Zwei Jahre Terroranschlag
Am 2. November jährt sich der Terroranschlag von Wien zum zweiten Mal. Ein kurzer Rückblick.
Wien, 2. November 2022 | Zwei Jahre später säumt kein Blumenmeer mehr den Bereich im Wiener „Bermudadreieck“, in dem der Attentäter Kujtim F. vier Personen erschossen hatte. Doch der Terroranschlag in Wien ist noch lange nicht vergessen. Am Mittwoch, den 2. November 2022, trauerten diverse Spitzenpolitiker anlässlich des Jahrestages nahe der Ruprechtskirche. Im Oktober 2022 begann der Prozess gegen mögliche Komplizen des Attentäters. Auch ein Entschädigungsfonds wurde eingerichtet.
Tathergang
Mit einem Sturmgewehr und Pistolen bewaffnet, schoss der Terrorist am Abend des 2. November 2020 wahllos in der Wiener Innenstadt um sich. Am Fleischmarkt gab er tötliche Schüsse auf einen 21-jährigen ab, wenig später fiel dem Terror eine 24-jährige deutsche Studentin zum Opfer. In der Seitenstettengasse zielte er auf eine 44-jährige Frau, wenig später erschoss er aus nächster Nähe einen 39-jährigen, der vor einem Asia-Restaurant stand.
23 Personen wurden teilweise schwer verletzt. Die Sondereinheit WEGA eliminierte den Attentäter schließlich um 20:09 Uhr am Ruprechtsplatz.
Behördenversagen
Bereits kurz nach dem Anschlag mehrten sich Berichte, wonach der fatale Terror möglicherweise verhindert hätte werden können. Denn der Informationsfluss zwischen dem damaligen Innenminister und nunmehrigen Kanzler Karl Nehammer (ÖVP) und dem Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) beziehungsweise dem Wiener LVT war von einer Untersuchungskommission als klar mangelhaft bewertet worden. So fand eine Warnung der slowakischen Behörden auch nicht den Weg zu den richtigen österreichischen Stellen. Laut Nachbarland wurde die Polizei in Österreich vom Versuch des Attentäters, Munition für ein Sturmgewehr zu kaufen, informiert. Für die Justiz wäre das ein Grund für die erneute Verhaftung gewesen, doch auch sie wurde nicht informiert.
Gegen den bereits zuvor wegen IS-Aktivitäten inhaftierten radikalen Islamisten wurde zudem kein Waffenverbot ausgesprochen. Nach einem Treffen mit anderen IS-Sympathisanten nach der Entlassung aus der Haft wurden die Sicherheitskräfte nicht aktiv.
Entschädigung
Laut Angaben des Bundes seien bisher 51 Zahlungen an Opfer und Hinterbliebene des Terroranschlags geflossen. Insgesamt wurden so 1,95 Millionen Euro über den vom “Weißen Ring” abgewickelten Terroropferfonds ausbezahlt, 250.000 Euro sollen noch folgen. Anwälte bestimmter Opfer kämpfen noch heute um höhere Entschädigungen.
Prozess
Im Oktober fand der erste Prozesstag gegen mögliche Komplizen des Terroristen in Wien statt. Sechs Männer zwischen 21 und 32 Jahren sind angeklagt. Sie sollen Kujtim F. im Vorfeld des Anschlags geholfen haben. Fünf der sechs Beschuldigten sind den Behörden aus dem IS-Umfeld bekannt. Sie wurden aus der Untersuchungshaft in den Verhandlungssaal gebracht, der sechste Angeklagte kam auf freiem Fuß ans Gericht. Der nächste Prozesstag wird im Dezember stattfinden, der letzte ist für Februar 2023 angesetzt.
(dp)
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