Montag, Oktober 7, 2024

Fußballfans zertrümmern Investorendeal

Die Deutsche Fußball Liga wollte TV-Vermarktungsrechte für eine Milliarde Euro an einen privaten Investor verkaufen. Sie hatte die Rechnung ohne die Fans gemacht. Diese brachten den Deal mit kreativen Protesten zu Fall.

Der Investorendeal im deutschen Profifußball ist gescheitert. Das gab der Aufsichtsratsvorsitzende der Deutschen Fußball Liga (DFL), Hans-Joachim Watzke, am Mittwoch bekannt. Dem Ende des umstrittenen Deals waren wochenlange Proteste von Fankurven vorausgegangen. Schließlich wurde den Vereinen der Druck der eigenen Fans zu groß.

Beispielloser Erfolg für zivilen Protest

Dass sich friedlicher Protest gegen einen Milliardeninvestor durchsetzen kann, ist selten. Umso größer war die Freude bei den Fanverbänden des deutschen Profifußballs, die mit Transparenten und auf das Spielfeld geworfene Gegenstände wochenlang gegen den umstrittenen Einstieg eines Investors mobil gemacht hatten.

So wurden in Matches der Bundesliga und der Zweiten Liga ab Spielminute 25 Tennisbälle, Schokotaler oder auch ferngesteuerte Autos auf den Rasen befördert. Spiele mussten bis zu 30 Minuten unterbrochen werden, einige standen kurz vor dem Abbruch.

Quelle: X (vormals Twitter)

Heilige Regel gebrochen

Im deutschen Profifußball herrscht immer noch die „50+1-Regel“. Das bedeutet, dass die Besitzverhältnisse und Entscheidungsgewalt der Vereine der beiden Profispielklassen immer mehrheitlich beim Klub und seinen Mitgliedern bleiben müssen.

Bei der Abstimmung für den Investorendeal, für deren Erfolg eine Zweidrittelmehrheit notwendig war, sorgte insbesondere das Stimmverhalten von Hannover 96-Geschäftsführer Martin Kind für wütende Reaktionen. Dieser wurde von seinem Verein aufgefordert mit Nein zu stimmen, dürfte aber das Gegenteil davon gemacht haben. Damit habe er die 50+1-Regel umgangen und die wichtigste Regel des deutschen Fußballs gebrochen. Die Abstimmung im Dezember wurde somit mit 24 zu 12 Stimmen haarscharf angenommen. Fans und Vereinsmitglieder fühlten sich übergangen.

Quelle: X (vormals Twitter)

Vermarktungsrechte verkauft

Ziel des Deals war es, bis zu neun Prozent der TV-Vermarktungsrechte für eine Milliarde Euro an das luxemburgische Finanzunternehmen CVC zu verkaufen. Das Geld sollte dann auf die Vereine aufgeteilt werden, wobei größere Vereine bevorzugt werden sollten. Besonders bei Vereinen aus der zweiten Spielklasse erfreute sich der geplante Deal deshalb keiner großen Zustimmung. St. Pauli und Hertha BSC etwa haben wiederholt ihre Ablehnung zum Ausdruck gebracht.

Das Scheitern des Investoreneinstiegs wird als bahnbrechender Triumph demokratischer Protestkultur in die Geschichte des deutschen Fußballs eingehen. In Zukunft muss sich die Liga und die Vereine gut überlegen, die Fankurven ein weiteres mal zu übergehen.

Titelbild: X – https://twitter.com/dw_sports/status/1760331120552374348/photo/1

Autor

  • Daniel Pilz

    Redakteur bei ZackZack. Studierte Philosophie an der Uni Wien und schreckt auch vor komplexen Themen nicht zurück.

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