezählt wurden. Die lange anhaltende Trockenheit in Kapstadt 2016 bis 2018, die drastische Auswirkungen auf Wasserversorgung und Nahrungsmittelproduktion hatte, wurde ebenso studiert wie die großen Buschbrände 2019/20 in Australien, die katastrophalsten in der Geschichte des Landes.

Strom wird während Hitze zum Problem

Ein Problem dabei: Je heißer es ist, desto mehr Strom für Kühlung wird benötigt. “Die erhöhte Stromnachfrage während extremer Hitzeperioden kann eine Lücke zwischen Nachfrage und Angebot entstehen lassen”, heißt es in der Studie. “Zumal der Energiesektor bereits stark von Hitze- und Dürrextreme betroffen ist und unter Effizienzverlusten und Einbußen bei Erzeugung als auch bei der Verteilung von Strom leidet.”

Konkreter wird Laura Niggli gegenüber der APA: “Entscheidend ist, wo die Elektrizität herkommt und wie sie produziert wird. AKW sind anfällig wegen ihres Bedarfes an Kühlwasser, der schnell im Konflikt steht zur Erhaltung der Flussökologie sowie zu der Nachfrage in der Landwirtschaft. Wasserkraft, sei es in Form von Laufkraft- oder Speicherkraftwerken, ist anfällig gegenüber langanhaltender Trockenheit. Hier muss bereits frühzeitig das Management angepasst werden und nicht erst mitten in einer Dürresituation“, so die Wissenschaftlerin.

Konflikte ums Wasser vorprogrammiert

Es würden außerdem zunehmend Konflikte ums Wasser offensichtlich, auch in den Alpenregionen unserer Länder, sagte Niggli. Sie sieht Interessenskonflikte etwa mit der Bewässerung für die Landwirtschaft, mit der Beschneiung im Winter und mit ökologischen Fragen. “Wichtig bei der Stromerzeugung ist daher auch die Diversifizierung der Produktion und eine sektorübergreifende Planung mit Möglichkeiten flexibler Anpassungen zur intelligenten Nutzung mit geringer Verschwendung.”

Infrastrukturschäden möglich

Im Transportwesen könne es etwa durch Behinderungen in der Flussschifffahrt – aufgrund von Niedrigwasser wie derzeit etwa an der Elbe – oder bei Bahn- und Straßentransporten durch Verformungen von Schienen und Aufweichen von Asphalt kommen. Schulschließungen oder Veranstaltungsverbote könnten die Folge sein ebenso wie Preissteigerungen in bestimmten Marktsegmenten. Einzig im Bereich von Kommunikation und Internet konnten laut Studie keine Auswirkungen konstatiert werden.

“Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass sich die Art und das Ausmaß, in dem sich extreme Hitze- und Dürre-Ereignisse auf die betroffenen Sektoren und Güter auswirken, wahrscheinlich zunehmen werden, und zwar in raschem Tempo. Es ist daher unerlässlich, Sektoren, Vermögenswerte und potenzielle Zusammenhänge zu berücksichtigen, auch wenn sie bisher nicht im Mittelpunkt standen“, so die Studien-Autoren.

(apa/red)

Titelbild: GUILLAUME SOUVANT / AFP / picturedesk.com

Redaktion
Redaktion
Die ZackZack Redaktion
LESEN SIE AUCH

Liebe Forumsteilnehmer,

Bitte bleiben Sie anderen Teilnehmern gegenüber höflich und posten Sie nur Relevantes zum Thema.

Ihre Kommentare können sonst entfernt werden.

3 Kommentare

Kommentarfunktion ist geschlossen.

Jetzt: Benkos Luxusvilla in Italien

Denn: ZackZack bist auch DU!