Sonntag, April 28, 2024

Spät, aber doch: Plastik- und Alupfand ab 2025 fix

Spät, aber doch:

Ab 2025 gibt es auch in Österreich Pfand auf Plastikflaschen und Alu-Dosen. Das sei begrüßenswert, aber zu spät, sagen Umweltschutz-Organisationen.

Wien, 08. September 2022 | Jedes Jahr fallen in Österreich über 900.000 Tonnen Plastikmüll an. Rund 50.000 Tonnen davon sind nur Getränkeverpackungen. Das sind beinahe 2,5 Milliarden Flaschen und Dosen, die oft in der Natur landen. Nun soll ab dem Jahr 2025 auf Plastikflaschen und Alu-Dosen ein Pfand in der Höhe von 25 Cent eingehoben werden, damit Plastikflaschen und Dosen fachgerecht recycelt werden können. Dieser Betrag von 25 Cent ist, wie Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) bei einer Pressekonferenz sagte, “hoch genug, um einen Anreiz zu schaffen, aber nicht zu hoch.”

Der Einführung des Pfandes ging eine jahrelange Diskussion voraus. Zuletzt sprachen sich auch die meisten Supermärkte und Diskonter für ein entsprechendes System aus. Druck gab es auch von Seiten der EU, die eine Sammelquote von 90 Prozent bis 2029 vorschreibt.

Ausnahme Milchprodukte

Die grundsätzliche Einführung eines Pfandes auf Plastikflaschen und Dosen wurde bereits bei der Novelle des Abfallwirtschaftsgesetzes (AWG) vor rund einem Jahr beschlossen. Allerdings mussten Details – wie vor allem die Höhe des Pfandes – erst in Arbeitsgruppen zwischen Herstellern, Händlern und dem Umweltministerium herausgearbeitet werden. Geeinigt hat man sich letztlich auf ein Pfand von 25 Cent auf alle Plastikflaschen von 0,1 und drei Litern und allen Alu-Dosen, das vom Konsumenten beim Kauf bezahlt und beim Zurückgeben wieder zurückerstattet wird. Ausgenommen davon sind aus hygienischen Gründen Milchprodukte und Milchmischgetränke.

Rückgabe überall möglich

Prinzipiell kann das Pfandgut bei jedem Geschäft zurückgegeben werden, das entsprechende Produkte anbietet. Für kleine Geschäfte gibt es aber Ausnahmen: Diese müssen nur Flaschen und Getränke in verkaufsüblicher Menge annehmen bzw. nur Produkte, die sie auch tatsächlich verkaufen. Sprich: Eine Bäckerei, die nur 0,5 Liter Plastikflaschen verkauft, muss auch nur diese wieder zurücknehmen. Daneben soll es auch an stark frequentierten Plätzen wie etwa Bahnhöfen Rückgabestellen geben.

Handel hat drei Jahre für Umbau Zeit

Dem Handel bleibt bis 2025 Zeit, entsprechende Umbauarbeiten abzuschließen und Rücknahme-Automaten zu besorgen. Während die großen Handelsketten die Kosten dafür vorerst selbst übernehmen müssen, gibt es für kleinere Geschäfte einen Fördertopf der EU in der Höhe von 80 Millionen Euro. Robert Nagele, Vorstand “Trägerverein Einwegpfand” sowie der Billa AG begrüßte die Einführung des Pfandes als “nachhaltigen Beitrag zur Plastikreduktion für eine lebenswerte Zukunft.” Er plädierte aber auch für weitere Gespräche über eine generelle Förderungen für die sehr kostenintensiven Umbauarbeiten.

Das Pfandsystem wird von einer zentralen Stelle von Vertreterinnen und Vertretern des “Trägerveins EInwegpfand” betrieben. Das Klimaschutzministerium hat umfassende Mitwirkungs- und Kontrollrechte. “Die Getränkeproduzenten sind als Inverkehrsetzer ihrer Verpackungen die Verpflichteten für die Sammlung. Mit der Einführung eines Pfandsystems können wir dieser Verantwortung noch besser gerecht werden, da wir dadurch größere Mengen in besserer Qualität sammeln können und damit PET und Aluminium als Wertstoffe einfacher im Kreislauf halten”, sagte Philipp Bodzenta, ebenfalls Vorstand “Trägerverein Einwegpfand” und Director Public Affairs Coca Cola.

Greenpeace: “Sehr spät, Österreich hinkt hinterher”

Umweltschutz-NGOs begrüßten die Einführung grundsätzlich. “Leider kommt es mit 2025 sehr spät, Österreich hinkt damit im europäischen Vergleich hinterher” sagte Greenpeace-Sprecher Herwig Schuster. Anna Leitner, Sprecherin für Ressourcen bei Global 2000, urgierte, dass parallel auch das Mehrwegsystem weiter vorangetrieben wird. FPÖ-Umweltsprecher Walter Rauch sah in dem Pfand hingegen den “nächsten Belastungshammer”.

Auch SPÖ-Umweltsprecherin Julia Herr schließt sich der Kritik an: „Bereits letztes Jahr wurde ein Pfand-System beschlossen, das die Umsetzung aber insgesamt mehr als vier Jahre in Anspruch nimmt – ist viel zu lang und nicht verständlich! Jedes Jahr ohne Pfand bedeutet hunderttausende Tonnen mehr an Müll, der unsere Umwelt belastet!“ Die SPÖ-Umweltsprecherin verweist in dem Zusammenhang außerdem darauf, dass nach wie vor die bereits versprochenen Mehrwegquoten für den Handel ausständig sind. Auch sei nach wie vor die bereits mehrfach von der SPÖ angesprochene Frage offen, wie die Kosten des Pfandsystems zustande kommen.

Edit: Von der Redaktion aktualisiert um 16.40 Uhr. 

(apa/red)

Titelbild: ZackZack/Christopher Glanzl

Stefanie Marek
Stefanie Marek
Redakteurin für Chronik und Leben. Kulturaffin und geschichtenverliebt. Spricht für ZackZack mit spannenden Menschen und berichtet am liebsten aus Gerichtssälen.
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19 Kommentare

  1. Nicht schlecht, das Pfand. Besser wäre noch gewesen, bei den Produzenten mit Umweltabgaben anzusetzen.

  2. Handel hat 3 Jahre für Umbauarbeiten Zeit. D.h. es wird viel betoniert und versiegelt.
    Jedenfalls kostet das in jedem Ort und bei jedem Greißler viel Geld und erzeugt CO2 und wird am Ende von den Endkunden bezahlt werden, die die Dosen und Flaschen auch nicht mehr platzsparend zusammendrücken können, sonst gibt es kein Pfand. D.h. für Endverbraucher und den Lebensmitteleinzelhandel wird es teuer und so die Inflation weiter angeheizt. Das System verursacht einen CO2 Rucksack und Bodenversiegeltung, der vermutlich nie mehr abgebaut wird. Das Problem mit dem Plastik im Meer wird so auch nicht gelöst, das liegt an den fehlenden Sammelsystemen in Asien (China, Indien, Pakistan, …) Dort übernehmen die Flüsse die Müllentsorgung.

  3. Jetzt wird es langsam ärgerlich. Wir sind eines der saubersten Länder der Welt mit einer der höchsten Recyclingquoten. Aber genau bei uns toben sich die Grün-Fanatiker aus. Wer schon einmal in Entwicklungsländern war weiss, wo die wirklichen Müllhalden am Strassenrand oder am Strand liegen. Viele tausend Mal mehr als in Österreich. Aber dort wird nichts gemacht. geht ja bei uns auch viel leichter und viel schöner.

    ps. Könnte einmal jemand den ungarischen Tagespendlern sagen, dass sie in Österreich entlang ihrer Einfallsrouten nicht den Müll in den Strassengraben werfen dürfen?

  4. Sehr gut.
    Ich kaufe ohnehin mittlerweile nur noch die Getränke beim SPAR, da die vieles in Glasflaschen anbieten. Und die 27 Cent naja, gerne

    • Dann soll die Gehwessler besser in Asien (China, Indien, Pakistan, Afrika …) ein Pfandsystem einführen. Bei uns funktioniert das Recycling sehr gut, wir sind quasi Sammelweltmeister und die Umbauten im Lebensmittelhandel verursachen mehr CO2 als das System jemals einsparen kann.

        • Das sind ja fast uralte Zahlen, die hier behauptet werden: 10% deponiert, 15% Verbrannt, 65% recycelt (2016) und schon damals kamen wir auf 65 % Recycling. D.h. das was Gewessler macht ist Aktionismus und bringt nichts außer höhere Kosten und Mehraufwand für die Endverbraucher. D.h. die Arbeit wird verlagert von den Recyclingbetrieben auf die Bürger und Steuerzahler.

          • Ich habe mir vor Ort bei einem Recyclingunternehmen angesehen, wie Kunststoff gesammelt und sortiert wird. Dann werden Ballen geschnürt und als Rohstoff nach Deutschland zur Weiterverarbeitung gebracht.

            Das System funktioniert gut, wir brauchen kein Pfandsystem in Österreich. Wir brauchen eines in Asien und Afrika. Die Gehwessler schikaniert die Falschen.

          • …. die Gelegenheit hatte ich auch schon, eine Sortieranlage mit Röntgenfluoriszenz Technik haben die da, funktioniert wirklich gut bei technischen Kunststoffen, bei Verpackung nicht gut, besonders nicht bei Mischmaterialien.
            Technische Kunststoffe können einem gleichwertigem Prozess zugeführt werden, Mischmaterialien werden thermisch verwertet.
            Das Pfandsystem ist vielleicht gut für einen Denkanstoß weg vom Abfall, hin zum Wertstoff. Mittelfristig müsse wir unsere Verpackungstechiken neu denken, weg von Kunststoffen.

  5. Und werden Dosen und Flaschen auch im platzsparenden gequetscht Zustand zurückgenommen oder muss man die zukünftig wie die rohen Eier behandeln?

    • Also nach meiner Erfahrung vor Jahren in Mittenwald, werden gequetschte Dosen und Flaschen vom Automaten nicht erkannt, aber erkannte “Gebinde” werden dann gequetscht. Ich habe die Verkäuferin gefragt, ob die Merkel dieses Gerät konstruiert hat, wurde mir lachend gesagt dass dies leicht möglich sei. Sollte bei uns die Gewessler die Hände im Spiel haben, ist auf jeden Fall auf die Hände aufzupassen.

  6. Also, i Find des Super. Ich hätte aber absolut nichts dagegen, wenn diese für mich und auch Andere absolut unnötigen Dosen und Leichtplastikflaschen nicht mehr produziert würden. Wenn es unbedingt Plastikflaschen sein müssen, einfach die Pfandflaschen von früher wieder “entdecken” und die Aludosen “verschrotten” Sämtliche Getränke die es in Glasflaschen gibt schmecken besser als aus Dosen oder Plastik.

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