Mittwoch, Mai 1, 2024

Dürre gefährdet Europas Stromversorgung

Die anhaltende Dürre belastet Europas Stromnetz, etwa weil Flüsse so stark austrocknen, dass Wasserkraftwerke weniger Strom erzeugen können. Auch in den kommenden drei Monaten dürfte sich die Lage nicht entspannen.

Wien, 16. August 2022 | Die anhaltende Dürre in Europa gefährdet zunehmend die Stromversorgung des Kontinents: Infolge der austrocknenden Flüsse könnten gleichzeitig Atomkraftwerke und Wasserkraftwerke ausfallen und das Risiko steigen, dass Kohlekraftwerke nicht mehr versorgt werden können. “Es ist möglich, dass wir in Deutschland vor einer Gasknappheit noch eine Stromknappheit bekommen”, sagte Alexander Weiss, Leiter der globalen Energieberatung von McKinsey, dem “Handelsblatt”.

Belastung durch verschiedene Faktoren

“Es kommen alle denkbaren Faktoren zusammen, die für das Stromerzeugungssystem in Summe eine immense Belastung darstellen”, sagte Weiss der Zeitung. Lastabwürfe seien nicht unwahrscheinlich, so der Experte. Gemeint ist eine Situation, in der zum Beispiel größere Stromabnehmer aus der Industrie vom Netz abgetrennt werden müssen, um Stromausfälle zu verhindern.

Die Knappheiten führen schon jetzt dazu, dass mehr Strom aus Gas produziert wird. Im Juli haben deutsche Gaskraftwerke 13 Prozent mehr Strom erzeugt als im Juli des Vorjahres. Für August sind es bisher 24 Prozent mehr.

Dürre wird weiter anhalten

Klimawissenschaftler sehen vorerst keine Entspannung. Zwar sei in den nächsten zehn Tage in vielen Regionen Europas Regen zu erwarten, sagte Andrea Toreti vom European Drought Observatory der EU-Kommission. “Die langfristige Vorhersage für die nächsten drei Monate deutet jedoch immer noch auf trockenere Bedingungen als üblich hin.” Der Hydrologe Fred Hattermann vom Potsdam Institut für Klimafolgen-Forschung (PIK) weist darauf hin, dass die trockenste Zeit des Jahres in der Regel erst ab September beginnt.

Merklich geringe Wassermengen

Auch der Verbund merkt in seinen Flusskraftwerken die derzeit geringeren Wassermengen. Aktuell werde um 14 Prozentpunkte weniger Strom erzeugt als im langjährigen Durchschnitt, hieß es auf APA-Anfrage. Auch deshalb sei eine Diversifizierung der österreichischen Stromerzeugung hin zu mehr Photovoltaik und Windkraft sinnvoll, so Pressesprecherin Ingun Metelko.

Weniger Wasser wirkt sich übrigens nicht eins zu eins auf die Stromerzeugung aus. Die Energieausbeute ist nicht nur von der Wassermenge, sondern auch von der Fallhöhe beim jeweiligen Kraftwerk abhängig. Sinkt der Wasserstand, steige der Höhenunterschied zwischen Ober- und Unterwasser und somit die Fallhöhe, erklärte die Verbund-Sprecherin. Der energetische Erzeugungsverlust werde so abgemildert.

Auswirkung der Klimakrise

Die Trockenheit ist eine Folge der Klimakrise. In Südeuropa nimmt die jährliche Niederschlagsmenge ab, was zu häufigeren und intensiveren Dürren als noch vor hundert Jahren führt und letztlich die Wüstenbildung begünstigt. Aber auch ohne Änderungen im Niederschlagsmittel kommen trockene Böden häufiger vor, da die höheren Lufttemperaturen dem Boden durch Verdunstung Wasser entziehen. Mit zunehmender Dauer der Trockenphasen steigt auch das Waldbrand-Risiko, wie in weiten Teilen Europas zu beobachten ist.

Zum Teil werden die niedrigen Pegelstände der Flüsse noch durch Wasser von den Gletschern kompensiert. Das ist etwa bei der Donau der Fall. Dass hier die Stromproduktion auf niedrigerem Niveau weiterläuft, liegt am Inn als Zubringerfluss, der noch mit viel Gletscherwasser gespeist wird.

(apa/red)

Titelbild: SEBASTIEN BOZON / AFP / picturedesk.com

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5 Kommentare

  1. Wenn der Strom ausgeht, gibt es eine schnelle Hilfe: Fahrverbot für E-Autos und E-Bikes.

  2. Die Rest der Welt lacht sich kaputt über die Europäer, die sich zurück in die Steinzeit schießen, während überall der Hunger nach Energie, Mobilität und Wohlstand explodiert. Wie wird das mit der Stromversorgung eigentlich werden, wenn nur mehr Elektroautos auf die Straße dürfen und die Leute bald wegen Gasmangels mit Heizstrahlern heizen? Der Lastabwurfexperte kann auch gleich einmal einen Wirtschaftsexperten fragen, was es für Auswirkungen auf die Wirtschaft hat, wenn die Last abgeworfen wird. Könnte sein, dass unqualifizierte, von Steuergeld lebende Nichtbeitragsleister dann plötzlich kein Geld mehr vom Staat bekommen, weil der mit dem Gelddrucken nicht mehr hinterher kommt.

  3. Man sollte vorrangig und gemeinsam an der Bekämpfung des Klimawandels und der Überbevölkerung arbeiten. Wenn im Himalaya die Gletscher schmelzen werden 1 Milliarde Chinesen ohne ausreichende Wasserversorgung sein. In den USA sah man in den letzen Wochen eklatante Wasserknappheit in einigen Regionen.
    Wie kontraproduktiv Machtspiele für Menschen und Umwelt sind, sieht man im Augenblick an V. Putins Krieg in der Ukraine.

  4. Da ist es wohl in diesem Zusammenhang geradezu pervers, der Bevölkerung auch noch die Elektro-Karren aufzudrängen, wo wir doch in Österreich praktisch null Einfluss auf das Weltklima nehmen können. Es wird zukünftig überaus vorteilhaft sein, einen “sauberen” sparsamen Euro6d-Diesel zu besitzen, samt mehrerer hundert Liter Reserve-Diesel, um auch bei einem länger anhaltenden sogenannten Blackout oder gar einer “Dunkelflaute” mobil zu bleiben…….

    • Na hoffentlich hat die Karre dann eine gute Klimaanlage damit sie bei 45 Grad im Schatten darin nicht ersticken….

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