Steirischer Wirt mit Protestspeisekarte
Ein Gastwirt aus dem steirischen Gesäuse will dem Preistreiben nicht länger tatenlos zusehen. Weil die Energiekosten zu hoch seien, stellte er kürzlich sein »Menü für Energieversorger« vor.
Großreifling, 4. Oktober 2022 | Im steirischen Gesäuse lässt Gastronom und Unternehmer Ulrich Matlschweiger mit einer ganz besonderen Speisekarte aufhorchen. In seiner Gaststätte „Hoamat“ kann man regionale Produkte verspeisen, jetzt auch zum Sondertarif. Denn die kulinarische Verköstigung verfügt seit Kurzem über ein neues Angebot: Das Menü für Energieversorger.
Schnitzel 149 Euro
Weil die Energiepreise so stark gestiegen seien, verlangt Matlschweiger von bestimmten Personengruppen, die für die Energieversorgung verantwortlich zeichnen, eher gesalzene Preise für österreichische Klassiker. So müssen Energieversorger für eine Frittatensuppe beispielsweise 43 Euro berappen. Ein gemischter Salat käme auf 54 Euro, wohlgemerkt mit Kernöl, während ein Schnitzel nach Wiener Art mit Petersilerdäpferl ganze 149 Euro kostet.
So sieht das “Menü für Energieversorger” in der Speisekarte aus
Matlschweiger will sein Menü für Energieversorger als Aktion verstanden wissen, um öffentliche Aufmerksamkeit zu erregen. Neben dem Strompreis, sei auch der Preis von Produzenten und Lebensmitteln in die Höhe geschossen. Das setze den Betrieb der Gaststätte unter Druck: „Diese Preissteigerungen im Vorhinein abzusehen und nun angesichts der derzeitigen Lage zu erwirtschaften, gleicht jedoch einem Kunststück“, so Matlschweiger auf seiner Facebook-Seite. „Deshalb gibt es ab sofort ein “Hoamat-Menü für Energieversorger” analog zu meiner Strompreiserhöhung, das an alle verantwortlichen und sich in entscheidenden Positionen befindenden Personen weitergeleitet werden kann“, erklärt der Wirt sein humorvolles Sondermenü, das man nicht wirklich bestellen kann.
Gefährdeter Betrieb
Letztes Jahr kostete die Energie für den Betrieb von „Hoamat“ noch 662 Euro im Monat, nun seien die monatlichen Aufwände auf 9.180 Euro gestiegen, verrät der Wirt im Telefongespräch mit ZackZack.
Zwar würde der Betrieb an und für sich gut laufen. Bei diesen Kosten sei das Ende aber absehbar. Dabei ist Matlschweigers Betrieb kein Einzellfall. Viele Gastronomen klagen über die nicht zu stemmenden preislichen Belastungen. Würde die Politik nicht handeln, könne er vielleicht noch drei Monate oder höchstens bis ins Frühjahr seine Pforten offen halten, sagt Matlschweiger im Gespräch mit ZackZack.
Gastronomisches Merit-Order
Matlschweiger fordert auch ein Ende des Merit-Order-Prinzips. „Merit-Order in der Gastronomie würde bedeuten, dass ich so viel verlangen muss wie der teuerste 3-Hauben-Wirt“, so der Gastronom, der stattdiesen lieber auch bei der Energie nach dem Prinzip „was wiegt, das hat’s“ verfahren würde.
(dp)
Titelbild: Stefan Leitner