Dienstag, April 30, 2024

Seilbahn-Kaiser Hörl: »Wissenschaft dramatisiert«

Am Donnerstag krachten im Gondel-Duell auf Puls4 zwei Welten aufeinander: Klimaaktivistin Lena Schilling und Seilbahn-Appassionato Franz Hörl (ÖVP).

Wien, 22. Dezember 2022 | Unterschiedlicher könnten Kontrahenten einer Diskussionsrunde kaum sein. Die junge Klimaaktivistin Lena Schilling saß in der Puls 4 „Pro und Contra“ Diskussionssendung über die Zukunft des Wintertourismus dem älteren ÖVP-Abgeordneten und Seilbahn-Enthusiasten Franz Hörl gegenüber. Als Austragungsort wurde passend zum behandelten Thema eine fahrende Gondel im Dachstein-Krippenstein gewählt. Wie erwartet fanden die beiden Teilnehmenden wenig Übereinstimmung, zumal sie auch unterschiedliche Interessen vertreten.

Wissenschaft dramatisiert

Durch den Klimawandel und der daraus resultierenden künstlichen Beschneiung von Skigebieten, sowie der Inflation und der Energiekrise, ist für viele der Ski-Tourismus keine verlockende Option mehr, so Schilling. Das sieht Hörl jedoch anders: Er stellt zu Beginn klar, nicht Journalisten oder Fernsehmoderatoren würden über die Sinnhaftigkeit eines Skiurlaubs bestimmen, sondern die Gäste. Im Laufe der Sendung betont er wiederholt die Interessen der Gäste und zeigt damit auch wo die seinen liegen. Über die Wissenschaft wundert sich der Seilbahn-Kaiser: „Mich wundert, dass sogar die Wissenschaft überspitzen anfängt und dramatisieren anfängt, wenn es um die Darstellung der Auswirkungen auf den Wintersport angeht.“.  Man sitze im selben Boot und der Wintersport arbeite am meisten im Kampf gegen den Klimawandel. Allerdings zeigt Hörl wenig Bereitschaft dem Klima zuliebe Einschränkungen auf sich zu nehmen. Der Skitourismus werde als Kampfarena genommen, so Hörl defensiv und verweist auf andere Wirtschaftsbereiche. Laut seiner Darstellung tue der Wintertourismus bereits alles um die Klimaziele zu erreichen: “Das handeln wir locker”.

Land der Berge, nicht zukunftsreich

Schilling kontert die Folgen des Klimawandels seien nicht aufhaltbar und bereits spürbar. Immerhin werden während dieser Saison von 400 Skigebieten nur elf nicht beschneit. Das sei nicht zukunftsreich und gehöre angepasst, fordert Schilling ein. “Ich bin nicht gegen Ski fahren, aber das muss mit der Natur einhergehen.” Sie streitet die kulturelle und wirtschaftliche Bedeutung des Skitourismus nicht ab und spricht sich auch für technologischen Fortschritt aus. Dennoch sei der Einsatz von Schneekanonen ein enormer Energieverbrauch der gerade in diesen Zeiten, wo alle zum Energie sparen, aufgehalten werden, hinterfragungswürdig ist. Wenn alle Schneekanonen eingeschaltet sind, entspreche das dem Energieverbrauch von 500.000 Haushalten. Schilling erinnert Hörl an seine Handlungsmöglichkeiten als Nationalratsabgeordneter um Klimaschutzmaßnahmen zu ergreifen. Dass alles Mögliche für den Klimaschutz bereits getan werde, glaubt Schilling somit nicht.

Warnung vor Horrorszenario

Alle Wirtschaftsbereiche tun zu wenig, wenn man den Ökonomen Oliver Fritz der ebenfalls in der Gondel sitzt, fragt. Der ausschlaggebende Faktor sei jedoch der Verkehr, der beim Wintertourismus 80 Prozent der CO2-Emmissionen ausmache. Für Fritz ist die große Aufgabe um eine Klimaneutralität zu erreiche die Bewältigung der Verkehrswende. Stattdessen mache man jedoch „business as usual“. Er warnt vor dem Horrorszenario, das sich anbahnt, wenn es zu einer Erwärmung von über fünf Grad kommt. Wenn weiterhin der vorherrschende Pfad bestritten wird, werde 2070/2090 Tourismus kein Thema mehr sein.

(nw)

Titelbild: Screenshot Puls4

Nura Wagner
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24 Kommentare

  1. Dass “2070/2090 Tourismus kein Thema mehr sein” wird, ist doch kein Problem. Ich werde dann schon tot sein und Hörl vermutlich auch. Diese Zukunft kann uns egal sein, wir leben im Hier und Jetzt.

    Die Zukunft trifft uns ja nicht mehr, also weiter so!

    (Nur zur Sicherheit, das was Sarkasmus.)

  2. | Über die Wissenschaft wundert sich der Seilbahn-Kaiser: „Mich wundert, dass sogar die Wissenschaft überspitzen anfängt und dramatisieren anfängt, wenn es um die Darstellung der Auswirkungen auf den Wintersport angeht.“. Man sitze im selben Boot und der Wintersport arbeite am meisten im Kampf gegen den Klimawandel. Allerdings zeigt Hörl wenig Bereitschaft dem Klima zuliebe Einschränkungen auf sich zu nehmen. |

    Bin mir ziemlich sicher, dass dieser Zampano in seinem alpinen Habitat ab 1.250m Meereshöhe höchstselbst(!) so lange auch wissenschaftlich fundierte Argumentationen überspitzt dramatisierend kommentieren wird, wie er mit seinem (überförderten) Geschäftsmodell ein fürstliches Auskommen findet. Er lebt ja sehr sehr gut davon…

    Die Deutungshoheit über die ökologische “Sinnhaftigkeit” solchen Treibens wird er sich weiterhin über den lukrativen Zuspruch in zunehmend elitärer Gästepräsenz anmaßen.

    https://www.parlament.gv.at/WWER/PAD_35489/BezBegrBVGPar9.pdf

  3. Immer diese Wissenschaft mit ihren Formeln und ihrer verdammten Logik. Der Hörl Franz, das ist halt ein gestandener Praktiker, bestens in der ÖVP vernetzt, der alles mit Hammer und Brechstange löst.
    // Zynismus off

  4. Hoerl, bekannt fuer seinen an sich fuer ihn ueberdurchschnittlich hohen IQ ( approx room temperature)
    eine junge dame die professsionelle hilfe benoetigt, oder an job oder beides
    under rest der experten auch nicht viel besser wia der hoerl

  5. Klar, Herr Hörl: “Nicht Journalisten oder Fernsehmoderatoren würden über die Sinnhaftigkeit eines Skiurlaubs bestimmen, sondern die Gäste”. Und wenn die Gäste einmal ausbleiben, wer schreit dann als erster und am lautesten nach öffentlichen Subventionen?

  6. ….. der glaubts erst wenn alle Gipfel durch den fehlenden “Frostkleber” ins Tal gefahren sind.
    Der Hochvogel im Allgäu macht den Anfang, zudem gab es in den letzten Jahre deswegen schon viele Bergstürze.
    https://external-content.duckduckgo.com/iu/?u=https%3A%2F%2Fwww.merkur.de%2Fbilder%2F2021%2F01%2F15%2F90170846%2F24877920-hochvogel-berg-oberstdorf-oberallgaeu-3Dfe.jpg&f=1&nofb=1&ipt=9a77fb45f62ff21fb0830aa42f03f37e36bab6e72f93f87d90ac5dcd8caa6022&ipo=images
    man beachte die Personen neben der Spalte…

  7. Man kann dem Herrn Hörl sehr kritisch gegenüber stehen, aber trotzdem bleibt dieser mit einem gesunden Menschenverstand am Teppich der Realität und bei diesem Thema vor allem wieder bei der Verhältnismäßigkeit.
    Österreich hat gesamt einen Anteil von 0,1 Prozent am CO2 Ausstoß!
    Die Liftbetriebe werden wohl wieder maximal im 1 Prozent Bereicht liegen?
    Wenn man dann den Freizeitswert, den Gesundheitswert und den Wohlstand diesem Ausstoß gegenüber stellt, dann kann man das bei den nicht isolierten Bretterbuden in den USA vielleicht bei weitem nicht tun und ist der dortige Anteil vermtlich wesentlich höher?

    Aber wird hier eben künstlich Schnee produziert. Vielleicht wäre das eben in den Alpen und den Gletschern ein entsprechendes Gegenkonzept für diesen Klimawandel?
    Aber wenn man den Schnee gut zudeckt, dann überlebt dieser auch ganz gut über dem Sommer.
    Vielleicht wäre das ein Ansatz für eine Einsparungsmöglichkeit?

    • Hörl und gesunder Menschenverstand? Ist Gier gesunder Menschenverstand?
      Ist Leugnung vom Klimawandel , gesunder Menschenverstand?
      Ich wollte eigentlich auf Deine Posts nicht mehr eingehen…. aber Du schreibst soviel Schwachsinn, da musste ich.

      • Wahrscheinlich bin ich sogar einer der größten Kritiker von Herrn Hörl, aber letzendlich kommen wir nur dann vernünftig und mit den besten Vorteilen für wirklich ALLE und das inklusive unserer Welt weiter, wenn wir alles so realistisch wie möglich betrachten, wie auch die ständig notwendigen Veränderungen und Verbesserungen.
        Nur Betrachtungen über die ideologische Brille haben der Menschheit bisher immer nur schwer geschadet…

    • Den Hörl interessiert nur der schnöde Mammon und sonst nichts. Und was glauben sie, wie viele Ressourcen verschwendet werde nur damit ein par Leute mit zu viel Geld und zu wenig Hirn schon im September und bis Ostern Schifahren können?

      • Was den Hörl interessiert, werde ich ihnen recht geben, wenngleich ich auch der Meinung bin, dass ihm Macht wichtiger ist als der pure Mammon, der dann ohnhin kein Thema mehr ist.
        Hoffentlich kommen aber die Menschen und auch wenn sie wenig Hirn haben trotzdem zu uns, hoffentlich auch um bis Ostern Ski zu fahren?

    • Das ewig gleiche, von Kickl bemühte, Pseudo-Argument. Wenn ich 0,1% der Bevölkerung identifiziere, die nur 0,1% des CO2-Aussoßes produzieren, dann sind genau diese 0,1% von allen Maßnahmen auszunehmen. Nicht weil es einen Sinn ergibt, sondern weil wir Ignoranten und auch noch stolz darauf sind.

      • Jeder Unternehmensberater, welcher erfolgreich und vor allem seriös für sein Geld tätig sein will, wird sich nach der ABC Analyse orientieren müssen und nicht nach Ideologien.

          • Vermutlich dann eher einer Frau Gewessler?
            Wird halt nicht billig sein und hoffentlich dann auch weningstens funktionieren, aber vermutlich mindestens die Armut vergrößern und die demokratischen Rechte und Freiheiten erheblich verringern und auch den Wohlstand verkleinern?
            Aber wir können ja dann ein wenig die Zähne zusammenbeißen, dann wird es schon irgendwie gehen?

          • Zur ersten Frage: Ja.
            Der Rest ist kaum zu beantworten, da er ein Konglomerat aus Unterstellungen und Suggestivfragen ohne Begründung ist.

      • … was so ganz nebenbei auch unrichtig, mindestens vorsätzlich gelogen ist (no na). Richtig ist vielmehr, dass der Anteil Österreichs an der Weltbevölkerung ~0,1% beträgt, der Anteil am CO2-Ausstoß hingegen beim Doppelten liegt, also 0,2%. (Tendenz bisher steigend! – entgegen der Versprechungen und mit-unterzeichneten Klimaabkommen. Insbesondere die IV fühlt sich nicht an Emmissionsbeschränkungen im bisherigen Setting der Wirtschaftsförderung gebunden…)

        Wer es nicht glauben möchte, dem sei dieses Paper zur Kenntnis gebracht:

        https://imbstudent.donau-uni.ac.at/lessemissions2/laender-ranking-internationaler-vergleich/

  8. Sollte Gewessler wieder mit irgendwelchen Stromspartipps daherkommen und die Schneekanonen weiter sprühen, drehe ich heute statt auf 3 auf Stufe 5!!

  9. Frau Klimaretterin zur Info:
    Elf Jahre nach Fukushima
    Japan macht Atomausstieg rückgängig
    22.12.2022, 13:20 Uhr (ntv)

  10. Ich mag den Hörl nicht-aber eure Klimarettung sieht so aus (sehr düster)
    18.12.22: Zappelduster – Deutschland und die Energieflaute! Dieses Jahr schon 12.215!!! Redispatch-Maßnahmen, um das Netz stabil zu halten. Allein in den letzten 2 Wochen 410!
    Tiefpunkt der Erzeugung von EE-Wind- und Solarstrom am 16.12.22 von 5 PM-6 PM mit etwa 2.1 GW bei 67 GW Lastbedarf.

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