Freitag, Mai 3, 2024

Klimawandel: Unser Trinkwasser wird immer schmutziger

Klimawandel:

Verschmutztes Grundwasser wird immer mehr zum Problem. Forscher sehen darin eine direkte Folge des Klimawandels und fordern, dass Wasserverbrauch verringert und Kläranlagen ausgebaut werden.

Wien, 30. August 2022 | Durch den Klimawandel schwinden nicht nur die Grundwassermengen, sondern das wichtige Trinkwasserreservoir verschmutzt auch zunehmend. In Österreich und auf der ganzen Welt dringt verschmutztes Wasser aus Bächen und Flüssen ins Grundwasser. Das berichtet ein österreichisch-deutsches Forscherteam im Fachjournal “Water Research”. Man sollte deswegen “endlich den Wasserverbrauch senken” und Oberflächengewässer besser von Schadstoffen befreien, so die Forscher.

Schmutzwasser sickert in Grundwasser

Die Grundwasserverschmutzung entsteht aufgrund einer Druckumkehr: Der Grundwasserspiegel sinkt in vielen Gegenden weltweit, einerseits, weil die “Neubildungsrate” durch den Klimawandel abnimmt und andererseits, weil für die landwirtschaftliche Bewässerung und Trinkwasserversorgung mehr entnommen wird als nachkommt, erklären die Forscher. Bisher drückte das Grundwasser an vielen Stellen nach oben und speiste Bäche und Flüsse. Nunmehr würde aber vermehrt Fließwasser in den Untergrund sickern und in Grundwasserreservoirs gelangen.

“Als Folge (…) können Schadstoffe ins unterirdische Nass eindringen”, so die Forscher um Anke Uhl vom Arbeitskreis Quellen und Grundwasser der Deutschen Gesellschaft für Limnologie: “Denn in den Bächen und Flüssen fließen nicht nur Regen- und Quellwasser, sondern auch die Abläufe von Kläranlagen.”

Direkte Folge des Klimawandels

“Wir reichern das Grundwasser dadurch zunehmend mit Abwasserinhaltsstoffen an – mit Resten von Medikamenten, Haushaltschemikalien, künstlichen Süßstoffen und anderen Schadstoffen”, erklärt Christian Griebler vom Department für Funktionelle und Evolutionäre Ökologie der Universität Wien. Es schwindet also nicht nur die Menge des vorhandenen Trinkwassers, sondern auch dessen Güte, so die Forscher.

“Wir sehen hier eine direkte Folge des Klimawandels, wodurch unsere wichtigste Wasserressource, das Grundwasser, gefährdet ist”, so Hans Jürgen Hahn von der Universität Koblenz-Landau (Deutschland) in einer Aussendung. In Deutschland wären die beeinträchtigten Regionen quer über das Bundesgebiet verteilt.

Besonders Osten und Südosten Österreichs betroffen

In Österreich würde sich der Grundwassermangel vor allem in jenen Regionen im Osten und Südosten verschärfen, wo es ohnehin schon Probleme gibt, erklärte Griebler der APA. Die Klimaprognosen sagen nämlich für die Südsteiermark, Kärnten, das Burgenland und das Weinviertel in Niederösterreich zukünftig weniger Niederschläge voraus, außerdem bewirken die steigenden Temperaturen eine erhöhte Verdunstung. Dadurch ist die Grundwasserbildung reduziert. “Zudem wird bei steigender Trockenheit mehr Grundwasser für die Bewässerung in der Landwirtschaft entnommen”, so der Ökologe: “Intensiv bewässerte Flächen finden sich beispielsweise im südlichen Wiener Becken und im Seewinkel.”

Forscher: „Wasser sparen, Kläranlagen ausbauen“

Um das Problem zu entschärfen, sollte man “industriell wie privat Wasser sparen, um weniger Grundwasser fördern zu müssen”, meinen die Forscher. Außerdem müsse man die Menge an langlebigen Schadstoffen, die in den Wasserkreislauf gelangen, drastisch reduzieren und konsequent “vierte Reinigungsstufen” in Kläranlagen einbauen.

Dort werden Schadstoffreste herausgefiltert, die selbst in kleinen Mengen Wirkung zeigen, wie etwa von Medikamenten. Denn diese können Auswirkungen „auf das ökologische Gleichgewicht oder die menschliche Gesundheit haben, zum Beispiel eine hormonähnliche Wirkung”, heißt es im “Lagebericht 2022 – Kommunales Abwasser” des österreichischen Landwirtschaftsministeriums. Dort ist auch verzeichnet: “Nach der dritten Behandlungsstufe kommen in kommunalen Kläranlagen in Österreich nur sehr vereinzelt weitergehende Reinigungsverfahren wie Sandfiltration, Mikrofiltration oder UV-Desinfektion zur Anwendung”. Verbesserung ist derzeit offensichtlich nicht vorgesehen: “Ein generelles Nachrüsten kommunaler Kläranlagen mit einer weitergehenden Abwasserreinigung wird derzeit in Österreich als nicht erforderlich und nicht zweckmäßig erachtet”.

(apa/red)

Titelbild: JEAN-FRANCOIS MONIER / AFP / picturedesk.com

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10 Kommentare

  1. Kein Wunder, dass wir zunehmend Probleme mit dem Grundwasser bekommen, wenn das Landwirtschaftsministerium dafür zuständig ist. Die Landwirtschaft war noch nie dafür bekannt, Gewässer zu schonen, weder die an der Oberfläche noch die in der Tiefe. Wenn das kein Interessenskonflikt ist dann heiße ich nicht bear.

  2. Die österreichische Bevölkerung wird seit 3 Jahren gerupft wie eine Weihnachtsgans.
    Größter Medizinskandal und parallel dazu größter Finanzskandal in der Geschichte der 2. Republik, Abrutschung zur Wahldemokratie, Verarmung breiter Bevölkerungsmassen, Korruption ohne Ende…. Die Liste ist länger.

    Es gibt schon noch viele Bots die die tägliche Befehlsausgabe benötigen.
    Wirds jedoch nicht langsam Zeit dass betreute Denken zu beenden?

      • Deshalb hat der Mensch ja auch Meerwasserentsalzungsanlagen zur Trinkwasserherstellung erfunden. Die machen aus Salzwasser Trinkwasser. Die kann man an jeden Strand stellen und gleich daneben das notwendige Kraftwerk.
        Übrigens waren in den 70ern bei uns alle Seen und Flüsse weitaus dreckiger als heute. Da kann man mittlerweile überall drinnen baden ohne sich einen Ausschlag zu holen. Und würden die Leute ihre sinnlosen Plastikmasken nicht überall wegwerfen, wären die noch sauberer.

        • … ein Österreicher verbraucht ~130l Wasser am Tag, zusätzlich entsteht ein Hintergrundverbrauch von ~ 4300. am Tag.
          Meerwasserentsalzung ist nicht ganz so einfach wie meist erzählt, verschiedene Verfahren werden eingesetzt, der Ressourcen und Energieverbrauch ist bei allen hoch.
          Mehrstufige Entspannungsverdampfung, Energieverbrauch 23–27 kWh/m3.
          Umkehrosmose, bedarf ziemlich teurer Filtermembranen die eine sehr begrenzte Lebensdauer haben, Energieverbrauch zwischen 2 und 4 kWh pro Kubikmeter.
          Membrandestillation, der Membrandestillation wird eine mikroporöse Membran eingesetzt die nur Wasserdampf durchlässt, sehr inneffizient, die besten Anlagen schaffen nicht mehr als 5000l pro Tag.
          Weiters gibt es noch einige Experimentelle Verfahren:
          Evaporationsschläuche aus Kunststoff
          Gefrierverfahren
          Elektrodialyse
          Ionenkraft
          Bio-Brennstoffzelle
          alle samt nicht ausgereift und Massentauglich.
          Meerwasser gibt es genug, die Möglichkeit daraus Trinkwasser zu gewinnen ist sehr begrenzt.
          Die 70er waren schlimm, jeder (Gewerbe/Landwirtschaft/Privat) hat seine Abwässer ungefiltert in Seen und Flüsse/Bäche geleitet, die stark eingeschränkte Biodiversität und die dadurch schwache Regenerationsfähigkeit, sind ein Erbe dieser Zeit.

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