Samstag, Mai 4, 2024

Von Kinderrechten und Argusaugen – Skylla & Charybdis

Skylla & Charybdis

Es muss leider sein, wenn der Skandalreigen sich immer schneller dreht. Das nächste voll integrierte Kind, das nichts anderes kennt als Österreich, muss das Bauernopfer übernehmen und mit voller Härte des Gesetzes, die höherstehenden Subjekten nie zu Teil wird, abgeschoben werden.

Julya Rabinowich

12. November 2022 | Der Zustand der Regierung bewegt sich stabil irgendwo zwischen Halbzerfall und beschwingtem Weitermachen, ein Status, über den jeder Zombie glücklich wäre. An das Zombiehafte hat man sich schon ein wenig gewöhnt. Es tut weh, dabei zusehen zu müssen, aber manchmal stumpft man ab. Man gewöhnt sich an das Edge-Running zwischen Fremdscham und müden Zorn.

Ungemütlicher für die Regierung wird es aber, wenn der Skandalreigen sich besonders schwungvoll dreht. Zum Beispiel bei der Veröffentlichung der nächsten abgründigen Chats, in denen die Republik aufgeteilt wurde wie das Fell eines noch nicht erlegten Bären. Oder bei den Summen, die durch COFAG schwungvoll an Swingerclubs ausgezahlt worden sind, statt an krachende Betriebe. Wenn der erste Nationalratspräsident in den Umfragen als abgerissene Abrissbirne auf den tiefsten Wert donnert und bei der Negativbewertung sogar Herbert Kickl überholt.

Wenn die niederösterreichsche Volkspartei derartig hohe Verluste erwartet, dass die Landesmutter in einer aufsehenerregenden Aktion, die die Aussetzung von Baby Moses im Körbchen am Fluss bei weitem harmlos erscheinen lässt, das türkise Kind weglegt und sich fortan nur noch Niederösterreich-Partei nennt.  Wenn alles Tragische, gerade Aufgezählte genug Wellen zu schlagen hat, dann muss meist etwas her, das KritikerInnen und das potentielle Wahlvolk noch mehr vom Hocker reißt und erstere beschäftigt hält sowie zweitere beruhigt. Da führt dann leider, leider kein Weg daran vorbei. Es muss einfach sein.

Das nächste voll integrierte Kind, das nichts anderes kennt als Österreich, muss halt das Bauernopfer übernehmen und mit voller Härte des Gesetzes, die höherstehenden Subjekten nie zu Teil wird, abgeschoben werden. Das Kind hat ein Leben, das sich im Österreich abspielt, der Bub ist Pfandfinder, Klassenbester und kennt nichts anderes als Österreich, dieses Land und Deutsch als Sprache. Aber. Der Innenminister hat eigentlich schon mit den Zelten danebengehauen und muss das kaschieren und seine Partei dabei unterstützen, Stimmen von der FPÖ zu lukrieren. Pech gehabt.

Allerdings: der Fall Tina hat mit all seinem unnötig verbrochenen Leid, mit dem neu gesetzten Trauma nicht gehalten, was er Hardlinern versprach. Tina ist wieder da. Dass sie und ihre Familie leiden mussten, weil es dem jetzigen Kanzler gerade opportun erschien – Schwamm drüber. Als Kanzler muss er allerdings nahbarer sein, menschlicher. Offenbar hat sich die Maschinerie, die sich bereits in Gang gesetzt hatte noch während der Schubhaft- die für den Siebenjährigen bestimmt eine luftig heitere Erfahrung gewesen ist- und nach der bereits für den Sonntag geplanten Abschiebung wieder eingebremst.

So, wie es jetzt aussieht, könnte nun doch das Menschenrecht des Kindes diesmal ohne langwierigen Prozess und anschließender Rückkehr schlagend werden und das Abschiebeprojekt wird abgeblasen. Vorläufig. Noch liegt ja die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit darauf. Einerseits ist es gut: wenigstens lernt irgendwer offenbar dazu. Andererseits wäre das alles ohne entsprechende Berichte und medialen Druck wohl genau so exekutiert worden wie geplant. Die schlechte Nachricht: nicht mal mit tausend Argus-Augen sieht man alle, die das betreffen kann. Keine Aufmerksamkeit, keine Wahrung der Menschenrechte. So einfach ist diese verheerende Rechnung.

Titelbild: ZackZack

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7 Kommentare

  1. (…) dann muss meist etwas her, das KritikerInnen und das potentielle Wahlvolk noch mehr vom Hocker reißt und erstere beschäftigt hält sowie zweitere beruhigt.” So die Worte der Schriftstellerin.
    Aber halt! “Meist” anstatt “meistens” oder “zumeist” und “etwas, das” anstatt “etwas, was”? Ui.ui! –
    “KritikerInnen” ? Gendermüll, sage ich! Es muss natürlich “Kritiker und Kritikerinnen ” heißen. Allein damit nicht genug, nein! Grausam heiter geht es weiter! “Potentielles Wahlvolk”? Haben wir kein wirkliches? -“Vom Hocker reißt”! Sprachbild der hässlichsten Art!- ” Erstere beschäftigt hält sowie zweitere beruhigt.” Frau Julya: Es heißt “erstere und letzteres” ( “letzteres”, weil es sich bei “Wahlvolk” um einen Singular handelt). Dass ich Ihnen das alles sagen muss! Entsetzlich! Die Even und die Federn! Die Even und die Federn! Äpfel zieren euch besser!

  2. Kinderrechte zählen in unserer Industriegesellschaft nicht. Denn Kinder haben keine angefütterte Lobby, die für sie Gesetze beeinflusst!

    Denn mit dem Schutz für Kinder lässt sich kein Geld verdienen!!!

    Im Gegenteil, mit dem gewissenlosen Ausnutzen von Kinderarbeit lassen sich enorme Gewinne erzielen.

    Damit die westlichen Schicki-mickis ihren angesagten Pullover oder ihre zerrissene Jean um 5 Euro günstiger kaufen können und der westliche Bekleidungskonzern seinen Aktionären eine höhere Rendite präsentieren kann.

    Genau so tickt unsere “überlegene” Industriegesellschaft.

  3. menschenrechte? pah – kinderrechte sind inexistent bei dieser övp. vergessen: wählerzielgruppe 60+ und kinder sind für die eine last im säckl. drum heissts ja familien-LASTEN-ausgleichs-fond…. 7-jährige sind bsonders gfährlich – vor denen müss ma uns echt fürchten, drum lass ma die auch in KLOburg seit ewig und 3 tag einen containerkindergarten. es werden lieber über covag millionen an gstopfte auch noch anal appliziert – bevor man sich um kinder kümmert. minderjährige sind die opfer dieser scheisse UND werden älter und patienten. das christkindl ist ja auch grad noch in einem stall untergekommen – diese sozialromantik wird am 24./25. sehr feierlich zelebriert – zur erinnerung an diese ach so christliche bagage….. besondere profis an kinderrechtsverweigerern sitzen in der BH-tulln, sowas kann man nicht erfinden – das geht nur über jahrzehnte lange strukturverfestigung und durch absolut unfähiges, empathiebefreites und steuerbares personal…. oarg

  4. Schwarze korrupte Messen und Schwarze schizophrene Glaubensfragen:
    Verleugnung, Hoffnung auf Auferstehung

    Moses treibt von St. Pölten tatsächlich die Donau hinunter, bedenken sie aber, er treibt damit ins Schwarze Meer! Schwarz und korrupt, wie die gesamte ÖVP!
    Die Gefahr ist groß, daß dieser aus dem Schwarzen Meer als Märtyrer Sebastian zurückkehren wird! Weder Die WKStA noch Diokletian werden ihn zu Tode verurteilen!
    Trotzdem hat der Despot seinem Stammhalter, vorsorglich, schon mal den bedrohlichen Vornamen Konstantin verpasst! Für die katholischen Schwarzen Prätorianer, nicht nur Schmid, lebt damit die Vision von der totalen Kontrolle der Demokratie weiter.
    In Stadt und Land gilt die Omerta der ÖVP, doch in ihren Stoßgebeten beschwören sie nach wie vor die Auferstehung ihres Märtyrers Sebastian!

  5. Die schwarze Brut war nie anders. Kindesweglegung ist eine ihrer Spezialdisziplinen. NÖ ist die Keimzelle. Schon immer. Kaiser Pröll der selbsternannte Landesvater der sich rührend um Weinprinzessinen ” gekümmert ” hat. Der es geschafft hat, den roten Häupl einzulullen. Der uns Sobotka beschert hat….und jetzt die Hannerl Tant. Schwer behängt mit schiachen Halsketten….rauchend im Ballkleid mit schriller Stimme sich zu drehen und winden….immer wieder zum Schaden Österreichs .
    Irgendwann MUSS Schluss sein mit diesen schwürkisen Scharlatanen.

  6. … das wirklich(!) Üble an diesem teuflischen Ringlreia-Spiel ist ja die humanistisch geradezu niederschmetternde Tatsache, dass, wie im Artikel angerissen, unbedarftes Kindeswohl auf dem rechtskonservativen (jawoll! -> ÖVP!) Altar geopfert werden möchte (wurde), um wenigstens im Promillebereich am rechtsrechten Rand im Doppelspiel föderalistischer Krakenarme Wähler:innenstimmen abzugreifen. Vaupes Kopffüsslertum lavierend, tarnend, verschleiernd, täuschend – ja, vorsätzlich betrügerisch – im Überlebenskampf eines gewissenlos nackten Steines, der niemals an / unter einer Oberfläche schwimmen, sondern am gravitativen Kipppunkt geodätischer Realität in Richtung Erdmittelpunkt in die bedeutungslose Versenkung verschwinden müssen wird…

  7. die övp ist einfach eine total verkommene partei, die keinerlei anstand mehr hat.
    und zwar egal, ob türkis oder schwarz.
    das alles ist schon nur mehr “christlich-sozial” im sinne von dollfuß und austrofaschismus.

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