Samstag, April 27, 2024

Fußballfans zertrümmern Investorendeal

Die Deutsche Fußball Liga wollte TV-Vermarktungsrechte für eine Milliarde Euro an einen privaten Investor verkaufen. Sie hatte die Rechnung ohne die Fans gemacht. Diese brachten den Deal mit kreativen Protesten zu Fall.

Der Investorendeal im deutschen Profifußball ist gescheitert. Das gab der Aufsichtsratsvorsitzende der Deutschen Fußball Liga (DFL), Hans-Joachim Watzke, am Mittwoch bekannt. Dem Ende des umstrittenen Deals waren wochenlange Proteste von Fankurven vorausgegangen. Schließlich wurde den Vereinen der Druck der eigenen Fans zu groß.

Beispielloser Erfolg für zivilen Protest

Dass sich friedlicher Protest gegen einen Milliardeninvestor durchsetzen kann, ist selten. Umso größer war die Freude bei den Fanverbänden des deutschen Profifußballs, die mit Transparenten und auf das Spielfeld geworfene Gegenstände wochenlang gegen den umstrittenen Einstieg eines Investors mobil gemacht hatten.

So wurden in Matches der Bundesliga und der Zweiten Liga ab Spielminute 25 Tennisbälle, Schokotaler oder auch ferngesteuerte Autos auf den Rasen befördert. Spiele mussten bis zu 30 Minuten unterbrochen werden, einige standen kurz vor dem Abbruch.

Quelle: X (vormals Twitter)

Heilige Regel gebrochen

Im deutschen Profifußball herrscht immer noch die „50+1-Regel“. Das bedeutet, dass die Besitzverhältnisse und Entscheidungsgewalt der Vereine der beiden Profispielklassen immer mehrheitlich beim Klub und seinen Mitgliedern bleiben müssen.

Bei der Abstimmung für den Investorendeal, für deren Erfolg eine Zweidrittelmehrheit notwendig war, sorgte insbesondere das Stimmverhalten von Hannover 96-Geschäftsführer Martin Kind für wütende Reaktionen. Dieser wurde von seinem Verein aufgefordert mit Nein zu stimmen, dürfte aber das Gegenteil davon gemacht haben. Damit habe er die 50+1-Regel umgangen und die wichtigste Regel des deutschen Fußballs gebrochen. Die Abstimmung im Dezember wurde somit mit 24 zu 12 Stimmen haarscharf angenommen. Fans und Vereinsmitglieder fühlten sich übergangen.

Quelle: X (vormals Twitter)

Vermarktungsrechte verkauft

Ziel des Deals war es, bis zu neun Prozent der TV-Vermarktungsrechte für eine Milliarde Euro an das luxemburgische Finanzunternehmen CVC zu verkaufen. Das Geld sollte dann auf die Vereine aufgeteilt werden, wobei größere Vereine bevorzugt werden sollten. Besonders bei Vereinen aus der zweiten Spielklasse erfreute sich der geplante Deal deshalb keiner großen Zustimmung. St. Pauli und Hertha BSC etwa haben wiederholt ihre Ablehnung zum Ausdruck gebracht.

Das Scheitern des Investoreneinstiegs wird als bahnbrechender Triumph demokratischer Protestkultur in die Geschichte des deutschen Fußballs eingehen. In Zukunft muss sich die Liga und die Vereine gut überlegen, die Fankurven ein weiteres mal zu übergehen.

Titelbild: X – https://twitter.com/dw_sports/status/1760331120552374348/photo/1

Daniel Pilz
Daniel Pilz
Taucht gerne in komplexere Themengebiete ein und ist trotz Philosophiestudiums nicht im Elfenbeinturm stecken geblieben.
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14 Kommentare

  1. Durch diesen Protest wurde die Legitimität der Entscheidung in Frage gestellt. Auch Diktatoren müssen sich um die Anerkennung ihrer Politik im Volk bemühen. Passiver Widerstand, wenn er lange genug anhält, siegt.
    Das machten sich auch die USA mit den von ihnen geförderten Protesten, die dem Maidan in Kiew vorangegangen sind, zu Nutze. Sie haben versucht Protesten Volksfestcharakter in Parks zu verleihen, und haben sie so am Leben erhalten.

  2. Sport ist das Negativbeispiel wie man etwas, das ursprünglich der allgemeinsamen Belustigung, der Gesundheit und schlicht der Freude diente, in etwas monströs Kapitalistisches umwandeln kann. Sex kommt dann an zweiter Stelle der Negativbeispiele diesbezüglich.

  3. das ist sehr gut so.

    ich bin ja neugierig, was sich mit der geplanten superleague tun wird.

    das wäre dann die totale vereinnahmung des fussballs durch den kapitalismus.

    • Das ist doch längst passiert! Die englische Premier League ist das beste Beispiel dafür.

      Das große Kapital hat den Fußball übernommen. Ob bei den bekanntesten Vereinen oder bei den internationalen Verbänden. Es geht nur mehr um die bestmögliche teure Vermarktung. Der Sport selbst oder die Fans vor Ort sind zur Nebensache verkommen. Deshalb läuft auch die Championsleague nur mehr in Bezahlsendern.

      • …..und über Saudi Arabien, Katar oder den gekauften Herrn Infantino ist es besser gar nicht nachzudenken…….

      • @Kritiker 123, Gott sei Dank, ich mags eh nicht wenn das öffentlich rechtliche TV mit Sportübertragungen zugemüllt wird. Erst recht nicht seit dem ich dafür bezahlen muss. Ich hoffe das Schlager- Volksmusigedümmel landet auch bald auf Bezahl-TV. 😐

        • Sorry, aber ich zahle seit über 50 Jahre dafür und ich denke, daß ich so wie viele andere ein Recht darauf haben, daß wir im öffentlich rechtlichen Sport sehen können. Ich mag auch keine Schlager und keine Volksdümmliche Musi n, aber dafür gibt es mittlerweile eine Fernbedienung, wo man auf viele andere Sender umschalten kann. Früher, ältere unter uns können sich noch dran erinnern, daß man zum Umschalten aufstehen musste, was meistens wir Kinder machen mussten 🙂

          Und jeder wie er will und mag.

          Und mal ehrlich, viele die sich jetzt so aufregen, weil sie zahlen müssen, ich möchte da niemanden persönlich ansprechen, steht mir nicht zu, hören sehr wohl noch im Auto, schön brav im Autoradio diverse Sender. Also auch das gehört zum öffentlich Rechtlichen

          Wer weder das noch das macht, o.k. der kann sauer sein, aber man muß auch mal sehen, daß es noch viele Menschen gibt, die ORF schauen und hören und sich noch nie beschwert haben, daß sie dafür eine Gebühr zahlen.

          Und so weh tut die Gebühr wirklich nicht, ausserdem sind Menschen die wenig haben, davon befreit. Ich zahle es und hab auch ein Anrecht auf Sport usw.

          Über die ganzen überhöhten Gehälter die beim ORF bezahlt werden, über vieles, was nicht toll ist, kann man gerne reden, aber alles nur mehr auf Bezahlsender auslegen, nein, das kann es nicht sein.

          • @soschautsaus, ich höre kein Radio weil ich das “nebenbei” Gedudel nicht mag (besonders beim Autofahren) und ich habe schon seit 15 Jahren kein TV Gerät mehr, also auch keine Fernbedienung!. Wofür auch, ich scheine zu der Randgruppe in Österreich zu gehören, die weder auf Sport noch auf Volksmusi oder dümmliche Werbung in Dauerschleife stehen. Das Argument “jeder wie er mag ist da schon etwas fadenscheinig”. Jetzt muss ich für eine TV Thek im Internet zahlen, die nicht einmal das vollständige Programm enthält. Finden sie das gerecht? Ich nicht und ich denke der VfGh sieht das genauso. Kommt als nächstes, dass ich zwangsweise ein Smart Phone besitzen muss, oder zumindest dafür zahlen? Und schön für sie, dass sie die ORF Gebühren nicht schmerzen, mich nämlich schon.

          • baer 23.2.2024 Um 8:31

            Gegen die Zwangsgebühr bin ich auch, das habe ich vergessen zu schreiben, Asche auf mein Haupt.

            Wer den ORF nicht benutzt, weder Fernsehen, noch Internet, noch Radio, der soll auch nichts dafür bezahlen müssen, da sind wir uns einig.

            Mir persönlich ging es einzig um die Feststellung, daß, wer zahlt, auch ein Anrecht darauf hat, Sport, oder was immer er auch sehen mag zu sehen. Viele schauen ORF, hören Radio, benutzen die TV- Thek, und die sollen auch dafür bezahlen. Ich denke, da sind wir uns auch einig?

            Und ich betrachte die Gebühr dafür, wie eben manche von mir aus für Netflix oder was immer es da gibt zahlen, da kenne ich mich nicht aus, da ich keine Bezahlsender schaue.

            Fadenscheinig finde ich es absolut nicht, denn es ist doch so, jeder wie er mag, das habe ich darauf bezogen, der Eine schaut Sport, der Andere schaut sich Sendungen an, die ich mir nicht anschaue und daß meinte ich jeder wie er mag, also jeder soll sich anschauen, anhören, wie er mag und da hat der ORF einfach für jeden, der schauen mag was dabei und das soll auch so bleiben.

            Können wir uns drauf einigen, daß wir sagen, wer ORF, schaut, hört, dafür seinen Beitrag leistet und wer absolut nichts damit zu tun haben will, der nicht?

            Und der, der zahlt ein Recht darauf hat, daß er ein möglichst “buntes” Programm erhält.

            Wer es nicht konsumiert, der soll natürlich auch nichts dafür bezahlen müssen, ich denke auch, daß es so gerecht ist. Im Moment ist es eben nicht so, ob sich das ändern wird, ich vermute schon.

            Denn ich z.b. habe kein Handy, also ebenfalls Randgruppe, und da möchte ich auch nicht mit einer Zwangsabgabe “beglückt” werden.

            Manchesmal, könnte man vieles leichter klären, im direkten Gespräch, aber ich denke, wir sind uns einige, wer etwas benutzt, der soll zahlen und der hat ein Anrecht drauf, daß er eben dann auch das zu sehen kriegt, was er mag. Wer nichts benutzt, der soll auch nicht dafür zahlen müssen, dem kann es aber auch dann egal sein, was derjenige zu sehen kriegt, der dafür bezahlt.

            Und mich schmerzen die Gebühren wirklich nicht, denn wie gesagt, ich konsumiere ja auch, aber es ist verständlich, daß wenn jemand nichts davon benutzt, sagt, daß ihn das schmerzt.

            Ich denke, so betrachtet, finden wir beide da den Weg, der für beide o.k. ist.

          • @soschautsaus, “ein möglichst buntes Programm” und genau da sehe ich das Problem beim ORF (den ich überdies für seine exzellente Berichterstattung sehr schätze). Für die Jungen ist, wenn wir uns ehrlich sind, überhaupt nichts dabei. Wer Informationen will, der wird beim ORF bestens bedient. Aber das Unterhaltungsprogramm beschränkt sich fast gänzlich auf die ältere Generation. Anspruchsvolles gibts sowieso grundsätzlich erst ab 22 Uhr, als müsse man das irgendwo verstecken. Und genau das ärgert mich und viele Andere an dieser “Bezahlpflicht”. Und leider war man so dumm und hat damit der FPÖ ein Propagandainstrument in die Hand gegeben, das jeder der sich im ORF Programm nicht wiederfindet bereitwillig aufnimmt. 😐

          • baer 23.2.2024 Um 10:25

            Da sind wir uns völlig einig, daß man damit den Effen wieder was in die Hand gegeben hat, ja, das macht mich krawutisch.

            Es ist aber wie bei allem auch die Frage, wen interessiert was. Also, daß die Jungen sich da nichts finden, kann ich nicht beurteilen, ich kenne junge Menschen, die gerne eben z.b. Sport beim ORF schauen, die sich gerne auch gute Dokus anschauen, ich kenne aber auch welche die sagen ORF, ZDF, ARD sind Oma und Opa Sender. Aber die schauen halt sowieso z.b. Netflix, ob das Programm dort gut ist, weiß ich nicht, wenn ich so sehe, was da läuft,also wenn Werbung dafür gemacht wird, gut, dann finde ich da nicht unbedingt, daß es sinnvolle Sachen sind, aber ich würde niemals sagen, das schaut man nicht, jeder wie er mag, jeder wie es für ihn passt.

            Das Unterhaltungsprogramm, also ich spreche da jetzt mal nur für mich, und das meinte ich vorher auch, ist bunt genug, ja, natürlich kann es sein, daß ich es eben mit den Augen der älteren Generation sehe. Ja, finde ich aber nicht schlimm, denn wir Alten haben auch ein Anrecht, daß wir uns beim Fernsehen, unterhalten, informieren, abschalten oder was auch immer. Die Berichterstattung ist wirklich gut, da sind wir uns einig.
            Für mich findet sich allerdings besonders auf ORF 3 auch um 20.15 oder früher was, ich finde es gut, daß ich mir dort z.b. Opern anschauen kann, aber das sind eben Dinge die mich interessieren.
            Und mal ganz ehrlich, wir hatten früher ORF 1 und ORF 2 und einen “verschneitet” ARD, wir haben uns gefreut wenn am Vormittag das Schichtarbeiterprogramm war, wir haben uns gefreut, wenn Messezeit war, dann kam auch im Fernsehen ein sogenanntes Messeprogramm, damit meine ich nicht die Kirche, sondern Messe, die mit Firmen, Vergnügungspark war, damals war der heute betrachtet größte Schmarrn super, weil man froh war, daß man sich einen Fernseher leisten konnte.

            Heute hat man zig Programme und es passiert sehr oft, daß man sagt, da und da und da lauter Schmarrn, da verbringe ich meine Lebenszeit lieber mit einem guten Buch oder höre schöne Musik.

            Nicht umsonst haben Sie ja keinen Fernseher mehr, aber schön, wenn man dann doch die Berichterstattung toll findet.

            Also ich bin weder ein ORF Verteidiger, noch ein ORF Mitarbeiter, bin lediglich eine Konsumentin, die sich eben auch im ORF was findet, egal ob ORF, 1, oder 2 oder 3 und ich zahle meinen Beitrag wie gesagt gerne, aber ich möchte eben dann auch den Sport sehen, oder die Oper, oder die Übertragung von den Parlamentssitzungen oder oder. Ich schaue gezielt und finde eben die für mich passenden Dinge und da ich dafür bezahle, möchte ich die Vielfalt die eben nicht für alle passen wird, aber für mich passt, nicht missen.

            Mehr wollte ich dazu auch nicht sagen und es ist mir einfach sauer aufgestossen, wenn wer sagt, der Sport muß weg, nein, muß er nicht, und Schlager und Volksdümmlich konsumiere ich nicht, aber wenn wer will, dann soll er die Möglichkeit haben, denn er bezahlt auch dafür und hat ein Anrecht drauf, ob mir das passt oder nicht, ich muß ja nicht schauen und mache es auch nicht.

            Mehr war es nicht, was ich damit sagen wollte, und dabei bleibe ich auch.

            Wir werden das Programm nicht so hinbiegen können, daß es für jeden passt, und wie gesagt, diese Zwangsgebühr für alle finde ich auch nicht gut, absolut nicht, und für diese Steilvorlage für die Effen, könnte ich kotzen.

            Nur ohne ORF egal ob 1, 2 oder 3 ist es auch nichts, vermutlich müssen wir Alten weg sterben, dann gibt es eben die Omi und Opas Sender nicht mehr. Vielleicht sagen dann die jetzt Jungen, ach so schlecht war es doch nicht, oder der Geschmack ändert sich und schnell finden manche es dann doch gar nicht so schlecht.

            Fernsehen ist wie ein großes Büffett jeder findet was, wenn er will, beim Normalen und wem das Normale nicht passt, der soll eben aufzahlen und ein extra Büffett noch zusätzlich haben, das normale sind eben die rechtlich staatlichen Sender, das extra ist eben dann Netflix und Co.

            Aber jeder der mag findet was und wenn ich so darüber nachdenke, hat meine Oma schon über das Fernsehprogramm geschimpft, dabei gab es damals nicht viel, aber da hörte ich schon, ach heute ist doch nur Schmarrn, meine Eltern…detto, und ich, ja auch. Also irgendwie ist Fernsehen wohl wie das Wetter, es gibt immer was zum Aufregen, der Eine findet alles schlecht am Programm an einem Tag und jammert und schaut, und beim Wetter, da sind wir doch sowieso Weltmeister im jammern, mal zu kalt, mal zu heiß, mal zu naß, mal zu trocken, also irgendwie sind die 2 Dinge wohl nur erfunden oder entstanden um sich darüber aufzuregen :),Ein bissi Ironie habe ich mir erlaubt.

            Nix für ungut, wir sind uns einig, zwecks der Effen und beim Fernsehprogramm, da ist es eben so, Gusto und Ohrfeigen sind verschieden, und wir zwei sollten uns deshalb nicht darüber aufregen, zahlt sich nicht aus, wir zwei werden es nicht ändern.

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