Samstag, April 27, 2024

Oma (72) radelte 8.000 Kilometer zur Klimakonferenz

Von Schweden nach Ägypten

Um ein Zeichen für stärkere Maßnahmen gegen den Klimawandel zu setzen, legte eine 72-Jährige eine unglaubliche Strecke mit dem Rad zurück.

Sharm el-Sheikh, 15. November 2022 | Dass man für den Kampf gegen die Erderwärmung die Komfortzone verlassen muss, hat eine 72-Jährige Großmutter eindrucksvoll bewiesen. Sie fuhr nach eigenen Angaben aus Schweden mit dem Fahrrad zur Weltklimakonferenz nach Ägypten. “Ich hatte gehofft, dass ich den hochrangigen Leuten eine Botschaft senden kann”, sagte Dorothee Hildebrandt der Deutschen Presse-Agentur am Rande der Konferenz in Sharm el-Sheikh. Sie habe auf der Strecke mehr als 8.000 Kilometer zurückgelegt.

Mit “Miss Piggy” nach Ägypten

“Wenn ich so etwas Unbequemes mache, haben die eine Verantwortung, Dinge zu tun, die auch unbequem und nicht leicht sind”, sagte die in Kassel geborene Mutter von vier Kindern und zweifache Großmutter, die am 1. Juli aus Katrineholm südwestlich von Stockholm aufgebrochen war. Mit ihrem rosafarbenen Fahrrad mit Elektromotor, das sie “Miss Piggy” taufte, fuhr sie unter anderem über Deutschland, Frankreich, die Schweiz, Ungarn, Kroatien, Bulgarien und die Türkei, wie Hildebrandt schildert. Von dort habe sie eine Fähre in den Libanon genommen und sei weiter bis nach Jordanien gefahren, ehe sie das letzte Stück nach Ägypten erneut per Fähre zurückgelegt habe.

Präsident empfing 72-Jährige

Die vier Monate lange Reise beeindruckte offenbar auch Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi, der Hildebrandt empfing und ein Stück mit ihr durch Sharm el-Scheikh radelte. Beim Abschied sprach die 72-Jährige den Staatschef nach eigenen Angaben auf die in Ägypten faktisch verbotenen Proteste an. “Ich habe ihn gefragt, warum man hier nicht auf der Straße demonstrieren darf, weil in Glasgow war es ja friedlich.” Al-Sisi habe geantwortet, das dürfe “jedermann” überall im Land. “Da dachte ich, naja, das passt ja nicht zu dem, was ich gelesen habe. Vielleicht weiß er es nicht besser.”

Präsident Abdel Fattah al-Sisi radelt mit Dorothee Hildebrandt

Sogar der ägyptische Präsident radelte ein Stück mit (Bild: AFP PHOTO / HO / EGYPTIAN PRESIDENCY)

Reiche Staaten “müssen Hintern hochkriegen”

Die laufende Klimakonferenz sei ihrem Eindruck nach im Wesentlichen “eine Art Lobbying”, sagte Hildebrandt. “Man will zeigen, wie gut man ist.” Im Streit um die Finanzierung von Klimaschäden in ärmeren Ländern müssten reiche Staaten in Europa sowie die USA aber “endlich mal ihren Hintern hochkriegen”, sagte Hildebrandt. “Wir verschmutzen alles und die armen Leute kriegen die Dürre, die Überschwemmungen. Und dann helfen wir noch nicht mal.”

Nach der Klimakonferenz, zu der die ägyptische Regierung ihr einen Zugangspass verschaffte, will Hildebrandt etwas Urlaub machen – und dann “mindestens 8000 Kilometer zurückfahren”. 2021 war die Schwedin schon rund 2500 Kilometer zur COP26 nach Glasgow gefahren. Bei der Klimakonferenz wollen sich Vertreter von knapp 200 Staaten auf weitere gemeinsame Schritte gegen die Erderwärmung verständigen. Die Konferenz in Sharm el-Sheikh läuft noch bis Ende der Woche.

(mst/apa)

Titelbild: AFP PHOTO / HO / EGYPTIAN PRESIDENCY

Markus Steurer
Markus Steurer
Hat eine Leidenschaft für Reportagen. Mit der Kamera ist er meistens dort, wo die spannendsten Geschichten geschrieben werden – draußen bei den Menschen.
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9 Kommentare

  1. Die radelnde Oma wird vom ägyptischen Präsidenten empfangen. Das ist einer der schlimmsten Unterdrücker und Menschenrechtsverletzer weltweit. Gegen den ist noch der Putin ein Lamm.
    Und zur Klimakonferenz: 35000 aus der ganzen Welt, fast alle hingeflogen, die, die so sehr gegen das Fliegen sind. Und die auch vom Fleischkonsum weggehen wollen.
    Interessante Mitteilung aus dem Nobelort: Extra für die Klimakonferenzler wurde ein teures Gourmet-Restaurant eingerichtet. Beworben und gerne bestellt wurde und wird dort das vom amerikanischen hochgezüchteten Angus-Rind das Steak. Um $ 100.00 pro Portion, mit Alkohol dazu nach Belieben um $ 130.00.
    So leben und geniessen die Klimakonfernzler. Selber zahlen tun sie weder für Flug, Luxushotes, Unterhaltung mit Bauchtanz und auch nicht für das Angus-Steak.
    Das alles zahlen wir für sie.
    Dafür geben sie uns dann wieder tolle Ratschläge. So von Flugverbot und Fleischverbot. Für uns. Nicht für sie selber natürlich.

  2. “Reiche Staaten müssen Hintern hochkriegen”, ja, haben sie doch. Sind deren “Vertreter” (wen vertreten die eigentlich) mit dicken fetten Flugzeugen hin geflogen und in gut klimatisierten Hotels abgestiegen.

  3. Mit dem Auto sind es lt. Google 5400 km – Radweg ist natürlich länger.
    Sie ist aber eine lange Strecke auf dem Wasser gewesen. Wenn die Dame mit dem Radl
    6000 km zurück gelegt hat ist das beachtlich sind aber keine 8000 km.
    Ja, ja die Medien Zackzack gehört auch dazu.

  4. Da können sich die restlichen Teilnehmer aber ein Scheibchen abschneiden. Die sind sicher mit dem Flieger und dem SUV angereist.

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