Ukraine:
Die ukrainischen Behörden haben Feiern anlässlich des 31. Jahrestages der Unabhängigkeit von der Sowjetunion verboten. Sie befürchten, dass es zu russischen Angriffen auf Festivitäten kommen könnte.
Kiew/Moskau, 22. August 2022 | Aus Furcht vor russischen Raketengriffen haben die Behörden in der ukrainischen Hauptstadt Kiew alle Großveranstaltungen rund um den Unabhängigkeitstag am Mittwoch verboten. Das Verbot gelte von Montag bis Donnerstag und betreffe öffentliche Großveranstaltungen, Kundgebungen und andere Zusammenkünfte, erklärten die Behörden.
Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte am Wochenende gewarnt, dass Russland zum 31. Jahrestag der Unabhängigkeit von der Sowjetunion am 24. August, der diesmal auch den sechs Monate zurückliegenden Beginn der russischen Invasion markiert, “etwas besonders Bösartiges” tun könnte.
Russische Raketen in AKW-Gebieten gemeldet
Unterdessen wirft die Ukraine Russland erneut den Beschuss von Gebieten in der Nähe des Atomkraftwerks Saporischschja vor. Über Nacht seien durch russische Raketensalven in der Stadt Nikopol sowie in den nahe gelegenen Bezirken Kriwji Rih und Synelnykowsky mindestens vier Menschen verletzt worden, teilte indes der Gouverneur der Region, Walentyn Resnitschenko, auf Telegram mit. Nikopol liegt auf der anderen Seite des Dnipro gegenüber dem russisch besetzten Enerhodar, wo sich Europas größtes AKW in Saporischschja befindet.
Die Ukraine meldete zudem einen russischen Raketenangriff auf das südwestlich gelegene Wosnesensk, das nicht weit vom zweitgrößten AKW des Landes entfernt ist. Russland und die Ukraine haben sich wiederholt vorgeworfen, die Gegend um das Atomkraftwerk Saporischschja zu beschießen.
Selenskyj warnt vor Schauprozessen
Selenskyj hat außerdem vor einem Schauprozess gegen Soldaten in russischer Kriegsgefangenschaft gewarnt. Wenn Russland ein solches Tribunal gegen ukrainische Gefangene organisiere, dann sei das eine “Linie”, nach der keine Verhandlungen mehr möglich seien. Das sagte der Präsident in einer Videobotschaft, die in der Nacht auf Montag verbreitet wurde.
Er bezog sich auf Medienberichte, nach denen in der von moskautreuen Separatisten und russischen Truppen eingenommenen Hafenstadt Mariupol ein solcher Gerichtsprozess geplant werde. Vor einem international nicht anerkannten Gericht könnten demnach die ukrainischen Kriegsgefangenen auch zur Todesstrafe verurteilt werden. Die Besatzungsbehörden werfen ihnen Kriegsverbrechen vor. Selenskyj kritisierte das Verfahren gegen die Verteidiger der Ukraine als “ekelhaft und absurd” und als Verstoß gegen alle internationalen Rechtsnormen. “Russland schneidet sich selbst von den Verhandlungen ab”, sagte er.
(apa/red)
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