Donnerstag, Mai 2, 2024

SPÖ NÖ-Chef will sich eher Hand abhacken als unfertiges Übereinkommen zu unterzeichnen

Lieber Arm ab, als arm dran – das dürfte das Motto des neuen SPÖ NÖ-Chefs Sven Hergovich sein. Bevor er “ein Übereinkommen unterzeichne, in dem nicht alle Punkte enthalten sind, hacke ich mir die Hand ab”.

Wien, St.Pölten | Etwas mehr als fünf Wochen nach der Landtagswahl in Niederösterreich dürften die Verhandlungen zwischen ÖVP und SPÖ in eine richtungsweisende Phase gehen. Zuletzt gab es Hick-Hack um Forderungen der Sozialdemokraten. Deren designierter Landesparteivorsitzender Sven Hergovich legte am Donnerstag in der “Zeit” mit einem markigen Sager nach: “Bevor ich ein Übereinkommen unterzeichne, in dem nicht alle diese Punkte enthalten sind, hacke ich mir die Hand ab.”

Job-Garantie, Heiz-Preis-Stopp, pflegende Angehörige, sonst Arm ab

Bereits in der Vorwoche hatte Hergovich via Pressekonferenz die nun in der “Zeit” erneut angeführten Bedingungen für eine mögliche Zusammenarbeit mit der ÖVP gestellt. Dazu zählen kostenlose Ganztagsbetreuung im Kindergarten, die Ausweitung eines Pilotprojekts zur Job-Garantie für Langzeitarbeitslose auf ganz Niederösterreich, einen Heiz-Preis-Stopp für Haushalte, ein Anstellungsmodell für pflegende Angehörige sowie eine Strukturoffensive für vernachlässigte Regionen.

Er habe die Forderungen transparent gemacht, weil er “Hinterzimmerpolitik” ablehne, sagte Hergovich nun in dem Interview. “Die übliche österreichische Vorgehensweise wäre gewesen, dass man verhandelt, dann zeigt, was rausgekommen ist, und behauptet, das sei es, was man eh immer wollte.”

Die ÖVP reagierte Ende der Vorwoche zunächst irritiert. Nach der jüngsten Verhandlungsrunde am Dienstag kam es dann zu öffentlich ausgetragenen Meinungsverschiedenheiten in Sachen Positionen und Finanzierung. Die SPÖ schätzt die Gesamtkosten der geforderten Punkte bis 2028 auf durchschnittlich 392 Millionen Euro pro Jahr, größter finanzieller Brocken wäre die Ausweitung des Pilotprojekts für Langzeitarbeitslose. Aus Sicht der ÖVP sind diese Maßnahmen “um rund 300 Millionen Euro unterdotiert”.

Mikl-Leitner appelliert an “Interesse des Landes”

Am Mittwoch meldete sich auch Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) zu Wort und appellierte, dass das “Interesse des Landes” über “den persönlichen Befindlichkeiten” stehen müsse. Übergeordnetes Ziel ihrer Partei sei, mit allen Regierungsparteien, also mit SPÖ und FPÖ, ein Arbeitsübereinkommen zu schließen. “Fest steht aber auch, dass es nur dann ein Arbeitsübereinkommen geben kann, wenn es mit den Vorstellungen vereinbar ist, denen die Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher die größte Zustimmung erteilt haben.” Also mit jenen der Volkspartei.

Geplant sind für Donnerstag erneute Verhandlungen von ÖVP und SPÖ in großer Runde. Weil sich die Gespräche mit der SPÖ als wesentlich zäher als ursprünglich von vielen Vertretern der Volkspartei erwartet erweisen, könnte die FPÖ für die Schwarzen als Option für Meetings bezüglich einer De-facto-Koalition aber immer interessanter werden, wie kolportiert wird.

Von “echten” Verhandlungen parallel zu jenen der ÖVP mit der SPÖ hielten die Freiheitlichen bisher aber nichts. Nähere Aufschlüsse dürfte die FPÖ bei einer Pressekonferenz in St. Pölten liefern. Eine solche wurde am Donnerstagvormittag kurzfristig für 13.00 Uhr einberufen.

Die ÖVP hat bei der Wahl am 29. Jänner mit 39,93 Prozent nicht nur die Absolute im niederösterreichischen Landtag verloren. Erstmals ist für die Schwarzen auch die Mehrheit in der Landesregierung weg. Die Volkspartei stellt künftig vier, die FPÖ drei und die SPÖ zwei Mitglieder. Wie die ÖVP fuhren auch die Sozialdemokraten (20,65 Prozent) ihr schlechtestes Ergebnis im Bundesland seit 1945 ein. Die FPÖ erzielte mit 24,19 Prozent ein Rekordresultat und löste die SPÖ auf Platz zwei ab. Die Grünen erreichten mit 7,59 Prozent wieder Klubstärke, die NEOS kamen auf 6,67 Prozent. Die konstituierende Landtagssitzung findet am 23. März statt.

Titelbild: HELMUT FOHRINGER / APA / picturedesk.com

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4 Kommentare

  1. Ich könnte Verständnis aufbringen, wenn der ÖVP nur einen Teil der Forderungen umsetzen will, wenn sie auch nur ein Argument für ihre Ablehnungen vorbringen würde und wenn sie auch ihrerseits konkrete Regierungsziele vorlegen würde abseits des LH-Postens.
    Aber Mikl-Leitner hat das Wählervotum noch immer nicht kapiert. Sie klammert sich weiterhin an ihre Erzählung, dass die ÖVP mit dem Land Niederösterreich identisch sei. Und sie glaubt weiterhin, ihre Wünsche einfach als Bestellung formulieren zu können ohne sich dem Pöbel zu erklären.
    Wenn Mikl-Leitners Posten plötzlich nicht mehr ausgemachte Sache ist, sondern mit sachpolitischen Zugeständnissen verknüpft wird, dann ist also das “Interesse des Landes” in Gefahr. Wenn politische Positionen begründet werden, die ihrem Klüngel nicht zugute kommen, dann handelt es sich um “persönliche Befindlichkeiten”. Etwa die “persönlichen Befindlichkeiten” von pflegenden Angehörigen oder die “persönlichen Befindlichkeiten” von Langzeitarbeitslosen.

  2. Recht hat er, die ÖVP gehört endlich in ihrer Macht zusammengestutzt. Am besten wär, wenn schließlich SPÖ und FPÖ Niederösterreich übernehmen würden und die Impfpredigerin in Pension geht …..

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