Freitag, April 26, 2024

Klimaschutz: Österreichische Forscherin kritisiert Untätigkeit der Politik

Man warte vergebens auf effektive Maßnahmen gegen den Klimawandel, bemängelt die österreichische Politikwissenschaftlerin Alina Brad im Vorfeld der 27. UN-Klimakonferenz. Die jüngsten Treibhausgas-Rekorde unterstreichen ihre Kritik.

Wien, 03. November 2022 | Ab Montag findet in Scharm el-Scheich in Ägypten die 27. UN-Klimakonferenz statt. Die österreichische Politikwissenschaftlerin Alina Brad von der Uni Wien kritisiert im Vorfeld die Untätigkeit der Politik. Sie forscht zu internationaler Umwelt- und Ressourcenpolitik und sozial-ökologischer Transformation. Es brauche drastische Maßnahmen wie etwa einen Förderungs- und Verbrennungsstopp fossiler Brennstoffe, zitiert die Initiative „Diskurs. Das Wissenschaftsnetz“ die Forscherin in einer Aussendung von Donnerstag. Aber man warte bisher vergebens auf solche „dringend nötigen Beschlüsse“. Aufgrund der jüngsten Treibhausgas-Rekorde im Jahr 2021 warnt auch die Weltorganisation für Meteorologie (WMO), dass wir uns in die falsche Richtung bewegen.

Steuern auf Kipppunkt zu

2015 haben 194 Staaten und die Europäische Union im Pariser Klimavertrag das Ziel definiert, den durchschnittlichen Temperaturdurchschnitt auf deutlich unter zwei Grad Celsius gegenüber der vorindustriellen Zeit zu begrenzen. Als anzustrebender Wert wurden 1,5 Grad definiert. Damit soll verhindert werden, dass die menschengemachte Klimaerwärmung einen Kipppunkt erreicht, ab dem sich der Klimawandel und der Schaden durch ihn nicht mehr eindämmen lässt, egal, wie verzweifelt man es mit diversen Maßnahmen versucht.

Ausgehend vom Pariser Klimavertrag, haben die Nationalstaaten sich eigene Ziele gesetzt. Diese würden aber zusammengenommen nicht ausreichen, um die 1,5-Grad-Grenze nicht zu überschreiten, kritisiert Brad. Österreich strebt etwa Klimaneutralität bis 2040 an.

Rekordjahr 2021

Dass die bisherigen Maßnahmen nicht ausreichen, legen auch neue Rekordlevels der drei wichtigsten Treibhausgase nahe. Im Jahr 2021 haben Karbondioxid, Methan und Distickstoffmonoxid, bekannt als Lachgas, neue Höchstwerte erreicht, wie der jüngste Treibhausgas-Bericht der WMO zeigt. Die Menge an Methan in der Atmosphäre ist im Vergleich zu 2020 überhaupt so stark gestiegen wie in den vergangenen 40 Jahren der Aufzeichnungen nicht. Die WMO vermutet, dass eine Kombination biologischer und menschengemachter Prozesse für diesen Sprung verantwortlich ist. Der Befund der Organisation: „Wir bewegen uns in die falsche Richtung.“ Die notwendigen Veränderungen seien wirtschaftlich und technisch machbar, die Zeit laufe uns davon, sagte WMO-Generalsekretär Petteri Taalas Ende Oktober, anlässlich der Veröffentlichung des Berichts.

Die Verantwortung der Hauptverursacher

Ein Hauptthema der Klimakonferenz werden Verlust und Schäden durch den Klimawandel sein. Damit verbunden ist auch die Frage, ob und inwieweit die Länder, die historisch am meisten zum fortgeschrittenen Klimawandel beigetragen haben, dafür haften und Entschädigungen zahlen sollen. Solche Initiativen sind von mächtigen Industriestaaten, allen voran den USA, immer blockiert worden, wird Brad in der Aussendung zitiert.

Energiekrise bremst derzeit Klimaschutz…

Die aktuelle Energiekrise bedeutet für Brad eine Bremse für den Klimaschutz. Es sei notwendig, “die Bindung gesellschaftlicher Investitionen und Ressourcen an den Ausbau fossiler Energieträger aufzubrechen“, so die Klimapolitik-Forscherin. Stattdessen hätten sich die Subventionen für fossile Energieträger weltweit verdoppelt. Deutschlands Grüner Wirtschaftsminister Robert Habeck hatte vor dem Hintergrund der Gas-Knappheit im Oktober erklärt, man müsse “vorübergehend stärker Braunkohle nutzen”. Das sei schmerzhaft, aber nötig.

… motiviert aber auch zum Umschwung

Aber es gibt auch Stimmen, die in der aktuellen Energiekrise mittel- und langfristig eine Chance für den Klimawandel sehen, weil sie Staaten motiviert, Erdgas als Energiequelle den Rücken zuzukehren. Im Weltenergie-Ausblick 2022 schreibt die Internationale Energieagentur (IEA), dass die aktuelle Energiekrise langfristig einen Umschwung auf emissionsarme Energieträger wie erneuerbare aber auch atomare Energie begünstigt. Zeitgleich erwartet die IEA, dass in der Energieeffizienz und Elektrifizierung schnellere Fortschritte gemacht werden.

Emissionshalbierung bis 2030 nötig

Die Frage ist allerdings, wie lange noch Zeit ist, die Wende zu schaffen. Der Weltklimarat (IPCC) hat im April in einem Bericht festgehalten, dass wir spätestens vor 2025 den Höhepunkt der Emissionen erreicht haben und sie bis 2030 um mindestens 43 Prozent reduziert haben müssen, um die durchschnittliche Klimaerwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. “Auch wenn wir das schaffen, ist es beinahe unvermeidbar, dass wir diese Temperaturschwelle eine zeitlang überschreiten, aber wir könnten es bis zum Ende des Jahrhunderts wieder unterschreiten”, schrieb der IPCC in seiner Aussendung im April 2022.

(pma)

Titelbild: ZackZack/ Christopher Glanzl

Pia Miller-Aichholz
Pia Miller-Aichholz
Hat sich daran gewöhnt, unangenehme Fragen zu stellen, und bemüht sich, es zumindest höflich zu tun. Diskutiert gerne – off- und online. Optimistische Realistin, Feministin und Fan der Redaktions-Naschlade. @PiaMillerAich
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16 Kommentare

  1. Ich durfte letzte Woche in Kairo verweilen um Verwandte zu besuchen, dabei wurde mir wieder drastisch vor Augen geführt, das wir in Europa mit dem aus der Verbrennungsmotoren, genau nichts erreichen werden.
    Wenn ich mir dann vorstelle, wie viele Städte, Ballungsräume es in Afrika, Indien und China, gleicher Art gibt, so wird der Effekt den die Europäer durch ihren Klimaschutz erzielen werden, im Promille – Bereich liegen.
    Ich bin aber dagegen, auf diese Länder mit dem Finger zu zeigen, werden diese Länder doch als Hoffnungsmärkte der europäischen Exportwirtschaft gesehen, sowie CO2 Intensive Produktionen dorthin verlegt.

    Für ein geglücktes Leben

    • Weltverbesserer bzw. Weltretter, so hat es die Vergangenheit gezeigt, waren immer schon größenwahnsinnig und vor allem rücksichtslos, die gehen ganz gerne über Leichen. Niemand, der noch ein paar funktionierende Gehrinzellen und ein paar mathematische Fähigkeiten hat, kann glauben, dass die Abschaffung der CO2-Produktion in Europa irgendwelche Auswirkungen auf ein Klima hat. Und niemand kann ernsthaft glauben, dass der Rest der Welt Europa als Vorbild sieht und diesen Unsinn, auf Kosten des eigenen Wachstums, zum Nachteil der eigenen Bevökkerung, nachäfft. Einzig die halbgebildeten Ideologen in D und A glauben, dass die Welt nur auf sie gewartet hat.

  2. Da fliegen sie alle aus der ganzen Welt nach Ägypten und werden uns danach sagen, man soll nicht fliegen. Sie alle verwenden rund um die Uhr Internet und iiphone, was Energie en masse verbraucht. Sie werden sich einig sein, dass man CO2 hoch besteuern soll. Und nicht zuletzt werden sie, denen die Zukunft so ans Herz gewachsen ist, für Atomkraftwerke sein. Greta hat da schon vorgespurt. Bei all dem werden sie sich gut fühlen.
    Das Problem dabei ? So wird das Klima nicht vor der Veränderung bewahrt. Es ist eine lächerliche Show für sich feiernde Weltretter:innen.

  3. Untätigkeit der Politik….

    Also die Gewessler schiebt doch einen ex Grünen Millionen in den Arsch….in Sachen korruption ist die Umweltministerin sehr tätig….vom anderen wie Umweltmisterium hat sie halt keine Ahnung….und Interessiert sie Auch nicht….wie alle grünen Lulus .

  4. Politwissenschaftler sind nun “Experten” wofür genau? Nachdem es Naturwissenschaften nicht sind, ist es wohl eher automatisierte Nachplapperei irgendwelcher Parolen halbgebildeter Systemprofiteure, die nur sehr selten durch eigene Arbeitsleistung einen Beitrag zur Gesellschaft leisten.

  5. Nachdem die Formel für die Gesamtbelastung der Umwelt lautet:
    Emission/Kopf x Anzahl Köpfe
    sollten wir zuallererst einmal die Menge der Emittenten nicht weiter erhöhen. Ansonsten wird der Umweltschutz eine Sisyphus-Arbeit.

    • Wie sich langsam aber doch herausstellt, trägt das medizinische Experiment, an dem viele für Bier und Schnitzel teilgenommen haben, zur Reduktion der Emittenten doch einigermaßen messbar bei.

      Bitte verwechseln Sie nicht den sogenannten “Klimaschutz” mit Umweltschutz. Umweltschutz ist z.b. das Recyceln von Plastikflaschen oder Eiskästen, was Sinn macht. Klimaschutz hingegen nimmt auf die Umwelt keine Rücksicht, da z.b. Tausende Tonnen von Beton in unberührte Natur gekippt werden, damit ein mit allerhand Umweltgiften vollgestopftes Windrad, das je nach Standort, durchaus ein- bis zwei Drittel der Zeit im Jahr nur dumm rumsteht, nicht umfällt. Nicht selten haut man für Windräder jede Menge Bäume, also CO2-Konsumenten, um (Deutschland liegt da weit vorne), während man gleichzeitig Geld für den Regenwald in Brasilien sammelt.

      • Wenn ich mir erlauben darf: bezüglich Klimaschutz gibt es eine interessante Stellungnahme eines Windparkbetreibers. Wofgang Kiene, Geschäftsführer von
        http://www.makawind.de
        Keine Frage.
        Die Menschheit muß eine Energiewende zu stande bringen, nur mit hinsichtlich, rücksichtl und geht nicht, werden wir es nicht schaffen und schon gar nicht, die sind die bösen und die sind die guten Rohstoffliferanten.
        Alle müssen an einem Strang ziehen.
        Das hoffe ich für meine Kinder und Enkelkinder.
        Träumen darf ich ja noch.

        • Der Begriff “Energiewende” enthält keine Definition des Zielzustandes sondern ist ideologische Träumerei. Wir haben heute einen bestimmten Energiebedarf, das ist nicht nur Strom, sondern auch z.b. Prozesswärme. Wer also möchte, dass all diese Energie durch Windmühlen, Sonnenlichkonverter und ein bisserl Wasserkraft geliefert wird, muss auch definieren, wieviele Windmühlen, Siliziumplatten und Wasserkraftwerke all diese Energie liefern sollen, oder eben, wieviele Haushalte und Betriebe keine Energie mehr bekommen und was genau die Auswirkungen auf unsere Wirtschaft sind. Auch der Traum vom Umstieg auf E-Mobilität bleibt ein Traum, denn weder hat es die Energie dafür, noch die Leitungen, die dafür erforderlich sind – und die werden in 15-20 Jahren flächendeckend auch nicht gebaut werden können – also kann das Ziel nur die Abschaffung der Mobilität sein.

          • Neben dem Umstieg auf andere Arten der Erzeugung gibt es auch die Reduktion des Verbrauches von Energie. Keine Sorge, ich bin nicht für den Waschlappen und das kalte Zimmer, den Schwachsinn überlasse ich anderen.
            Aber eine sinnvolle Reduktion ist die folgende: Streichung der EU Milliarden für die Exportförderung, die dazu führt, dass Tausende LKWs kreuz und quer und Tag und Nach von Stockholm bis Athen, von Sizilen bis Warschau und retour fahren.
            Zweitens: Reduktion der Digitalisierung, die unerkannt einer der höchsten Energiefresser ist.
            Konsequentes Recycling von Bauschutt und Förderungen für das Verbessern der Altbauten statt Abreissen und Neubauten.
            Und noch gut fürs Klima, neben der Energie: Streichung der EU Milliarden zur Förderung von industrieller Landwirtschaft und Viehzucht, die hier zu einer subventionierten Überproduktion führt, die exportgefördert nach Afrika ausgeführt wird und dort lokale landwirtschaftliche Strukturen zerstört.
            Ein anderes Mal mehr.

    • So einfach ist die Rechnung auch wieder nicht. Es gibt nämlich Köpfe, die sehr viel verbrauchen und ausstossen und Köpfe, die das nicht tun. Ein New Yorker braucht vielleicht 500 x soviel wie ein Südseeinsulaner, ein Wiener schon weniger als der New Yorker, wobei es bei diesen Stadtbewohnern wiederum solche gibt, die extrem viel co2 verursachen und andere sehr wenig. Auf einen globalen Durchschnitt rechnen, bringt uns nicht weiter. Es braucht ganz andere Lösungen.

      • Und diese Lösungen dürfen auf keinen Fall von Politikern kommen, sondern von Leuten, die etwas davon verstehen. Das sind auch keine Politwissenschaftler, keine Regenbogenexperten und auch keine Journalisten und schon gar nicht irgendwleche Studienabbrecher, die sich auf Straßen kleben und Bilder mit Essen bewerfen. All diese Möchtegernexperten leben einzig von der Schaffung von Feindbildern und dem Kampf gegen ebendiese um sich selbst zu legitimieren. Seit Jahren diffamiert man jeden Autobesitzer als spaßfahrenden Schädling, der in der Pampa gefälligst auf nicht-existierende öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen hat. Als nächstes kommen die Bauern dran, Viehwirtschaft wird bald verboten, Nutzung von Düngemittel (außer jene der Monopolisten) so eingeschränkt, dass eine wirtschaftliche Produktion von Agrarprodukten für Klein- und Mittelbetriebe nicht mehr möglich sein wird. Wer danach zum Feindbild erklärt wird, das mit aller Macht bekämpft und zerstört werden soll, wird man sehen.

      • Alle Menschen haben das Recht auf gleichen Wohlstand. Aktuell ist der Wohlstand aber sehr ungleich verteilt. Bei einer globalen Angleichung des Wohlstands bei gleichbleibenden Emissionsniveau müssten wir unseren Wohlstand (gefühlt) um 80% reduzieren. Da macht sicher niemand mit.
        Somit wird die grosse Mehrheit der Menschen bei ihrer Wohlstandsangleichung noch zusätzlich die Umwelt belasten. Und jeder zusätzliche Mensch sowieso, auch wenn er in einem Entwicklungsland aufwächst.

        • Wenn man unter Wohlstand das versteht, was viele hier darunter verstehen, nämlich ein schönes Haus (Beton = viel co2), zwei, drei Autos pro Familie ab 150 PS aufwärts, 3 Farbfernseher und überall Internet und Handys, dann geht sich das nicht aus. Das findet vor allem auf der Nordhalbkugel statt, am meisten in den USA. So wäre es wohl am effizientesten, dort das Bevölkerungswachstum zu reduzieren.
          In armen Ländern erreichen Sie einen Geburtenrückgang sowieso nur über ein gutes Sozialversicherungssystem, Erwerbssicherheit und Altersversorgung.
          Ansonsten überlebt man dort nicht im Alter.
          Diese Verbesserungen in der 3. Welt würden die Gewinne der Konzerne der 1. Welt reduzieren. Daher machen die nicht freiwillig mit.
          Und indirekt leben alle im nördlichen Wohlstand, auch Sie und ich, von der Armut und der Unterdrückung im Süden.

    • Bei dieser Diskussion (https://zackzack.at/2022/11/02/athena-2-0-200-jugendliche-randalierten-zu-halloween-in-linz#comment-274358) ist leider das Forum geschlossen, darum antworte ich hier.

      Meiner Meinung nach sollten auch Kfz-Versicherungen auch keine Gruppen vorverurteilen sondern einfach nach dem Unfall, wenn der Versicherte Schuld ist, weniger bezahlen. Das kann man ja so auch in den Vertrag schreiben.

      Die Frage welche Präventionsmaßname Sie gegen Ausländerkriminalität verhängen würden, beantwortet das Beispiel jedoch nicht.

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