Sonntag, Dezember 8, 2024

Datenleak enthüllt russische Cyberattacken

Ein Recherche-Team hat den russischen Cyberkrieg nicht nur gegen die Ukraine, sondern die ganze Welt aufgedeckt. Brisante Dokumente bieten einen Einblick in die russische Cyberkriegsführung.

Wien | Eine russische Elite-Hackerbande hat es vertraulichen Daten zufolge, die dem „Spiegel“ und Recherchepartnern vorliegen, auf kritische Infrastrukturen auf der ganzen Welt abgesehen. Ein Datenleak des russischen Sicherheitsapparats enthüllt, wie das russische Verteidigungsministerium und Geheimdienste ein kleines Moskauer IT-Unternehmen beauftragt hat, Cyberangriffe durchzuführen und gezielt Desinformation und Propaganda im Internet durch den Einsatz von Bots zu verbreiten.

Züge und Flughäfen im Visier

In den zugespielten Dokumenten werde etwa ein offensives Cyberprogramm beschrieben, das auch Angriffe auf Einrichtungen der kritischen Infrastruktur ermöglichen soll, berichtet der “Spiegel”. Zu den Zielen des Programms gehöre den Unterlagen zufolge, mit spezieller Software Züge entgleisen zu lassen oder Computer eines Flughafens lahmzulegen. Es sei aber nicht ersichtlich, ob das Programm derzeit etwa gegen die ukrainische Infrastruktur eingesetzt werde. Dies alles ist in etwa 1.000 geheimen Dokumenten festgehalten, die über 5.000 Seiten voller Projektpläne, Anweisungen und interner E-Mails der Moskauer IT-Firma NTC Vulkan aus den Jahren 2016 bis 2021 umfassen.

Authentizität bestätigt

Eine anonyme Quelle habe den Großteil der sogenannten “Vulkan Files” kurz nach Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine zunächst der “Süddeutschen Zeitung” zugespielt und die Daten später auch anderen Medien zur Verfügung gestellt, berichtet der “Spiegel”. Als Motiv habe die Quelle Russlands Angriffskrieg und die engen Verbindungen von Vulkan zu Geheimdiensten genannt. Mehrere westliche Nachrichtendienste hätten dem Rechercheteam bestätigt, dass die Dokumente authentisch seien.

Wie aus der Untersuchung hervorgeht, hat das von Anton Markov und Alexander Irzhavsky mitgegründete Unternehmen ein Büro im Nordosten Moskaus und beschäftigt etwas mehr als 130 Mitarbeiter. Der Umsatz des Unternehmens belief sich im Jahr 2021 auf mehr als eine Milliarde Rubel.

Titelbild: THOMAS SAMSON / AFP / picturedesk.com

Autor

  • Nura Wagner

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