Mittwoch, April 24, 2024

Das Kuriositäten-Kabinett des Wahltags

Wenig überraschend heißt der neue Bundespräsident erneut Alexander Van der Bellen. Weit überraschender waren einige Auftritte der Kandidaten am Wahlsonntag: Ein gecrashtes Interview, steirisches Backhendl und ein erfundener Wahlkampf-Manager.

 

Wien, 10. Oktober 2022 | Es war ein langer Wahltag für die sieben Kandidaten zur Bundespräsidentenwahl am Sonntag. Stimmabgabe, Zittern vor der Hochrechnung und Nachbesprechungen in den TV-Studios. Doch neben dem normalen Ablauf gab es auch einige Kuriositäten der Kandidaten.

Schuhrebell wollte nicht nach Wien

Etwa bei Schuhrebell Heini Staudinger. Der Kandidat aus Schrems wollte den Wahltag eigentlich in seiner Heimatstadt verbringen. Erst eine Journalistin habe ihn überredet, dann doch noch nach Wien zu fahren und sich den Diskussionen mit den Medienvertretern zu stellen. Vor diesen begründete er sein überschaubares Abschneiden mit rund einem Prozent, mit den geringen finanziellen Mitteln, die er einsetzte. Von seinem Wahlkampfbudget sei sogar noch etwas übrig, das werde er nun an Bedürftige spenden.

Auch bei FPÖ-Kandidat Walter Rosenkranz kam es zu einer Kuriosität am Wahltag. Der am Ende Zweitplatzierte hatte bei der Stimmabgabe ein großes Pflaster-Kreuz auf der Stirn. Er hatte sich am Vorabend auf einem Schießstand durch den Rückstoß des Gewehrs verletzt. Genäht werden musste er nicht.

https://twitter.com/blauerelefant/status/1579136766782865409

Mit einer äußerst scharfen Kritik sorgte Dominik Wlazny für Aufsehen. Zu seinen negativen Erfahrungen im Wahlkampf zählte er auf, dass ihm “manche aus dem etablierten Parteienkreis und auch dem etablierten Medienkreis die Legitimität als Kandidat absprechen”. Namen nannte Wlazny zwar keine, jedoch sagte der Bierpartei-Chef, dass von seinen Gegnern „kräftig rumgeklenkt worden” sei, in Anspielung auf den Falter-Chefredakteur Florian Klenk. Dieser hatte Wlazny indirekt mit Sebastian Kurz und Karl-Heinz Grasser verglichen: “Österreich hat so ein Faible für fesche Schwiegersöhne, denen man zutraut aus dem Stand das politische System zu verändern. Leider ist das Phänomen jetzt auch links der Mitte zu beobachten.”

Grosz will sein Backhendl

Gerald Grosz blieb bei der Wahl seinen steirischen Wurzeln treu. Er wählte in Graz und fuhr daraufhin nach Wien. In der Hauptstadt dinierte er ein steirisches Backhendl in einem steirischen Lokal. Danach zog er sich mit seinem Ehemann ins Hotel zurück.

Wallentin erfand seinen Wahlkampf-Leiter

Länger suchen musste man nach der ersten Hochrechnung nach Tassilo Wallentin. Der Krone-Kandidat war nach 17:00 Uhr für längere Zeit nicht zu finden. Die ORF-Liveschaltung wartete vergeblich mehrere Minuten auf den Rechtsanwalt vor seiner Kanzlei. Besonders kuios: Wallentin gab gegenüber “Ö3” zu, er habe seinen Wahlkampf-Manager erfunden, nachdem das Innenministerium nachfragte, wer seinen Wahlkampf leite. Er mache das selbst, so Wallentin. Der Name des fiktiven Wahl-Managers, den er dem Innenministerium weiterleitete, war “Swaricek”.

Alexander Van der Bellen „stürmte“ hingegen ein Interview. Während Alt-Präsident Heinz Fischer bei “Puls24” gerade das Wahlergebnis analysieren sollte, platze der Wiedergewählte ins Interview, um Fischer zum Geburtstag gratulieren.

Auch eine Wahl-Panne wurde am Sonntag gemeldet. In der Kärntner Gemeinde Nötsch (Bezirk Villach-Land) ist das kommunale Ergebnis der Bundespräsidentschaftswahl am Sonntag zu früh, nämlich vor Wahlschluss um 17.00 Uhr, auf der Website veröffentlicht worden. Gerhard Jesernig, Leiter der Landeswahlbehörde, dazu: “Alle Gemeinden wurden ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Ergebnisse erst nach Wahlschluss um 17.00 Uhr veröffentlicht werden dürfen”.  Er habe die Gemeinde Nötsch nun zu einer schriftlichen Stellungnahme aufgefordert. Abgesehen von diesem Fall seien in Kärnten keine Unregelmäßigkeiten gemeldet worden, sagte der Landeswahlleiter.

(bf)

Titelbild: Christopher Glantzl

Benedikt Faast
Benedikt Faast
Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.
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10 Kommentare

  1. Zielfernrohr und Lauf sollte man nicht verwechseln!
    Jeder Jäger wird mal ein Hase, früher oder später, denn die Ewigkeit ist lang.

    • Ah so, beim Schiaßstand! Klingt natürlich cooler ois wenn er zugibt dass er der Schmeißflieg’n, die erm am Kopf rumtaunzt is, ane verpassen woit.

  2. Es ist gekommen, wie es kommen hat müssen. Ein von vier Parteien (darunter von den zwei größten) unterstützter Kandidat konnte nicht verlieren. Was nun seine Fortsetzung findet, ist ein Scheingefecht zwischen vier Systemparteien und einer angeblichen Anti-Systempartei. Die ideologische Bruchlinie verläuft nämlich nicht zwischen ÖVP, SPÖ, den Neos und den Grünen auf der einen und der FPÖ auf der anderen Seite; sondern zwischen allen diesen Parteien zusammen und einer Linken, die es de facto im Lande nicht gibt. Es ist ein Ping-Pong-Spiel auf der verhärteten Kruste eines kapitalistischen Dunghaufens. Wobei es sich bei der FPÖ lediglich um dessen gröberen Advokaten handelt. Die anderen vier meiden ihn, so lange es das System zulässt, aber keine Sekunde länger. Woraus erhellet: All jene, welche unterhalb der Kruste im flüssigen Kot herumschwimmen, sind gut beraten, an einer wirklichen Alternative zu arbeiten.

  3. samma froh, dass es vorbei ist
    nun können wir uns wieder den wirklich wichtigen dingen widmen.

    so zb dem kommenden budget, dass am mittwoch von brunner präsentiert wird,

    spoiler:
    das wird für viele menschen in diesem land nicht lustig.

  4. Jetzt, wo das Szenario einer Stichwahl zwischen Brunner und Grosz nicht mehr über uns schwebt wie ein schwerer Stein, kann ich wieder ruhig schlafen.

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