Corona:
Während der Corona-Pandemie ist die Lebenserwartung in Teilen Deutschlands deutlich gesunken. Experten sprechen von einem Rückgang in einem Ausmaß, das außerhalb von Kriegszeiten sehr ungewöhnlich ist.
Wiesbaden, 17. August 2022 | Die durchschnittliche Lebenserwartung ist während der Corona-Pandemie in einigen deutschen Bundesländern deutlich stärker gesunken als in anderen Teilen des Landes. In den besonders von Corona-Wellen betroffenen Bundesländern Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen lag nach Expertenberechnungen die durchschnittliche Lebenserwartung von neugeborenen Buben 2021 im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie eineinhalb Jahre niedriger, bei neugeborenen Mädchen etwas mehr als ein Jahr.
Für die Lebenserwartung wird ermittelt, welche durchschnittliche Lebenslänge Neugeborene erreichen würden, wenn die in einem Jahr verzeichneten altersspezifischen Sterblichkeitsraten über die nächsten 115 Jahre konstant gehalten würden.
Ungewöhnlicher Rückgang für Friedenszeiten
Eine sinkende Lebenserwartung von mehr als einem Jahr ist nach Einschätzung der Experten außerhalb von Kriegszeiten sehr ungewöhnlich. “Rückgänge in dieser Größenordnung wurden letztmals zum Ende der DDR verzeichnet”, erklärte der Forschungsdirektor am Bundesinstitut, Sebastian Klüsener. Die starken regionalen Unterschiede seien unter anderem mit der Infektionslage, den ergriffenen Corona-Maßnahmen und dem Verhalten der Bevölkerung zu erklären. Auch die Nähe zu stark betroffenen Nachbarländern wie etwa Tschechien und Polen spiele eine Rolle.
Südosten am stärksten betroffen
“In der Betrachtung zwischen 2019 und 2021 haben die südlichen Regionen Ostdeutschlands die stärksten Rückgänge verzeichnet”, sagte Markus Sauerberg vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung am Mittwoch in Wiesbaden. Am anderen Ende der Skala stehe Schleswig-Holstein. Dort kletterte die Lebenserwartung den Angaben zufolge zwischen 2019 und 2021 bei den neugeborenen Buben sogar um 0,2 Jahre, während es bei den Prognosen für die neugeborenen Mädchen mit einem Minus von 0,2 einen vergleichsweise geringen Rückgang gab.
Vor Pandemie stieg die Lebenserwartung
Deutschlandweit sank die Lebenserwartung im Verlauf des ersten Corona-Jahres 2020 bei Buben um 0,2 Jahre auf 78,49 Jahre und bei Mädchen um 0,1 Jahr auf 83,36 Jahre, wie aus den Berechnungen hervorgeht. Als 2021 die Alpha- und Deltavarianten dominierten, sei sie bei Buben um weitere 0,4 und bei Mädchen um 0,3 Jahre gesunken. Vor dem Beginn der Pandemie war die Lebenserwartung in Deutschland jährlich um etwa 0,1 Jahr gestiegen.
(apa/red)
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