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Die Musikerin und Aktivistin Isabel Frey findet sich in jiddischen Revolutionsliedern wieder. Beim Kultursommer in Wien setzte sie die von Sozialkritik durchdrungenen Lieder in den Kontext der anhaltenden Pandemie.
Wien, 13. August 2022 | Wenn die Aktivistin und Musikerin Isabel Frey jiddische Revolutionslieder singt, springt der Funke sofort auf das Publikum über. Den Effekt der teils tieftraurigen, teils vor schwarzem Humor und beinahe trotziger Heiterkeit strotzenden Lieder, hat man jüngst beim Wiener Kultursommer beobachten können.
Revolution in Wort und Ton
Vor der Kulisse des Karl-Marx-Hofs im 19. Wiener Gemeindebezirk – eines geschützten Denkmals des Roten Wien –, saß Frey am 5. August mit ihrer Gitarre auf der Bühne, vor ihr Menschen in Liegestühlen und auf im Gras ausgebreiteten Picknickdecken. Unter dem Titel „Arbetslose senen mir – Mit jiddischen Revolutionsliedern durch die Pandemie“, spannte die Künstlerin unter anderem einen musikalischen und poetischen Bogen vom Leben der jüdischen Mittel- und Unterschicht – auch speziell Frauen – im 19. und 20. Jahrhundert in die Pandemie-geplagte Gegenwart.
Mit der einen oder anderen Übersetzung der Lieder und einzelner Wörter, machte Frey den Stoff auch jenen zugänglich, die Jiddisch nicht verstehen. Neben Liedern mal mehr, mal weniger bekannter jiddischer Künstler und Künstlerinnen, trug sie auch selbst vertonte jiddische Poesie vor.
Gefühlvoll und facettenreich interpretiert
Mehr als Stimme und Gitarre braucht Frey nicht, um das Publikum einzufangen. Sie bedient sich verschiedener Stimmlagen, angepassten Tempos, diverser Spielarten und auch der Stille, um für jedes Lied die richtige Stimmung zu erzeugen.
Ihren Zuhörern und Zuhörerinnen zauberte sie mit ihrer Kultursommer-Darbietung dann und wann ein Lächeln ins Gesicht und – an einem der heißesten Abende des Sommers – mit der gefühlvollen Interpretation eines Trauerlieds eine Gänsehaut auf den Körper.
Die nächste Möglichkeit in Österreich, Frey live zu hören, ist am 1. Oktober bei der Langen Nacht der Museen in der Synagoge St. Pölten. Weitere Konzerttermine sind auf ihrer Website aufgelistet. Außerdem ist 2020 Freys Debüt-Album herausgekommen, das mit der Selbstbeschreibung „Millenial Bundist“ betitelt ist. Es ist im Musikhandel zu kaufen oder auf Streaming-Plattformen zu hören.
(pma)
Titelbild: Niko Havranek/Kultursommer Wien/Bearbeitung: ZackZack