Montag, April 29, 2024

Mexiko: Journalist auf Straße ermordet

In Mexiko soll ein weiteres Mal ein Journalist aufgrund seiner kritischen Berichterstattung über Beamten erschossen worden sein. Damit steigt die Zahl ermordeter Journalisten in diesem Jahr in Mexiko auf alarmierende 15. 

Wien, 24. August 2022 | Ein Mord an einem Journalisten im Bundesstaat Guerrero im Süden Mexikos führt erneut die hohe Gefahr, die für Medienschaffende von dem Land ausgeht, vor Augen. Der Journalist Fredid Román, der ein Online-Magazin über lokale Politik betrieb, wurde in der Hauptstadt des Bundesstaates Chilpancingo in seinem Auto von Motorradfahrern erschossen, teilte die Staatsanwaltschaft am Montag mit. Er ist bereits der 15. Journalist, der nach einem Bericht über heikle politische Themen ermordet wurde.

Fall verschwundener Studenten 2014

Románs Nachrichtensendung „La Realidad de Guerrero“ befasste sich hauptsächlich mit der Politik des Bundesstaates. Er schrieb auch die Kolumne „La Realidad Escrita“, die er über soziale Netzwerke veröffentlichte. Sein letzter Beitrag wurde nur zwei Stunden vor seinem Mord hochgeladen und trug den Titel “Crimen de Estado sin culpar al jefe” (“Staatsverbrechen, ohne den Chef zu beschuldigen”). Darin schlüsselte er die jüngsten Enthüllungen im Fall Ayotzinapa auf.

Dabei geht es um die Entführung und brutale Ermordung von 43 Studenten im Jahr 2014. Bis heute wurden die Geschehnisse um das Ereignis nicht vollständig aufgeklärt. Román hatte in seiner Kolumne gemutmaßt, dass vier lokale Beamte, die er namentlich erwähnte, an der Entführung beteiligt gewesen seien. Guerrero gilt als einer der gefährlichsten Bundesstaaten in Mexiko. Mehrere Regionen werden von Banden der organisierten Kriminalität und Drogenkartellen, die oft mit Beamten und Polizisten zusammenarbeiten, kontrolliert, heißt es laut Medienberichten.

Wachsende Gefahr für Medienschaffende

Zu Recht gilt Mexiko laut „Reporter ohne Grenzen“ und Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ) als das gefährlichste Land für Medienschaffende außerhalb eines Kriegsgebiets. Einen Monat nach Beginn des Jahres verzeichnete Mexiko bereits fünf ermordete Journalisten. Allein im April kam es zu vier weiteren Journalistenmorden. Dasselbe Schicksal hat nun auch Román erlitten und das nachdem erst eine Woche zuvor der freie Journalist Juan Arjón López tot aufgefunden wurde. Journalisten, die auf lokaler Ebene über heikle politische Themen oder über organisierte Kriminalität berichten, werden zuerst gewarnt, bedroht und letztendlich kaltblütig ermordet. Auf dem Pressefreiheitsindex belegt Mexiko Platz 127 von 180 Ländern.

Präsident diskreditiert Medien

Die jährlich steigende Zahl an Journalistenmorden in Mexiko wird von Menschenrechtsorganisationen schon lange mit Sorge betrachtet. Die Kritik an unzureichenden Schutzmaßnahmen für Journalisten bekommt jedoch keine Resonanz von der Politik. Denn seit der Amtsübernahme des aktuellen Präsidenten Andrés Manuel López Obrador im Dezember 2018, hat sich das Verhältnis zwischen Politik und Medien stark verschlechtert.

Obrador und andere Regierungsvertreter haben eine feindliche und angriffige Rhetorik gegenüber der Presse entwickelt. Journalisten werden beschuldigt prinzipiell die Agenda der Opposition zu unterstützen. In einem Versuch Journalisten zu diskreditieren, wurde ein wöchentliches Forum ins Leben gerufen um Journalisten die „Fake News“ berichten zu entlarven. Obrador hat wiederholt mangelnde Professionalität kritisiert und eine trumpeske Einstellung der mexikanischen Presse gegenüber übernommen. Laut ihm sei das der „Abschaum des Journalismus“. Es ist daher nicht verwunderlich, dass der Ruf von Menschenrechtsorganisationen nach mehr Schutzmaßnahmen und Aufklärung von Morden auf taube Ohren stößt.

(nb)

Titelbild: JESUS GUERRERO / AFP / picturedesk.com

Nura Wagner
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2 Kommentare

  1. Wenn Kommentare umgehend wieder gelöscht werden, braucht sich Niemand wundern, weshalb zu diesem ernsten Thema keine vorhanden sind.

  2. Journalist in der Redaktion kaltgestellt.
    Ja, das passiert wenn man nicht das schreibt, was die Mächtigen lesen wollen, oder wenn man vielleicht gar die ideologiefeindliche Wahrheit schreibt. /s

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