Das ist eine Unterüberschrift
Ein Video von einem Faschingsumzug in Ostdeutschland sorgt derzeit für Aufregung im Netz. Darin zu sehen: Ein Festwagen mit der Aufschrift “Asyl Ranch”, auf dem Indianer um einen an den Marterpfahl gefesselten Regenbogen-Mann tanzen.
Bad Schandau, 26. Jänner 2023 | Auch wenn der Karnevalsumzug im ostdeutschen Bad Schandau die letzten zwei Jahre Corona-bedingt ausfallen musste, so ist der letzte Umzug zu Faschingsbeginn im Jahr 2020 noch gut in Erinnerung. Damals nahm man Klimaaktivistin Greta Thunberg ins Visier. Eine “Fuck you Greta”-Hütte und eine “Gretel”-Yacht sorgte für Kritik an den Veranstaltern.
Indianer fesseln Regenbogen-Mann
Und auch dieses Jahr zieht der Ort in Sachsen in der “Schifferfastnacht” wieder die Aufmerksamkeit auf sich. Seit dem Umzug am vergangenen Wochenende kursiert ein Video in den sozialen Netzwerken, das einen Festwagen namens “Asyl Ranch” zeigt, der sich seinen Weg durch die Menge bahnt. Auf der Tragfläche bietet sich dem Zuseher dabei eine mehr als skurrile Szenerie.
Mehrere als Indianer verkleidete Personen tanzen zu Hits wie “Cotton Eye Joe” und “Da sprach der alte Häuptling der Indianer” um einen Marterpfahl herum. An diesem gefesselt, scheint ein in Regenbogen-Farben gekleideter Mann genau so viel Spaß an der Aktion zu haben wie seine Entführer. Ein Banner an dem Fahrzeug erklärt zudem: “Deutschland dekadent und krank, Winnetou sucht Asyl im Sachsenland.” Im Hintergrund sind “Heya, Heya!”-Rufe zu hören.
Ein Reporter des Tagesspiegel veröffentlichte ein Video des närrischen Treibens:
Wenn ein Mann in Regenbogenkostüm auf der Indianer-„Asyl-Ranch“ am Marterpfahl festgebunden ist, dann kann das nur Fasching in der Sächsischen Schweiz sein. pic.twitter.com/xSNyikkqt4
— julius geiler (@glr_berlin) January 25, 2023
Winnetou-Darsteller: “Satire”
Die Aktion scheint eine Anspielung auf die kürzlich entfachte Diskussion um kulturelle Aneignung bei den Winnetou-Filmen zu sein. Doch der wahre Aufreger im Netz war das offensichtliche “Opfer”, das sich die Indianer ausgesucht und an den Marterpfahl zur Folter gefesselt haben. Regenbogen-Farben sind das Symbol für die Akzeptanz und Gleichberechtigung von Schwulen, Lesben, Bi- und Intersexuellen sowie Trans-Menschen.
Eine Attacke auf das “Woke establishment”? “Meinungsfreiheit”, meint jedenfalls der Veranstalter Jens George. “Beim Fasching ist alles erlaubt, da darf jeder machen, was er will”, sagte er gegenüber “Bild”. Einer der Winnetou-Darsteller auf dem Wagen, Tilo Hamann, meinte gegenüber dem Boulevard-Blatt: “Das war Satire. Über die Bedeutung sollte sich jeder Zuschauer selbst Gedanken machen.”
(mst)
Titelbild: Screenshot, twitter.com/julius geiler