Dienstag, Oktober 8, 2024

»Folgen des Krieges auf Straßen Europas längst zu spüren« – Pressestimmen zur Ukraine

Pressestimmen zur Ukraine

Zum Krieg in der Ukraine, der seit sechs Monaten andauert, und den gestrigen Feierlichkeiten zum 31. Jahrestag der ukrainischen Unabhängigkeit schreiben Zeitungen am Donnerstag Folgendes.

Kiew, 25. August 2022 | Zum Krieg in der Ukraine, der seit sechs Monaten andauert, und den gestrigen Feierlichkeiten zum 31. Jahrestag der ukrainischen Unabhängigkeit schreiben Zeitungen am Donnerstag Folgendes:

“The Telegraph” (London):

“Boris Johnson wurde zu Recht für seine führende Rolle bei der Reaktion des Westens auf die Aggression Wladimir Putins gelobt. Gestern versuchte er sicherzustellen, dass das britische Engagement für die Ukraine auch nach seinem Ausscheiden aus dem Amt im September fortgesetzt wird. Er forderte die Briten auf, höhere Gasrechnungen zu ertragen, während die Ukrainer ‘mit ihrem Blut bezahlen’. Das trifft den Kern der Herausforderung, vor der der Nachfolger von Johnson stehen wird. Putins Taktik, Europa den Gashahn zuzudrehen, hat den gewünschten Effekt: Die Energiekosten steigen in die Höhe, und die Rechnungen setzen Verbraucher unter Druck. (…)

Die Ukrainer werden befürchten, dass ein solcher wirtschaftlicher Druck die Unterstützung für die Kriegsanstrengungen beeinträchtigen wird. Sie werden sich fragen, wie viel die westlichen Staats- und Regierungschefs zu ertragen bereit sind, bevor sie nach einer Möglichkeit suchen, die Energiepreise wieder in den Griff zu bekommen. Zweifellos werden sie besorgt auf die großen europäischen Länder blicken, vor allem auf Deutschland, wo die Entschlossenheit angesichts möglicher Stromausfälle und Energierationierungen bereits zu schwinden scheint.”

“El País” (Madrid):

“Die Kriegstrommeln sind inzwischen omnipräsent und werden immer lauter. Von einer Waffenruhe ist nichts mehr zu hören, noch weniger von Verhandlungen oder einem möglichen Abkommen. Sechs Monate nach Beginn der Invasion von (Kremlchef Wladimir) Putin in der Ukraine gibt es nichts zu feiern (…) Die Folgen dieses Krieges sind auf den Straßen Europas in Form von explodierenden Energiepreisen und Inflation längst zu spüren.

Und es gibt keine Anzeichen dafür, dass die Preissteigerungen in absehbarer Zeit abklingen werden (…) Europa nähert sich einer Rezession, die das sehr empfindliche soziale und wirtschaftliche Gleichgewicht, das durch die Corona-Pandemie in Mitleidenschaft gezogen und durch den Einmarsch Russlands in der Ukraine zusätzlich gestört wurde, endgültig zerstören könnte.”

“Corriere della Sera” (Mailand):

“Der Horizont des Krieges dehnt sich weiter aus. Das gestern von Joe Biden angekündigte neue Hilfspaket in Höhe von 2,98 Milliarden Dollar liefert der Ukraine Waffen und Ausrüstung, die es ihr erlauben, wie der US-amerikanische Präsident erklärte, sich über einen langen Zeitraum zu verteidigen. Diese Worte bestätigen das langfristige Engagement der USA, die seit dem 24. Februar bereits insgesamt 10,6 Milliarden Dollar bereitgestellt haben (…). (…)

Dies würde bestätigen, dass Washington seine Hilfsstrategie anpasst: keine Hilfe mehr, die beabsichtigt, einen sofortigen Bedarf aufseiten Kiews zu decken, sondern die den Widerstand für die nächsten Jahre ausrüsten soll. Ein weiteres Zeichen für diesen Strategiewechsel der verbündeten Länder kam am Dienstag aus dem bisher bei Lieferungen sehr behäbigen Berlin: Bundeskanzler Olaf Scholz hat angekündigt, Waffen im Wert von 500 Millionen Dollar nach Kiew zu schicken, geliefert werden sie aber ab 2023.”

“de Volkskrant” (Amsterdam):

“Die Antwort Europas auf diesen beispiellosen, unerwarteten und völlig unnötigen Krieg beginnt und endet mit den Ukrainern. Ohne ihren Mut, ihr zähes Durchhaltevermögen und ihren Kampfeswillen wäre das Land inzwischen teilweise oder völlig überrannt worden. Und Präsident Putin könnte dann – gestärkt durch diesen Eroberungskrieg und die Schwäche der westlichen Freunde der Ukraine sowie mit einer wirtschaftlich gestärkten Basis – in aller Ruhe die Rückkehr anderer “historischer Territorien” in den Schoß Russlands planen. (…)

Die europäischen Länder haben mit Nordstream und ihrer Abhängigkeit von russischem Gas im Vorfeld dieses Krieges strategische Fehler begangen. Wenn sie ihre Seele und ihre Zukunft bewahren wollen, müssen sie jetzt zusammenstehen und Putins Russland bändigen. Solange es auch dauern mag. Für sich selbst und für die Ukrainer.”

(apa)

Titelbild: DIMITAR DILKOFF / AFP / picturedesk.com

Autor

  • Markus Steurer

    Hat eine Leidenschaft für Reportagen. Mit der Kamera ist er meistens dort, wo die spannendsten Geschichten geschrieben werden – draußen bei den Menschen.

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