Umfrage-Gefecht:
Der Krieg in der Ukraine wird auch auf dem Schlachtfeld der sozialen Medien ausgetragen. Multimilliardär Elon Musk provozierte die Ukraine mit Umfragen über dessen Territorien. Die Antwort kam umgehend.
Kiew/Austin, 04. Oktober 2022 | Seit die russische Invasion in der Ukraine zu weltweiten Verwerfungen geführt hat, wächst die Zahl an Kommentaren zum Krieg in der ehemaligen Sowjet-Teilrepublik. Zuletzt war es Milliardär Elon Musk, der seine Meinung via Twitter kundtat. Aufseiten der Ukrainer sorgte das für erregte Gemüter.
Abstimmung über besetzte Gebiete
Konkret unterbreitete Musk zunächst einen Vorschlag, der vorsah, noch eine Abstimmung über die von Russland besetzten Gebieten abzuhalten. Dabei sollte die UNO die Wahl beobachten. Auf Twitter konnten Nutzer auch über Musks Ideen abstimmen. Die Wahl ging negativ für ihn aus.
Das Ansinnen Musks sorgte weltweit für Erregung, nicht nur aber vor allem bei ukrainischen Verantwortlichen. Denn mit seinem Vorschlag, über die von Russland besetzten Gebiete abstimmen zu lassen, legitimierte Musk die von Russland durchgeführten Scheinreferenden. Der ukrainische Ex-Präsident Petro Poroschenko etwa schrieb als Reaktion auf Musks Vorschlag: „Es ist sicherlich schade, dass russische Propaganda sogar bei den schlauesten Köpfen wirkt…“
In eine ähnliche Kerbe schlug die ehemalige ukrainische Finanzministerin Oksana Markarova. „Sogar die besten können Opfer von Fehlinformation werden, Elon Musk“, antwortete sie auf Twitter und bot ihm Nachhilfe in ukrainischer Geschichte über die Krim an. Denn Musk hatte in seinem Tweet auch vorgeschlagen, die Krim formal Russland zu unterstellen.
Auch die ukrainische Zeitung KiyvPost beklagte sich über den reichweitenstarken Aufruf zur Abstimmung über souveränes Staatsgebiet: „Elon, du bist ein cooler Typ und danke für Starlink, aber es wäre so wunderbar, wenn du Wahlen über Dinge abhältst, bei denen du dich auskennst. Wir machen keine Abstimmungen über Apartheid und Nelson Mandela“, spielte die Zeitung auf Musks südafrikanische Herkunft an.
Von „Fuck off“ bis Gegenabstimmung
Am direktesten erwiderte der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, Musks Tweet.
Doch Musk ließ sich nicht unterkriegen und lancierte noch eine zweite Twitter-Abstimmung, die der ersten stark ähnelte. Diesmal war das Umfrageergebnis der Twitter-Nutzer jedoch im Sinne Musks ausgefallen.
Musks Reichweite von 107,8 Millionen Followern und seine scheinbare Legitimation der russischen Scheinreferenden rief dann auch das ukrainische Präsidentenbüro auf den Plan. Als zynische Reaktion auf Musks Umfragen konnte man diesmal über Musk selbst abstimmen. „Welchen Musk mögen Sie lieber?“, schrieb Selenskyj und fügte zwei Antworten hinzu: Einen der Russland unterstützt, oder einen, der die Ukraine unterstützt?
Eine Abstimmung über ukrainische Gebiete gab es übrigens schon einmal, im Jahre 1991 beim Zerfall der Sowjetunion. Damals votierten laut ukrainischen Parlament in den selbst ernannten Republiken Luhansk und Donezk 83 Prozent für die Abspaltung weg von der Sowjetunion hin zur Ukraine. Auf der Krim war es mit 54 Prozent auch eine Mehrheit für die Zugehörigkeit zu Kiew.
Starlink-Unterstützung
Musks Weltraum-Projekt SpaceX unterstützt die Ukraine im Krieg gegen Russland mit modernster Echtzeit-Satellitentechnologie. Dies ist vor allem für die Stellungen der Artillerie ein Vorteil. Wie die „Washington Post“ berichtet, steuerte der amerikanische Staat jedoch einen Großteil zu der Unterstützung bei.
Schaden für Tesla?
Elon Musk, der auch hinter der gefeierten Automarke Tesla steht, muss sich wegen seiner Kampagne in den sozialen Medien nun auch um seine Automarke sorgen. Seit seinen Internetreferenden über ukrainische Gebiete kursieren unzählige Bilder von Teslas Schriftzug, in denen der Buchstabe s mit z ausgetauscht wird. Das Z gilt als russisches Symbol für den Krieg in der Ukraine.
(dp)
Titelbild: JIM WATSON / AFP / picturedesk.com, LUDOVIC MARIN, OZAN KOSE, PHILIP FONG / AFP / picturedesk.com, ZackZack Montage