Freitag, April 26, 2024

Außenminister Schallenberg: »Putins Erpressung nicht nachgeben«

Im “Ö1”-Mittagsjournal am Samstag sagte Außenminister Alexander Schallenberg, man dürfe Putins Erpressung nicht nachgeben. Er rechnet mit einem längeren Krieg und meinte, die Verteidigung unseres Gesellschaftsmodells sei das wert.

Wien/New York, 17. September 2022 | Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) rechnet damit, dass der Ukraine-Kriegs noch länger dauern und weitere globale Auswirkungen haben wird. Das sagte er im „Ö1“-Mittagsjournal am Samstag. Zugleich warnte Schallenberg davor, der “Erpressung” mittels Gasversorgung durch Russlands Präsidenten Wladimir Putin nachzugeben. In Hinblick auf die UN-Generalversammlung kommende Woche betonte er die Notwendigkeit, “Raum für Diplomatie zu finden”.

Zu den jüngsten Erfolgen der ukrainischen Truppen im Nordosten des Landes meinte Schallenberg, gegenüber Juli habe sich das Blatt gewendet. Es könne sich die Situation aber wieder schnell ändern. Derzeit suchten beide Seite eine Entscheidung auf dem Schlachtfeld. Es gebe die reale Gefahr einer nuklearen Eskalation, sie sei größer als zuvor. Die EU müsse darauf achten, nicht Teil des Konflikts zu werden.

Gasknappheit: „auf alles vorbereitet“

In Hinblick auf die drohende Verknappung der Gasversorgung erklärte Schallenberg, man sei auf alle Eventualitäten vorbereitet. Putin habe jüngst einen klaren Konnex zwischen Sanktionen und Gasversorgung hergestellt, was einen “reinen Erpressungsversuch” darstelle. “Wenn man einmal einem Erpresser nachgibt, wird er es wieder versuchen”, warnte der Außenminister vor einem “naiven Wunschdenken”, das keine gute Basis für die Politik sei.

Schallenberg räumte ein, dass der Ukraine-Konflikt sehr schmerzhafte Auswirkungen auch auf die heimische Bevölkerung habe, etwa in Form von Inflation und Teuerung. Er erinnerte aber an den Beginn der Corona-Pandemie, als man mit dramatischeren Folgen gerechnet habe. “Wir haben uns aber als flexibler und resilienter gezeigt, als wir gedacht haben”, meinte der Minister. Zugleich räumte Schallenberg ein, dass die Ukraine-Krise zu einer volatilen Situation auch auf globaler Ebene geführt habe.

Plädoyer für „Augenmaß“ bei Sanktionen

In Hinblick auf die gegen Russland verhängten Sanktionen plädierte Schallenberg dafür, “Augenmaß” zu wahren. Man dürfe die Bevölkerung Russlands nicht mit Putins Schergen gleichsetzen. Deshalb habe sich Österreich gegen einen Visa-Bann für Russen ausgesprochen. Die EU habe ihr bisher größtes Sanktionspaket gegen Russland beschlossen, nun gelte es die Sanktionen wirken zu lassen. Schallenberg rief zu “strategischer Geduld” auf und fügte hinzu: “Wir haben nicht erwartet, das Russland seine Haltung sofort ändert.”

Gesellschaftsmodell-Verteidigung „allemal wert“

Nach Meinung Schallenbergs wäre es für Putin nicht schwer, den Krieg zu beenden, weil er sich nicht gegenüber einer Öffentlichkeit rechtfertigen müsse. “Er kann morgen erklären, dass er seine Kriegsziele erreicht hat.” Ein Regimewechsel dagegen “ist nicht unser Ziel”, so der Außenminister. Er wies aber darauf hin, dass Länder wie Russland und China das westliche System als Herausforderung sehen würden. “Die letzten 30 Jahre sind eine Ausnahme gewesen”, meinte Schallenberg in Hinblick auf die Zeit nach dem Fall der Berliner Mauer. Heute hätte nur eine Minderheit der UN-Staaten “unser Gesellschaftsmodell”. “Aber dieses Gesellschaftsmodell ist es allemal wert, dafür zu kämpfen”, betonte der Außenminister.

(apa/red)

Titelbild: APA Picturedesk

Redaktion
Redaktion
Die ZackZack Redaktion
LESEN SIE AUCH

Liebe Forumsteilnehmer,

Bitte bleiben Sie anderen Teilnehmern gegenüber höflich und posten Sie nur Relevantes zum Thema.

Ihre Kommentare können sonst entfernt werden.

16 Kommentare

  1. Ein schneller Vorstoss, wie ihn etwa die Russen bei Sievierodonetsk vorgenommen haben, ist immer mit grossen Verlusten auf Seiten der Angreifer verbunden. Daher ist der langsame Vorstosd der Ukrainer bei Cherson taktisch richtig. Und dass es jetzt einigen Leuten, die noch vor einigen Monaten den Untergang der Ukraine binnen Wochen prophezeit haben, mit der Gegenoffensive nicht schnell genug gehen kann, stört dabei nicht wirklich.

  2. Lustige Wortmeldungen hier, anscheinend alles Menschen die sich für billige Energie gerne vorne über beugen, aber sonst null Haltung haben und für nichts einstehen außer dem eigenen Vorteil.
    In Bezug auf Energieabhängigkeit kann uns nichts besseres passieren, denn so einen Turbo sich um andere Energiequellen zu kümmern hätte es sonst nie gegeben.
    Der Mensch ist eben nur unter Zwang bereit sich aus der Komfortzone zu begeben und sein Verhalten zu ändern.

  3. Wer ist denn dieser Schallenberg?

    Ist das womöglich gar dieser “Wochen”kanzler, der danach wieder völlig auf Tauchstation gegangen ist?

    Alles klar. Das ist DER biedere “Meinungsbildner” bei den Türkisen!

  4. Russland wird seinen Platz in der Welt bald finden. Ein kollabierendes Imperium, das dann nur noch als Tankstelle des ebenfalls schrumpfenden China dient. Gut gemacht.

  5. Hmm, Putin der Erpresser? Echt jetzt? War es nicht die die EU die versucht hat Putin mit den Sanktionen zu erpressen, den Militäreinsatz in der Ukraine zu unterlassen?

  6. Da hat er wohl Recht. Ein Gesellschaftsmodell, das einem Teil der Bevölkerung “die Zügel anziehen” möchte und denselben Leuten “ungemütliche Weihnachten” bescheren will, das müssen wir unbedingt verteidigen, das ist es allemal wert!

  7. Die Worte eines Fremden haben kein Gewicht in Österreich.

    Schade dass solchen Figuren überhaupt eine Bühne geboten wird. Es gibt viele charismatische und kluge Persönlichkeiten in der Welt. Warum man gerade diesen Ausländer herfischt ist mir ein Rätsel.

  8. Naives Wunschdenken ist eher zu glauben, dass man Putin mit Sanktionen (die Russland reicher machen und Europa ärmer) zum Einlenken bringt. Ich sag nur BRIX!
    Gute Nacht EU!

    • Hoffe verstehe jetzt Ihren Post nicht falsch.
      Wenn Sie BRICKS meinen völlig d’accord. Da tut sich wirklich einiges. Schade dass man zumindest in den europäischen Medien nichts mitbekommt. Die USA behandeln dieses Thema zumindest schon am Rande.
      Europa ist da mit einem brennenden Zug unterwegs.

Kommentarfunktion ist geschlossen.

Jetzt: Benkos Luxusvilla in Italien

Denn: ZackZack bist auch DU!