Am Nationalfeiertag:
Während die Energieminister eine EU-weite Lösung zur Energiekrise verhandeln, fliegt Kanzler Nehammer tags darauf mit zwei Ministern in die Vereinigten Arabischen Emirate.
Wien/Luxemburg, 25. Oktober 2022 | In Luxemburg kommen am Dienstag vor dem Nationalfeiertag die Energieminister der EU-Mitgliedsstaaten zusammen, um über EU-weite Lösungen gegen hohe Energiepreise zu beraten. Am nächsten Tag jettet Kanzler Nehammer und Konsorten zu den Ölscheichs nach Abu Dhabi.
Emirate am Tag der Neutralität
Der Flug soll am Mittwochnachmittag stattfinden. Am 26. Oktober, dem österreichischen Nationalfeiertag, glänzt der Bundeskanzler hierzulande mit Abwesenheit. Komplettiert wird der Kanzleramtsprivatjet von Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) sowie Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP). Ziel der Reise sei es, die Abhängigkeit von russischem Erdgas weiter zu reduzieren, heißt es.
Beliebtes Reiseziel
Es ist nicht die erste Reise zu den rohstoffreichen Scheichs. Im März waren Nehammer und Gewessler bereits nach Katar gereist (siehe Titelbild). Das Land steht wegen Menschenrechtsverletzungen und anderen Unregelmäßigkeiten beim Stadionbau für die bald beginnende Fußball-Weltmeisterschaft schwer in der Kritik.
EU-Boykott?
Dass die österreichische Regierungsspitze ausgerechnet nach dem Treffen der EU-Energieminister in die Vereinigten Arabischen Emirate fliegt, könnte auch im Ausland für eine schiefe Optik sorgen. Der deutsche Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck (Grüne) betonte am Dienstag, dass die EU-Staaten Energie gemeinsam einkaufen sollten, um durch Konkurrenz den Preis nicht in die Höhe zu treiben.
Das österreichische Klimaschutzministerium antwortet auf eine ZackZack-Anfrage: “Die Abhängigkeit von russischem Erdgas ist bereits auf unter 50 Prozent gesunken. Diese Bemühungen werden wir fortsetzen. Dazu gehört die Beteiligung am gemeinsamen Gaseinkauf der EU genauso wie bilaterale Kontakte.“
In Habecks Ministerium wollte man eine ZackZack-Anfrage zu Nehammers Reise nach Abu Dhabi nicht kommentieren.
Update: Der Artikel wurde um 21:02 um ein Statement aus dem österreichischen Klimaschutzministerium ergänzt.
(dp)
Titelbild: DRAGAN TATIC / APA / picturedesk.com