Freitag, April 26, 2024

Umfrage-Gefecht: Ukraine beantwortet Musk-Attacke

Umfrage-Gefecht:

Der Krieg in der Ukraine wird auch auf dem Schlachtfeld der sozialen Medien ausgetragen. Multimilliardär Elon Musk provozierte die Ukraine mit Umfragen über dessen Territorien. Die Antwort kam umgehend.

 

Kiew/Austin, 04. Oktober 2022 | Seit die russische Invasion in der Ukraine zu weltweiten Verwerfungen geführt hat, wächst die Zahl an Kommentaren zum Krieg in der ehemaligen Sowjet-Teilrepublik. Zuletzt war es Milliardär Elon Musk, der seine Meinung via Twitter kundtat. Aufseiten der Ukrainer sorgte das für erregte Gemüter.

Abstimmung über besetzte Gebiete

Konkret unterbreitete Musk zunächst einen Vorschlag, der vorsah, noch eine Abstimmung über die von Russland besetzten Gebieten abzuhalten. Dabei sollte die UNO die Wahl beobachten. Auf Twitter konnten Nutzer auch über Musks Ideen abstimmen. Die Wahl ging negativ für ihn aus.

Das Ansinnen Musks sorgte weltweit für Erregung, nicht nur aber vor allem bei ukrainischen Verantwortlichen. Denn mit seinem Vorschlag, über die von Russland besetzten Gebiete abstimmen zu lassen, legitimierte Musk die von Russland durchgeführten Scheinreferenden. Der ukrainische Ex-Präsident Petro Poroschenko etwa schrieb als Reaktion auf Musks Vorschlag: „Es ist sicherlich schade, dass russische Propaganda sogar bei den schlauesten Köpfen wirkt…“

In eine ähnliche Kerbe schlug die ehemalige ukrainische Finanzministerin Oksana Markarova. „Sogar die besten können Opfer von Fehlinformation werden, Elon Musk“, antwortete sie auf Twitter und bot ihm Nachhilfe in ukrainischer Geschichte über die Krim an. Denn Musk hatte in seinem Tweet auch vorgeschlagen, die Krim formal Russland zu unterstellen.

Auch die ukrainische Zeitung KiyvPost beklagte sich über den reichweitenstarken Aufruf zur Abstimmung über souveränes Staatsgebiet: „Elon, du bist ein cooler Typ und danke für Starlink, aber es wäre so wunderbar, wenn du Wahlen über Dinge abhältst, bei denen du dich auskennst. Wir machen keine Abstimmungen über Apartheid und Nelson Mandela“, spielte die Zeitung auf Musks südafrikanische Herkunft an.

Von „Fuck off“ bis Gegenabstimmung

Am direktesten erwiderte der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, Musks Tweet.

Doch Musk ließ sich nicht unterkriegen und lancierte noch eine zweite Twitter-Abstimmung, die der ersten stark ähnelte. Diesmal war das Umfrageergebnis der Twitter-Nutzer jedoch im Sinne Musks ausgefallen.

Musks Reichweite von 107,8 Millionen Followern und seine scheinbare Legitimation der russischen Scheinreferenden rief dann auch das ukrainische Präsidentenbüro auf den Plan. Als zynische Reaktion auf Musks Umfragen konnte man diesmal über Musk selbst abstimmen. „Welchen Musk mögen Sie lieber?“, schrieb Selenskyj und fügte zwei Antworten hinzu: Einen der Russland unterstützt, oder einen, der die Ukraine unterstützt?

Eine Abstimmung über ukrainische Gebiete gab es übrigens schon einmal, im Jahre 1991 beim Zerfall der Sowjetunion. Damals votierten laut ukrainischen Parlament in den selbst ernannten Republiken Luhansk und Donezk 83 Prozent für die Abspaltung weg von der Sowjetunion hin zur Ukraine. Auf der Krim war es mit 54 Prozent auch eine Mehrheit für die Zugehörigkeit zu Kiew.

Starlink-Unterstützung

Musks Weltraum-Projekt SpaceX unterstützt die Ukraine im Krieg gegen Russland mit modernster Echtzeit-Satellitentechnologie. Dies ist vor allem für die Stellungen der Artillerie ein Vorteil. Wie die „Washington Post“ berichtet, steuerte der amerikanische Staat jedoch einen Großteil zu der Unterstützung bei.

Schaden für Tesla?

Elon Musk, der auch hinter der gefeierten Automarke Tesla steht, muss sich wegen seiner Kampagne in den sozialen Medien nun auch um seine Automarke sorgen. Seit seinen Internetreferenden über ukrainische Gebiete kursieren unzählige Bilder von Teslas Schriftzug, in denen der Buchstabe s mit z ausgetauscht wird. Das Z gilt als russisches Symbol für den Krieg in der Ukraine.

(dp)

Titelbild: JIM WATSON / AFP / picturedesk.com, LUDOVIC MARIN, OZAN KOSE, PHILIP FONG / AFP / picturedesk.com, ZackZack Montage

DanielPilz
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Taucht gern tiefer in komplexe Themengebiete ein. Lebt trotz Philosophiestudiums nicht im Elfenbeinturm und verpasst fast kein Fußballspiel.
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40 Kommentare

  1. V. Putin kann alles mögliche anordnen und befehlen. Aber die russische Armee hat nicht mal die Logistik für 100.000 Soldaten hingekriegt. Nicht anzunehmen, dass es bei 300.000 Soldaten besser funktioniert.

  2. Ich finde es ekelerregend, dass auch der Ukrainekrieg noch herhalten muss, um die Geltungssucht von Leuten wie Musk zu befriedigen.

  3. Abgesehen das sich die Russen aus der Ukraine schleichen sollten, frage ich mich wieso ein Selenskyi geboren 1978 ein so “gesundes” Gesicht hat und ein 1971 geborener Musk ein Wachsfiguren-Gesicht hat.

  4. Auch wenn mir diese Musk Worte nicht unsympahtisch waren, stellt sich für mich die Frage, wie weit wir es gebracht haben, dass einzelne Milliardäre so viel Macht besitzen, wie ein angeblicher demokratisch erst dazu legitimierter Staat?
    Das ist für mich eben wirklich Angsteinflössend, wenngleich vielleicht auch eine Hoffnung, falls diese Staaten endgültig den Bank runter gehen werden…

  5. Eine korrekt durchgeführte Abstimmung unter der Aufsicht der UNO, auch unter Miteinbeziehung der durch Vertreibung “verlorenen Stimmen”, wäre jedenfalls wesentlich demokratischer als der Vorschlag Selenskyjs und auch wesentlich zu demokratisch für die EU oder gar für die USA. Eben weil doch die Gefahr besteht, dass das Ergebnis geopolitsich unerwünscht wäre, wird hier – und nicht nur hier – die Demokratie der Geopolitik geopfert. Musk hat ein gutes Gespür dafür, wo er den scheinheiligen Demokraten einen schwerzhaften Nadelstich zufügen kann.

    • der russ gehört aus der ukraine getrieben (inkl krim) und am besten gleich so das der nimma auf die idee kommt seinen arsch vor die tür zu setzen

      alles andere wäre schwachsinn

      • Objektive Abstimmung um des Friedens Willen, natürlich inkl. der Stimmen der Vertriebenen. Ohne diese Abstimmung geht das Gezerre ewig weiter. Mit Abstimmung gibt es ein klares anerkennungswürdiges Ergebnis. Aber gerade Selenskyj und der Westen wollen so eine demokratische Abstimmung um jeden militärischen Preis verhindern. Hätte man die Abstimmung schon vorher gemacht, hätte sich die Ukraine und Europa einiges erspart. Aber das Verhindern war den Preis wohl wert, oder?

        • Nun, die Vertriebenen sind die Geflohenen und haben durch ihre Flucht schon abgestimmt: “Das wollen wir nicht.” Gut. Das sind 70% der dort angesessen gewesenen Bevölkerung.

          Nein, wieso stimmen wir nicht gleich darüber ab, ob Ungarn nicht auch gleich sein Großungarn haben kann, wenn die RUs das Land genommen haben. Orban späht schon lange drauf und hat Pläne zur Errichtung von Großungarn durchaus schon oft der Öffentlichkeit vorgestellt. Na, da gehört auch das Burgenland dazu übrigens. Oder Slowenien überfällt Kärnten und lässt danach abstimmen.

          Erst überfall ich euch, dann vertreib ich euch, dann geht was schief, dann will ich eine Abstimmung. So seh ich den bisherigen Prozess, der da abgelaufen ist. Die Abstimmung hätte vor dem Krim-Einmarsch passieren können und müssen. Sie fand zuletzt 1991 statt. Und diese Gebiete haben alle für die Ukraine gestimmt. Die Gebiete Donbaz, Luhansk, um die es jetzt geht, sogar alle über 80% für die Ukraine, obwohl 50% russischstämmig. Auf der Krim zu 54% für die Ukraine.

          • Nennt man so etwas im letzten Absatz angeführtes (bravo!) – ähm, etwa demokratisch völkerrechtlich legitimiert? *hüstel*

    • Bei allem Respekt, Wahrheitssuchender: Ich denke, dass zuvor eine UN-Abstimmung in der Vollversammlung, ob die Veto rechtliche Macht Russlands im UN-Sicherheitsrat überhaupt noch zeitgemäß ist, transparent abzuarbeiten wäre!? Ob nicht vielmehr ein angedrohter Ausschluß aus der UN-Mitgliedschaft eigentlich höchst an der Zeit und überfällig angebracht wäre, angesichts der latent mit Füßen getretenen Artillerie befeuerten Kriegsverbrechen in den vorsätzlich befehligten Menschen- / Völkerrechtsverletzungen… Warum sollte ein UN-Vollmitglied mit Vetorecht unter diesen realen Aspekten noch länger im UN-Verbund bei unterschriebener Charta bleiben (dürfen)?
      M.M.n. wäre das die ultimativ richtige (wichtige) Antwort auf Putin’s Großmachtfantasien, die weltumspannende Krisen nicht nur hervorbringt, nein, kerzengerade provoziert …
      -> Ein politisch ideologisch basierter Gegenbeweis zu meinem Kommentar ist mEn nicht möglich.

  6. Ich finde den Vorschlag von Musk ganz gut. Er legitimiert eben gerade nicht die aktuellen Referenden, sonst würde er ja keine neuen unter UNO Aufsicht wollen. Sinnvoll wäre jedenfalls die ukrainische Neutralität.

    • musk verteilt RT bullshit

      der russ gehört raus aus der ukraine
      mit allen mitteln

    • Ähem. Ungarn greift sich Burgenland, Kärnten, Steiermark und Teile Niederösterreichs miilitärisch. Zerstört und zerbombt was da ist, von Villach bis Wiener Neustadt. Österreicher:innen fliehen ins Ausland oder nach Restösterreich. Dann ist die Gegegend ziemlich leer und Ungarn macht ein Referendum, das für einen Anschluss an Ungarn ausspricht.

      Und dann kommt ein Elon Musk und schlägt vor, die Referenden über den Anschluss an Ungarn nochmals durchzuführen – gerade während das Bundesheer dabei ist, Gebiete zurückzugewinnen.

      Welche Bevölkerung soll abstimmen? Die Vertriebene oder die Verbliebene? Das ist noch so ein Nebenaspekt. Aber wieso soll überhaupt jemand abstimmen und den militärischen Überfall nachträglich legitimieren? Können Sie mir das erklären?

      • Nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich. Diese Gebiete wollten schon lange vor dem überfall weg, die haben lange genug unter den ukrainischen Ultras zu leiden gehabt.

        • Kann ein “Gebiet” so einfach sein Land verlassen?
          Ich frage deshalb so einfach um Ihre Intelligenz nicht zu überfordern.

        • Danke für die Antwort. Nicht alles, was eine Behauptung ist, ist eine Erklärung. Wer wollte weg? Die Geflohenen, die Vertriebenen? Welcher Bevölkerungsanteil war das nochmal? Hm 70% hab ich gelesen.

          Und dann bleibt wirklich noch die Frage übrig: Wieso kommt Elon Musk JETZTmit diesem Vorschlag, nachdem die Rückeroberungen erfolgreich verlaufen? Das hat schon ein “Geschmäckle”.

          Das mit den Ultras, naja. Können Sie nicht verifizieren oder falsifizieren. Ich auch nicht. Das muss man mal außen vor lassen. Unter Kadyrows Schergen zu leiden, ist besser? Der treibt sich ja gern in solchen Gegenden rum, wo er die Reste schänden kann.

          • Warum Musk sich zu Wort meldet und gerade jetzt, weiss ich nicht. Das mit dem langen Leiden der Bevölkerung dort sagte mir eine Ukrainerin, die in der Schweiz verheiratet ist. Die kommt vom Osten.
            Ein Referendum sollte man m. E. nicht sofort abhalten, sondern in 1 – 2 Jahren nach einem Waffenstillstand und anschliessendem Frieden. Unter UNO Aufsicht. Dann könnten Geflüchtete zurückkehren. Da muss kontrollert werden, dass keine Seite ihre Leute hineinschickt.
            Es ist nicht einfach. Idealerweise müssten diese Regionen auch die Möglichkeit haben, sich von beiden Seiten unabhängig zu erklären und dann neutral sein.Wie auch an der Neutralität der Ukraine kein Weg vorbei führt.
            jetzt ist Vernunft angesagt, sonst fliegt uns die Welt um die Ohren.

    • Sagt wer? Die halbe Welt glaubt bestimmen zu können was mit der Ukraine geschieht….ist doch lächerlich und anmaßend noch dazu.

  7. Musk “zündelt” gerne dort, wo er keine Kernkompetenz vermutet … Nicht, weil er etwas davon verstünde, nein, weil er’s eben “kann”!? (Das ist so bei 248 Mrd. “schweren” Ultra-Narzisst:innen)
    -> Wie beim “Hund”, der sich bedenkenlos “eben dort” auch gerne leckt, weil sonst nix zu tun ist …

  8. Bezüglich Herrn Musk schließe ich mich der Meinung des ukrainischen Botschafters in Deutschland an: “Fuck off”!

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