Sonntag, April 28, 2024

Prozess in Wien: Gymnastiktrainer soll Schützlinge missbraucht haben

Prozess in Wien:

Ein Gymnastiklehrer soll über Jahre minderjährige Mädchen missbraucht haben. Die angezeigten Fälle reichen bis zu 20 Jahre in die Vergangenheit.

Wien, 31. August 2022 | Am Wiener Straflandesgericht hat sich am Mittwoch ein Gymnastiktrainer wegen schweren sexuellen Missbrauchs und Missbrauchs eines Autoritätsverhältnisses verantworten müssen. Er soll sich seinen Schützlingen unsittlich genähert haben. Es gilt die Unschuldsvermutung.

2019 angezeigt

Fünf Turnerinnen zeigten 2019 an, dass der Mann sie bei Trainings im Jahr 2018 beim Dehnen unangemessen berührt haben soll. Beim Dehnen soll der Mann über die Hüfte und das Gesäß die Mädchen sexuell berührt haben. Außerdem soll er laut Anklage einer 13-jährigen Athletin im September 2019 auf die Brust gegriffen haben.

Nach der Anzeige meldeten sich auch zwei Frauen, die vor mehr als zehn beziehungsweise 20 Jahren Ähnliches erlebt haben. Eine von ihnen wurde vor mehr als 20 Jahren von dem damals 26-Jährigen zu einem Probetraining nach Wien eingeladen.

Essstörung als Resultat von Missbrauch

Die damals 13-Jährige wurde im Sommer 1999 von dem Trainer vom Bahnhof abgeholt, allerdings war sie viel zu früh angekommen. “Sie hatte kein Geld bei sich und auch noch nichts gegessen, was vor dem Training nicht gut ist”, meinte der mittlerweile 48-Jährige. Da habe er das Mädchen mit in seine Wohnung genommen, die er damals gemeinsam mit seinen Eltern bewohnte.

Die 13-Jährige habe sich “sehr innig” verhalten, immer wieder betont, wie froh sie sei, dass er sie zum Training geladen hätten. Daheim angekommen schauten sich die beiden zum Zeitüberbrücken einen Film an. “Sie hat ihren Kopf auf meine Schulter gelegt, ich habe sie angeschaut und dann haben wir geschmust”, meinte der Beschuldigte. Zu mehr sei es nicht gekommen, als er im Gespräch herausgefunden habe, dass das Mädchen erst 13 sei. “Sie war viel jünger, als ich angenommen habe.” Daraufhin habe er sich entschuldigt und hat “sofort aufgehört”. Laut Anklage habe das Mädchen danach eine Essstörung entwickelt.

Angeklagter behauptet Intrige

Zu einem weiteren Vorfall war es zehn Jahre später gekommen. Nach einem mehrjährigen Auslandsaufenthalt war der Trainer 2009 mit seiner damals hochschwangeren, 21-jährigen Freundin wieder nach Wien zurückgekehrt. Bei einem Besuch einer 15-jährigen Freundin der Frau soll es zu einem weiteren sexuellen Übergriff gekommen sein, was der 48-Jährige genauso in Abrede stellte wie alle anderen Vorwürfe.

Die 15-Jährige hatte im Bett des Paares geschlafen. Die drei haben deshalb zu dritt in einem Bett geschlafen, weil gerade das Wohnzimmer renoviert wurde und er nicht auf die Couch ausweichen konnte, lautete die Erklärung des Mannes. Allerdings zitierte Schöffensenatsvorsitzende Corinna Huber aus dem damaligen Tagebuch der 15-Jährigen: “Dass das mit (abgekürzter Name des Angeklagten, Anm.) passiert ist, ich habe mich einfach nur vergewaltigt gefühlt. Das Schlimmste, was mir je passiert”, hatte das Mädchen geschrieben. Der Angeklagte meinte, das alles sei eine Intrige seiner Trainerkollegen, weil seine Athletinnen viel erfolgreicher gewesen seien.

Weiterer Verhandlungstag am Donnerstag

Der Mann, der von Andreas Schweitzer anwaltlich vertreten wird, war bereits in seiner Heimat in einem südosteuropäischen Land im Nationalteam. Er war in den Wirren des Jugoslawienkrieges mit seinen Eltern nach Österreich gekommen. Seitdem arbeitet er als Trainer in Wien.

Für die Einvernahme der Betroffenen wurde die Öffentlichkeit beim Prozess ausgeschlossen. Ein Urteil gab es am Mittwoch noch nicht. Am morgigen Donnerstag findet ein weiterer Verhandlungstag statt.

(apa/red)

Titelbild: ZackZack/ Christopher Glanzl

Pia Miller-Aichholz
Pia Miller-Aichholz
Hat sich daran gewöhnt, unangenehme Fragen zu stellen, und bemüht sich, es zumindest höflich zu tun. Diskutiert gerne – off- und online. Optimistische Realistin, Feministin und Fan der Redaktions-Naschlade. @PiaMillerAich
LESEN SIE AUCH

Liebe Forumsteilnehmer,

Bitte bleiben Sie anderen Teilnehmern gegenüber höflich und posten Sie nur Relevantes zum Thema.

Ihre Kommentare können sonst entfernt werden.

Jetzt: Benkos Luxusvilla in Italien

Denn: ZackZack bist auch DU!