Samstag, April 27, 2024

Intransparente Rechnungen: Energieversorger ignorieren Kunden

Quer durch Österreich kämpfen Leute darum, sich Gehör bei ihrem Energieversorger zu verschaffen. Doch oft stoßen sie nur auf eine Wand des Schweigens.

Eva G. ist nicht alleine mit ihrer Frustration. Seit Anfang 2023 kämpft sie darum, eine vermeintlich schwerwiegende Fehlkalkulation seitens der Wien Energie zu korrigieren. Doch die Kontaktaufnahme gestaltet sich schwierig. Denn seit Februar reagiert der städtische Energieversorger auf keine einzige schriftliche Mitteilung und Beschwerde.

Einspruch von Eva G. vom 14. Februar 2023

Keine Rückmeldungen

Weil eine Privatfirma zur Trockenlegung eines Wasserschadens ihren Stromkasten angezapft hatte und dabei eine große Menge Strom verbraucht hatte, musste Frau G. auf Geheiß der Firma Kontakt mit Wien Energie aufnehmen, um diese davon zu informieren. Doch das war ihr bis heute nicht möglich. Auf sämtliche Kontaktversuche via E-Mail, Kontaktformular und Rechnungseinspruch von Februar bis Juli 2023 gab es von Wien Energie nur eine Antwort: Schweigen.

Kein Einzelfall

ZackZack bat Leserinnen und Leser in einem Aufruf darum, von ihren Erlebnissen mit Energieversorgern zu berichten. Schnell wurde klar, dass die Geschichte von Eva G. sich vielerorts ähnlich wiederholt. Seit dem rasanten Anstieg der Energiepreise 2022, der viele Gas- und Strombezieher vor unlösbare Aufgaben stellte, haben Menschen immer öfter Probleme damit, ihren Energieversorger überhaupt zu erreichen. Nicht nur in Wien.

Erfundener Rückruf

Auch aus Tirol erreichen uns zahlreiche Beschwerden. So etwa von Heidi K., die von ihren Problemen mit der TIWAG, dem staatlichen Energieversorger in Tirol, erzählt. Frau K. sei nach 32 Jahren als Kundin der TIWAG wegen einer Namensanpassung plötzlich als Neukundin eingestuft wurden – mitten in der höchsten Inflation und mit ungünstigem Tarif. Genauso wie Frau G. in Wien versuchte sie den Irrtum aufzuklären, doch bis heute erhielt sie keine ernstzunehmende Rückmeldung. Nach zahlreichen Anrufen, bei denen Mitarbeiter einfach auflegten und zahlreichen E-Mails in denen sie ihr Anliegen genau schilderte, ließ es Frau K. schließlich bleiben. Die einzige Antwort der TIWAG auf die E-Mails von Frau K.: “Leider konnten wir Sie telefonisch nicht erreichen. Wir bitten um Bekanntgabe Ihres Anliegens sowie Ihrer Kundendaten”. Einen Anruf erhielt sie jedoch nie und spricht ZackZack gegenüber von einer “Schikane”.

E-mail Korrespondenz zwischen Heidi K. und der TIWAG

Über die TIWAG beschwerten sich viele Kunden auch wegen deren unnachvollziehbarer Preisgestaltung bei Altverträgen. Im August brachte die Arbeiterkammer Tirol eine Klage gegen die TIWAG ein. “Nach mehreren Versuchen der AK, die TIWAG AG bei ihrer Informations- und Preispolitik zum Einlenken zu bewegen, werden mangels Einsicht des TIWAG-Vorstandes nunmehr die Gerichte entscheiden müssen“, hieß es in der entsprechenden Mitteilung der Arbeiterkammer Tirol. Am Telefon erklärte die AK Tirol auf ZackZack-Anfrage: “Die in den seitenlangen Informationsschreiben der TIWAG angeführte Preisgestaltung ist für die Kunden einfach nicht nachvollziehbar und hochgradig intransparent.”

Verbrauch trotz ausgeschaltetem Heizkörper

Beschwerden erhielt ZackZack auch von Fernwärmekunden. Sowohl bei der “ista”, also auch bei der Wien Energie beklagten sich Kunden via E-mail über falsche Ablesungen ihrer Heizungen. Bei der Fernwärme keine Seltenheit, wie die Wien Energie auf ihrer Website zugibt. Stichwort Kaltverdunstung: “Dabei handelt es sich um die Verdunstung der Messflüssigkeit, ohne dass der Heizkörper aufgedreht wurde. Gründe dafür sind zum Beispiel Sonneneinstrahlung oder hohe sommerliche Temperaturen.” Zahlen muss der Kunde den Messfehler dennoch.

Daniela C. aus Wien versicherte ZackZack, trotz ausgeschalteter Heizkörper, die von der “ista” abgelesen werden, einen angeblichen Heizbetrieb bezahlen zu müssen. Die “ista” schließt das auf ZackZack-Anfrage aus. Denn man würde ein Zweifühlergerät zur Messung verwenden und keine Messflüssigkeit: “Daraus ergibt sich, dass im Gegensatz zu Heizkostenverteilern nach dem Verdunstungsprinzip wie von Ihnen beschrieben, nur dann ein Zählfortschritt erfolgt, wenn der Heizkörper auch eingeschaltet ist.”

Energieversorger überfordert

Wegen erhöhtem Kontaktbedarf sind Energieversorger in der Beantwortung von Anfragen oft erheblich in Rückstand. “Wir erhalten seit rund eineinhalb Jahren im Schnitt rund 5.000 E-Mail-Anfragen täglich bei unserem Kund*innenservice, dazu kommen über 10.000 Anrufe und hunderte Besucher*innen im Servicetreff”, heißt es auf ZackZack-Anfrage vonseiten der Wien Energie. Man habe das Kundenservice aufgestockt und eröffnet im Herbst ein zweites Kundenzentrum.

Nach der ZackZack-Anfrage erhielt auch Frau G. nach fast acht Monaten plötzlich eine Antwort von der Wien Energie: “Derzeit erhalten wir besonders viele Anfragen und Anrufe. Wir geben unser Bestes, jedes Anliegen so schnell wie möglich zu bearbeiten. Für die Wartezeit und den damit verbundenen Ärger möchten wir uns vielmals entschuldigen.

Titelbild: ZackZack / Screenshot Wien Energie / pixabay

Daniel Pilz
Daniel Pilz
Taucht gerne in komplexere Themengebiete ein und ist trotz Philosophiestudiums nicht im Elfenbeinturm stecken geblieben.
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12 Kommentare

  1. Einfach den Vertrag mit dem bestehenden Versorger kündigen und einen anderen nehmen ist für die Menschen wohl zu schwierig?
    Es gibt so viele Anbieter, aber hier in Österreich hält lieber stur an den hergebrachten Versorgern fest.

    Das TIWAG Problem kann ich bestätigen, sollte da bis nächste Woche nicht der neue Vertrag in meinen Händen sein, wird gewechselt.

  2. Ich kenne Menschen, welche ebenfalls nie zu glaubende Probleme mit solchen Großkonzernen haben.
    Diesen hilft aber weder die AK, noch die WK, noch die Volksanwaltschaft, aber auch keine Medien interssieren sich dafür, auch kein Politiker und finden sie auch keinen Anwalt und das trotz einer aufrechten Rechtssschutzversicherung. – Diese Menschen wurden und konnten einfach mundtot gemacht werden… – auch das gibt es bereits vielfach in Österreich…

  3. Also aus Wien sind tausende solcher Beschwerden bekannt und bloß weil halt von der roten Unfähigkeit abgelenkt werden muss, wird gleich mit kit einem Fall aus Tirol suggeriert dass sich das “quer durch Österreich” so verhält wie um die von Dodln geleitete Bundeshauptstadt.
    Immerhin ist auch da der hier vielfach umjubelte und allseits beliebte Hanke dick drinnen.
    Nicht umsonst fallen halt die roten Fangirls hier bis jetzt durch Abwesenheit auf.

  4. SCHWEIGEN

    ist anscheinend die neue Strategie großer Unternehmen, die sich aber marketingmäßig als große Dienstleister verkaufen.

    Das Gleiche bei Magenta:
    4x Beschwerdemails wegen lästiger angeblicher Rückrufe aus der näheren Umgebung, die sich jedesmal glaubhaft auf einen Anruf beziehen, der nie getätigt wurde.

    Reaktion Magenta:
    LAUTES SCHWEIGEN

    Kundenservice rechnet sich anscheinend nicht mehr.!

    Gewinnmaximierung durch personelles Gesund schrumpfen im Servicebereich bringt höhere Boni für die Manager!

  5. Satire? Immerhin erfreuen sich gerade die Wiener im knallroten Wien ab der günstigen Energiepreise.
    Nicht umsonst ist dem sichtlich pinken Schnitzelbaron sein falsches Grinsen im Rat(ten)hhaus vergangen.
    Also ich glaube schon dass er in einem Schweinestall nicht nur optisch besser aufgehoben wäre.

      • Also ich finde das jetzt nicht sooo schlimm weil ich die Messlatte an der hier ziemlich verhassten FPÖ ansetze.
        Bloß die Grünen sind verhasster. Logisch, sind die ja noch schlimmer als die Schwürkisen.
        Immerhin wusste man schon immer was man mit denen bekommt im Gegensatz zu den Grünen – bloß mich können die nicht täuschen. Nicht umsonst hat es oberste Priorität die zwei Regierungsparteien aus dem Parlament zu treten und zwar hochkantig. Danach ist es unumgänglich auch das zum Faultier mutierte Wirtschaftswunder aus der Hofburg zu begleiten und zwar so, wie man mit der Oma zur Stiege runter geht. Das Dorle darf getrost hinausgeworfen werden und zwar auch hochkantig.

  6. Also wenn die Politik (weiß aber nicht wer das ist: Biden, Bertelsmann Stiftung, WEF, …?.) die “lokale” supply-chain durcheinander bringt, so muss die “Politik” auch für Lösungen sorgen, und nicht die Kosten auf die Letztverbraucher (die es von den Energieanbieter weitergeleitet bekommen) abzuwälzen. Die sind zusätzlich durch die hohen neuen Energiekosten (Verschlechterung der terms of trade) belastet.

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