Das ist eine Unterüberschrift
In einem Interview über sein neues Buch rechnet Bergsteiger-Urgestein Reinhold Messner mit der “Fridays for Future”-Bewegung ab. Er lasse sich “von dieser Generation nicht nachsagen, dass wir die Erde mutwillig zerstört haben”.
Meran, 7. Oktober 2022 | Gemeinsam mit seiner Ehefrau Diane hat Reinhold Messner das Buch “Sinnbilder” geschrieben, in dem es um den Sinn des Lebens und den Verzicht geht. Jetzt hat der Bergsteiger, der einst bei seinem Aufstieg zum Mount Everest auf jegliche Sauerstoffflaschen verzichtet hat, dem “RedaktionsNetzwerk Deutschland” ein Interview dazu gegeben.
Zusammen mit seiner Frau spricht er darin über die Beweggründe für das Buch, seine Ehe, den zunehmenden Bergtourismus und auch über den Klimawandel. Zwar leugnet Messner nicht, dass die Erderwärmung ein zunehmendes Problem ist, geht aber mit den jungen Aktivisten von “Fridays for Future” hart ins Gericht. Denn die Industrielle Revolution hätte für jenen Wohlstand gesorgt, in dem die junge Generation heute aufwachse.
“Wissenschaft betreiben statt Schule schwänzen”
“Und jetzt kommen junge Leute, die in diesem großartigen Wohlstand großgeworden sind, der erst durch das Verbrennen von fossilen Brennstoffen ermöglicht wurde, und sagen, die Generation vor ihnen war eine verbrecherische!”, kritisiert Messner. Die Generationen vor ihnen hätten diesen Wohlstand erst ermöglich. Dank ihnen dürften die Jungen heute “freitags die Schule schwänzen”, um zu protestieren. “Ansonsten müssten sie irgendwo auf dem Acker stehen und Kartoffeln ausgraben!”, poltert die Bergsteiger-Legende.
Er finde es gut, wenn Probleme angesprochen werden, jedoch müsse man überlegen, aus welcher Position heraus man das mache. “Ich lasse mir von dieser Generation nicht nachsagen, dass wir die Erde mutwillig zerstört haben. Es ist so nicht wahr!” Junge Menschen sollten Wissenschaft betreiben und neue Technologien entwickeln, anstatt die Schule zu schwänzen und die ältere Generation zu beschuldigen. Er selbst habe zudem mit vielen jungen Menschen gesprochen und ihnen das so erklärt. Diese würden bei Kritik aber auftstehen, “weinen und gehen”.
Die “junge privilegierte Generation” sollte laut Messner nachdenken, wie sie auf den Klimawandel aufmerksam macht. (C) ZackZack/ Christopher Glanzl
Klimaforscher verteidigen “Fridays for Future”
Ähnliches sagte Messner auch in einem Interview mit der Südtiroler Tageszeitung “Dolomiten”. Seine Einschätzungen wollte ein Vierer-Gespann aus Klimaforschern und Vertretern von Umweltverbänden nicht unwidersprochen lassen. Georg Kaser (Klimaforscher), Josef Oberhofer (Dachverband für Natur und Umweltschutz), Thomas Egger (Klimaclub Südtirol) und Florian Trojer (Geschäftsführer des Heimatpflegeverbandes Südtirol) rückten in einer Aussendung zur Verteidigung der jungen Aktivisten aus.
Darin heißt es unter anderem: „Alte weiße Männer wie Reinhold Messner und wir (noch nicht ganz so alt) tendieren dazu, sich die Realität so zurechtzurücken, dass sie perfekt in ihr Weltbild passt. Und wenn sie von jemandem darauf aufmerksam gemacht werden, dann neigen sie zu einem Trotzanfall.”
“Müll auf kommende Generationen abgeladen”
Nicht die heute Jungen würden vor allem vom wirtschaftlichen Aufschwung der vergangenen Jahrzehnte und dem Einsatz der vergangenen Generationen profitieren, sondern „die weißen alten Männer“ in den westlichen Ländern. Auch ihre Generation sei privilegiert und im wirtschaftlichen Aufwärtstrend aufgewachsen. Den Müll habe man auf kommende Generationen abgeladen, sind die Klimaforscher überzeugt.
Deshalb solle man sich an “Fridays for Future” ein Beispiel nehmen und das machen, was sie tun: “Verantwortung übernehmen durch Aktivismus, Sensibilisierung und Handeln statt trotzig zu sagen ‘Ich lass mich nicht bevormunden.’”
(mst)
Titelbild: APA/EXPA/JOHANN GRODER