Samstag, Juli 27, 2024

Glauben ist out – Wiener ohne Gott

Zum ersten Mal überragt die Gruppe der Menschen ohne religiösem Bekenntnis in Wien in der Statistik. 

Wien, 18. November 2022 | Österreich galt einst als ein katholisches Land. In letzter Zeit meiden jedoch immer mehr Menschen die Kirche wie der Teufel das Weihwasser. Diese Entwicklung macht sich besonders stark in Wien bemerkbar. Die Gruppe der Menschen ohne religiösem Bekenntnis hat in Wien zum ersten Mal die zahlenmäßige Anhängerschaft der katholischen Kirche überholt, wie eine aktuelle Erhebung der Statistik Austria zeigt.

Trend der Säkularisierung

Missbrauchsskandale, Homophobie, Abtreibungsverbote sind nur ein paar der Vorwürfe, mit denen die Kirche in den vergangenen Jahren für Schlagzeilen gesorgt hat. Laut den Daten der Umfrage ist die Gruppe von Katholiken in Wien mit 32 Prozent auf den zweiten Platz gerutscht, während Religions- und Konfessionslose mit 34 Prozent erstmals den ersten Platz belegen.

Die Anzahl der Menschen ohne religiöser Zugehörigkeit ist in den letzten 20 Jahren von zwölf auf über 22 Prozent gestiegen. Bei der katholischen Kirche kommt hinzu, dass der verpflichtende jährliche Kirchenbeitrag keinen Anreiz schafft, um weiterhin ein Mitglied zu bleiben.

Ähnliche Entwicklung in anderen Bundesländern

Die restlichen Bundesländer verzeichnen zwar ebenfalls eine Zunahme an Religions- und Konfessionslosen, allerdings kann sich dort die Vormachtstellung der Katholiken noch besser aufrecht erhalten. Der kleinste Anteil an Menschen ohne religiösem Bekenntnis sind mit 16,5 Prozent in Kärnten zu finden. Die meisten Katholiken befinden sich mit beinahe einer Zweidrittelmehrheit von 66,2 Prozent im „heiligen Land“ Tirol.

Dennoch lässt sich weiterhin eine starke Zunahme an Ausstiegen aus der katholischen Kirche in ganz Österreich verzeichnen. Während 2020 die Anzahl der Austritte aus der katholischen Kirche noch 58.727 betrug, waren es 2021 mit 72.055 deutlich mehr.

Steigenden Anzahl Orthodoxe und Muslime

Zeitgleich gibt es bei den Muslimen und Orthodoxen eine gegenteilige Entwicklung wie die Daten der Statistik zeigen. Vor zwanzig Jahren machten die Anhänger des islamischen Religionsbekenntnisses noch rund zwei Prozent aus, vergangenes Jahr waren es schon über acht Prozent.

Die ersten offiziell erhobenen Zahlen von Orthodoxen in Österreich gab es 2001. Mittlerweile sind sie von etwa zwei Prozent auf beinahe fünf gestiegen. Beide Religionsgemeinschaften, Muslime und Orthodoxe, finden die meisten Anhänger in der Bundeshauptstadt.

(nw)

Titelbild: ZackZack /Christopher Glanzl

Autor

  • Nura Wagner

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