Freitag, April 26, 2024

Wiener Ausstellung will Bewusstsein für sexuelle Belästigung schaffen

Das ist eine Unterüberschrift

Für viele Frauen kann der öffentliche Raum schnell unangenehm oder gefährlich werden. Der Verein Catcalls of Vienna macht mit interaktiven Kunstwerken darauf aufmerksam. 

Wien, 14. Oktober 2022 | Ungewollte Berührungen in einer Menschenmenge, unangenehmes Starren im Bus, aus einem vorbeifahrenden Auto pfeifen oder rufen Männer Beleidigungen und anzügliche Dinge nach.

Für Frauen kann der öffentliche Raum schnell unangenehm oder gefährlich werden. Belästigungen sind für viele alltäglich. Wie sich das anfühlt, können viele, die diese Erfahrungen nicht machen, nicht nachvollziehen. Die Ausstellung „How does it feel?“ vom Verein Catcalls of Vienna will Besucherinnen und Besuchern die Möglichkeit geben das zu ändern und Aufmerksamkeit schaffen.

Nachfühlen, was Betroffene durchmachen

Im zweiten Stock einer Parkgarage im 16. Bezirk in Wien hat Catcalls of Vienna eine teils interaktive Ausstellung gestaltet: Besucher können einen Weg gehen, der mit „Special Effects“ ausgestattet ist, und der „zeigen soll was viele FLINTA*-Personen (Anm.: die Abkürzung steht für Frauen, Lesben, intergeschlechtliche, nichtbinäre, trans und agender Personen) auf dem Heimweg durchmachen müssen“, erzählt Celina Seiler (23) vom Verein Catcalls of Vienna.

Die Ausstellung zeigt unter anderem Zeichnungen, Gedichte, Videoinstallationen und ein abgedunkeltes Auto mit Audiobeiträgen von Frauen, die von sexuellen Belästigungen und Erlebnissen erzählen und von Dingen, die sie sich in der Öffentlichkeit anhören müssen. Es geht auch um Sexismus im Alltag und gesellschaftlichen Einstellungen gegenüber Frauen.

Trigger-Warnungen und Notfall-Team vor Ort

„Mit Kunst und Kreativität kann man auch schwierige Themen greifbar machen“, erklärt Seiler. “ Wir drücken damit unsere Gedanken, Ideen und Gefühle zu dem Thema aus. Vor allem das Interaktive ist uns wichtig. Es ist so gestaltet, dass es intensiv ist. Wir haben auch ein Awareness-Team vor Ort, weil das sehr belastend sein kann.“

Die Ausstellung „How does it feel?“ in der Deinhardsteingasse 12-14 in 1160 Wien ist am Freitag und am Samstag, 15. Oktober 2022, von 17 bis 22 Uhr geöffnet.

“Muss ein Umdenken geben”

„Es ist immer wichtig, sich mit Themen auseinanderzusetzen, egal ob man selbst betroffen ist“, sagt Seiler.  „Es kann außerdem immer passieren, dass man unabsichtlich etwas tut, wodurch sich eine andere Person unwohl fühlt. Sich damit auseinanderzusetzen, ob das eigene Verhalten in Ordnung ist und sich bewusst sein, wie Belästigung aussehen kann, ist wichtig.“ Auch viele Betroffene glauben, dass dieses Verhalten ihnen gegenüber normal ist, das sollte aber nicht so sein, meint Seiler.

“Man kann Frauen ansprechen, ohne sie zu erniedrigen.“

Vor allem von Männern habe der Verein oft die Rückmeldung bekommen, dass ihr Verhalten Frauen gegenüber – zum Beispiel Catcalling (Anm.: verbale sexuelle Belästigung wie Nachrufen oder Nachpfeifen) – ja nur Komplimente und nicht böse gemeint seien. „Viele Männer haben das Gefühl, dass sie Frauen so behandeln dürfen. Aber Catcalling nimmt Frauen das Recht, selbst zu bestimmen, ob sie sich das anhören müssen. Da muss es ein gesellschaftliches Umdenken geben. Man kann Frauen ansprechen, ohne sie zu erniedrigen.“

Was können wir tun?

Kommt man als Betroffene in so eine Situation, gibt es die Möglichkeit, eine Rote Karte zu verteilen. Die Karte erklärt, was die Person, die catcalled, falsch gemacht hat und warum das Verhalten nicht in Ordnung ist. Das sei eine Möglichkeit, um sich weniger machtlos zu fühlen, vor allem in einer Situation, in der man keine Worte findet.

Es hilft auch, wenn man als Person, die eine unangenehme Situation oder eine Belästigung beobachtet, unterstützt, indem man zum Bespiel hingeht, ein Gespräch mit der Betroffenen anfängt oder sich einfach dazustellt. “Dann merkt die Person, hey, da ist jemand, der das sieht und das nicht okay findet. Natürlich muss man auch versuchen abzuschätzen, ob man die Situation damit besser oder schlimmer macht.”

(sm)

Titelbild: ZackZack/Christopher Glanzl

Stefanie Marek
Stefanie Marek
Redakteurin für Chronik und Leben. Kulturaffin und geschichtenverliebt. Spricht für ZackZack mit spannenden Menschen und berichtet am liebsten aus Gerichtssälen.
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6 Kommentare

    • Nein 🙂 Meine Erfahrungen sind zum Glück ausgezeichnet: Schlafwagen Casablanca nach Tanger im Schlafwagen-Abteil allein mit einem 1.95 großen Bodybuilder (Fremdenlegionär?), der ein Nein sofort als Nein akzeptierte und mir sogar ganz Gentleman seine Decke überließ. 3 Tage Marrakesch in den tiefsten Winkeln – etwaige verbale (ich kann leider Französisch) Aufdringlichkeiten wurden mit einem “strengen Summa-Blick” derart im Keim erstickt, dass der eine oder andere fast zur Salzsäule erstarrte. In Ägypten sagte ich lediglich “Shame on you” und er verließ den Bezirk. Im schönen Hoamatl Österreich gibt es leider auch im 3. Jahrtausend nach wie vor bedenkliche bzw. leider krass verletzende zwischenmenschliche Umgangsformen.

    • Ganz ehrlich, muss man jedem lauthals mitteilen, was sich in der unteren Körperregion gerade tut? Ist das nötig? Zwischen anketten und der Forderung nach anständigem Benehmen ist doch wohl ein Unterschied, den sie hoffentlich kennen.

    • Seit den 60ern haben sich die primitiven Männer nicht verändert. Valie Export und ihr „Expanded Cinema“ brachten schon damals auf den Punkt, was heute durch die Pornoindustrie perfektioniert wurde. Der primitive Mann bewegt sich nach wie vor zwischen „Tapp und Tastkino“ sowie „Aus der Mappe der Hundigkeit“.

  1. Catcalling entwürdigt Frauen. Hat was von einer Fleischbeschau….der gezeigte Stinkefinge zeigt sehr deutlich was Frau davon hält.

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