Freitag, April 19, 2024

Straßenzeitungen: »Wir gehen schon wieder leer aus«

Es hagelt weiter Kritik an der geplanten Medienförderung: Nun gehen die Straßenzeitungen hart ins Gericht mit dem Entwurf. Sie wollen eine „Förderung first“.

 

Wien, 05. Dezember 2022 | Die Kritik am neuen Regierungsentwurf zur Medienförderung reißt nicht ab. Nun fordern auch die Straßenzeitungen, allen voran der „Augustin“, der mit dem Slogan „Erste österreichische Boulevardzeitung“ am Cover erscheint, Verbesserungen. Sieben Straßenzeitungen aus den Bundesländern haben sich zusammengeschlossen: „20er“, „Apropos“, „Augustin“, „kaz“, „Kupfermuckn“, „marie“ und „Megaphon“. Der Kern ihrer Kritik, wie sie am Montagmorgen via Presseaussendung verlautbarten: „Die Großen werden gefördert, die Kleinen haben nichts davon.“

„Dieser Gesetzesentwurf entspricht nicht dem, was man sich unter einer qualitätsstärkenden Medienförderung vorstellt“, sagt demnach Ruth Weismann, Redakteurin beim Wiener „Augustin“. Und der Chefredakteur der Vorarlberger „marie“, Frank Andres, lässt wissen: „Kleinen Redaktionen wird der Zugang zur Qualitätsjournalismus-Förderung quasi verunmöglicht“. Denn um überhaupt an eine Förderung zu kommen, müssen mindestens drei Journalisten und Journalistinnen hauptberuflich in der Redaktion beschäftigt sein. „Das muss sich ein Medium erst einmal leisten können“, so Andres.

„Kleine gehen leer aus“

„Große Medienhäuser werden so noch mehr Geld und Ressourcen bekommen, während Kleine leer ausgehen“, meint auch Rebecca Sandbichler, Chefredakteurin der Tiroler Straßenzeitung „20er“. Sabine Gollmann vom „Megaphon“ in Graz lässt sich so zitieren: „Wir Straßenzeitungen arbeiten deshalb so prekär, weil wir als einzige Medien in Österreich die Hälfte unserer Umsätze direkt an unsere Verkäufer*innen abgeben.“

Gemeinsamer Topf

Straßenzeitungen sind nicht gewinnorientiert, ihre gesellschaftliche Relevanz als Medien- und Sozialprojekte, die armutsbetroffenen Menschen einen kleinen Verdienst ermöglicht, ist hoch. Also fordern die genannten Straßenzeitungen ein neues Konzept, sie nennen es „Förderung first“. Der Gedanke: Nur geförderte Medien würden auch genug hauptberufliche Redakteure anstellen können. Straßenzeitungen bräuchten eine „Sockelförderung“, heißt es, „etwa ein gemeinsamer Fördertopf“.

Die Forderung der unabhängigen Magazine „an.schläge“, „ballesterer“, „Südwind-Magazin“, „skug“, „malmoe“ und „Tagebuch“, nach der Medien, die zwar unter die Publizistikförderung fallen, aber weniger als 500.000 Euro Jahresumsatz haben, vom Förderkriterium der Redaktionsgröße ausgenommen werden sollen, unterstützen die österreichischen Straßenzeitungen ebenfalls.

Für Digitalmedien lautet die Hürde für die Förderung im angedachten Qualitäts-Journalismus-Förderungs-Gesetz: 30 Millionen redaktionell getippte Zeichen im Jahr – davon ist prinzipiell auch ZackZack betroffen und somit von der Förderung ausgenommen.

Chronisch zu wenig

„Straßenzeitungen, wie auch andere kleine Magazine, sind ein wichtiges Element der medialen Vielfalt in Österreich und dabei chronisch unterfinanziert“, sagt Ruth Weismann. Vor allem in Zeiten von Korruption bei Inseratenvergabe und zu großer Nähe zwischen einigen großen Medien und der Politik sei die Förderung von Vielfalt und Unabhängigkeit wichtig. „Öffentliche Gelder sind ein Mittel, um Unabhängigkeit und Qualität zu unterstützen. Die Straßenzeitungen fordern, hier berücksichtigt zu werden“ so Frank Andres.

(am)

Titelbild: ZackZack/Christopher Glanzl

Anja Melzer
Anja Melzer
Hält sich für die österreichischste Piefke der Welt, redet gerne, sehr viel und vor allem sehr schnell, hegt eine Vorliebe für Mord(s)themen. Stellvertretende Chefredakteurin. Sie twittert unter @mauerfallkind.
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21 Kommentare

  1. Da hilft nur eines, Leute:
    Merkt euch, wem die Grünen und die Schwürkisen das Geld zuschieben und wen sie aushungern wollen.

    Und bei der nächsten Wahl konsequent abstrafen.

  2. Alles was dem Pöbel nützt, wird von der korrupten schwarzen Brut generell abgelehnt.
    Nützt es dem Spender der korrupten schwarzen Brut, könnte es im Nachhinein für den “Intervenierer ” auch noch positive Nebenerscheinung im beruflichen Weiterkommen nach der korumpierten Polit Karriere entstehen……..

  3. Sind die Verkäufer mit dunkler Hautfarbe die vor den Einkaufzentren die Obdachlosen Zeitung verkaufen wirklich obdachlos?

    • Ich hab mit einer gesprochen und gefragt, wo sie schlafen. Sie erklärte mir, dass sie nur für einen Schlafplatz für 2 Wochen 20 € bezahlen muss. Dazu verkaufen sie die Zeitungen.
      Decke musste sie selber mitnehmen. Hab ihr eine geschenkt, die ihr dann dort gestohlen wurde.

      • Dann haben Sie ihr sicher gleich 10€ geschenkt aber eine gute Idee ich schenke dem Afrikaner der vor dem Supermarkt seht eine Decke ich hoffe mir passiert nichts.

  4. Strassenzeitungen sind als Sozialprojekte förderungswürdig und sollen gefördert werden. Sie dienen der Armutsbekämpfung und der Re-Integration.
    Medienförderung dagegen gehört abgeschafft, weil sie Medien korrumpiert.

  5. Hat sich jemand erwartet, dass die ÖVP eine Obdachlosenzeitung fördert? Also ich nicht, allerdings hätte ich mir auch nicht erwartet, dass die Grünen da zuschauen. Pfui

    • Die Grünen schauen nicht nur zu, sondern sind durch die gewichtige Blimlinger auch aktiv an dieser Medienförderungssauerei beteiligt.

  6. Wen interessieren schon Perspektiven betonter Randgruppen-, oder “Gott behüt” unabhängig investigativer Qualitäts-Journalismus hierzulande, wenn es doch reicht, die beständige Mißachtung von gefühlten 80% Volks(Wähler)willen (eingeforderter Reformen wegen) auf dem Niveau zB. Fellnerischen, Styria Medialen oder Dichant’schen Katakomben-Infotainments (unterirdisch nämlich) im willfährigen Schatten(theater)spiel unters Volk zu jubeln…? “Geschäfte bedingen Gegengeschäfte. Das weiss man ja!”, wie uns unser größenwahnsinniger NR-Präsi einhellig mit dem Jössas-24-Interviewer in die Kamera versicherten. Förderungen, ja. Aber nur mehr eigener Fascho-Ideologie-Inhalte wegen…

  7. Für Österreichs Verlage öffnet sich mit diesem Gesetz ein finanzielles „Schlaraffenland“: 54 Millionen Euro bekommen sie für „digitale Transformation“. Am meisten profitiert die Krone, die alleine dieses Jahr 4,5 Millionen Euro erhält. Wobei ich nicht nachvollziehen kann, warum eine „Zeitung“ die ihrem Hälfteeigentümer eine Jahresgewinnauszahlung in hoher einstelliger Millionensumme garantiert, eine öffentliche Förderung benötigt.

    Was nicht gefördert wird: zb wie o.a. angeführt der “Augustin”. Dafür erhält der (Dr)Exxpress (gegründet vom ÖVP-Spender Alexander Schütz und dem nun als Chefredakteur fungierenden Richard Schmitt, den Heinz-Christian Strache im Ibiza-Video, als seiner Meinung nach einzigen förderungswürdigen Journalisten nennt) trotz antisemitischer Karikaturen Fördermittel.

    https://www.hagerhard.at/blog/2022/12/die-hure-der-hure-der-reichen/

      • es gibt durchaus kriterien, die eine zeitung förderungswürdig machen.
        zb das redaktionsstatut, die anzahl der redakteure, mitglied des presserates usw.
        ich würd dzt die wiener zeitung, die presse, den standard, die salzburger nachrichten als förderungswürdig erachten.
        und diverse neue projekte im online-bereich.
        also auch zack-zack

        • Die Lobhudelei der Regierungspartei in diesen Blättern ist unübersehbar. Beim Standard hat das extrem zugenommen. Die Kritik an der Regierungspartei wurde immer weniger. Was sich beim Standard wohl mit der erhöhten Presseförderung erklären lässt. Das war schon seit längerem zu beobachten. Und ich habe 10 J. Standard gelesen.
          Darum schon vor Monaten gekündigt.

        • Die Wiener Zeitung kenne ich kaum. Die anderen genannten Zeitung berichten alle dasselbe, warum also alle fördern? Und so nebenbei: Wenn Sie die Presse fördern, fördern Sie indirekt Raiffeisen / ÖVP, wenn Sie den Standard fördern, fördern Sie eine reiche Familie usw..
          Alle diese Zeitungen verlautbaren die Interessen des Kapitals und das sollen wir Steuerzahler noch unterstützen ? Damit die, wie übrigens auch ZZ, 90 % der geistigen Ergüsse, von den grossen Presseagenturen abschreiben ?
          Nein, Medienförderung gehört abgeschafft. Ohne wenn und ohne aber.
          Man sieht ja deutlich, wohin diese Förderungen geführt haben. Daraus sollte man lernen, nicht die Förderungen ausweiten und erhöhen.

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