Freitag, April 26, 2024

Datenleak enthüllt russische Cyberattacken

Ein Recherche-Team hat den russischen Cyberkrieg nicht nur gegen die Ukraine, sondern die ganze Welt aufgedeckt. Brisante Dokumente bieten einen Einblick in die russische Cyberkriegsführung.

Wien | Eine russische Elite-Hackerbande hat es vertraulichen Daten zufolge, die dem „Spiegel“ und Recherchepartnern vorliegen, auf kritische Infrastrukturen auf der ganzen Welt abgesehen. Ein Datenleak des russischen Sicherheitsapparats enthüllt, wie das russische Verteidigungsministerium und Geheimdienste ein kleines Moskauer IT-Unternehmen beauftragt hat, Cyberangriffe durchzuführen und gezielt Desinformation und Propaganda im Internet durch den Einsatz von Bots zu verbreiten.

Züge und Flughäfen im Visier

In den zugespielten Dokumenten werde etwa ein offensives Cyberprogramm beschrieben, das auch Angriffe auf Einrichtungen der kritischen Infrastruktur ermöglichen soll, berichtet der “Spiegel”. Zu den Zielen des Programms gehöre den Unterlagen zufolge, mit spezieller Software Züge entgleisen zu lassen oder Computer eines Flughafens lahmzulegen. Es sei aber nicht ersichtlich, ob das Programm derzeit etwa gegen die ukrainische Infrastruktur eingesetzt werde. Dies alles ist in etwa 1.000 geheimen Dokumenten festgehalten, die über 5.000 Seiten voller Projektpläne, Anweisungen und interner E-Mails der Moskauer IT-Firma NTC Vulkan aus den Jahren 2016 bis 2021 umfassen.

Authentizität bestätigt

Eine anonyme Quelle habe den Großteil der sogenannten “Vulkan Files” kurz nach Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine zunächst der “Süddeutschen Zeitung” zugespielt und die Daten später auch anderen Medien zur Verfügung gestellt, berichtet der “Spiegel”. Als Motiv habe die Quelle Russlands Angriffskrieg und die engen Verbindungen von Vulkan zu Geheimdiensten genannt. Mehrere westliche Nachrichtendienste hätten dem Rechercheteam bestätigt, dass die Dokumente authentisch seien.

Wie aus der Untersuchung hervorgeht, hat das von Anton Markov und Alexander Irzhavsky mitgegründete Unternehmen ein Büro im Nordosten Moskaus und beschäftigt etwas mehr als 130 Mitarbeiter. Der Umsatz des Unternehmens belief sich im Jahr 2021 auf mehr als eine Milliarde Rubel.

Titelbild: THOMAS SAMSON / AFP / picturedesk.com

Nura Wagner
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44 Kommentare

  1. Und wenn selbst. Die anderen haben es schon 10x gemacht. Die halten uns für ganz blöd.
    Beeinflussung der Russen von der Trump Wahl (nach 4 Jahren Behauptungen das Dementi), Cambridge Analytics, Pegasus, etc.
    Ich warte nur darauf, dass mein Windows unbrauchbar wird.

    Jedenfalls ist es schade um die Süddeutsche Zeitung.

    • Können Sie sich noch sicher sein, dass Cambridge Analytica et alii nicht vom rus Militärdienst initiiert und finanziert wurde? Diese Firmen (auch Pegasus) haben jene Agenda befördert, die den kremlinschen Kriegszielen zuarbeiten: NATO zerstören, die “Westländer” auseinanderdvidieren (Brexit), Demokratien abbauen etc. Diese Firmen sind zwar im Westen und aus dem Westen. Aber wer da wirklich dran dreht, kann man noch nicht sagen. Ebenso geht es in Israel zu. Und da kommen einige mörderische Manipulationsfirmen her.

  2. Immer wieder faszinierend, wie es das Böse ist, wenn es die Russen tun, aber nicht so wirklich problematisch, wenn es die “Guten” tun. Nur um gleich Missverständnissen vorzubeugen, ich finde es in beiden Fällen skandalös und verachtenswert.

    Hier nun der berühmte westliche Fall vom letzten Jahr, falls den Jemand vergessen haben sollte.
    – Pegasus
    Zitat NZZ, die ja wohl kein von Putin beeinflusstes Propagandamedium ist:
    “Zahlreiche Staaten setzen die israelische Überwachungssoftware Pegasus ein, um Journalisten, Menschenrechtsaktivisten oder oppositionelle Politiker auszuspionieren. Darunter sind auch europäische Länder.”
    https://www.nzz.ch/technologie/spionagesoftware-pegasus-spanien-soll-katalanische-separatisten-ueberwacht-haben-ld.1636705?reduced=true

    Vielleicht habe ich etwas übersehen. Aber soweit ich das verstehe, gab es keine Konsequenzen, oder?

    Die beiden Russen, die im Artikel genannt werden, werden eher nicht so viel Glück haben?!

    • Es ist nicht dasselbe. Gegen Pegasus etc. haben wir uns hier schon die Finger wund geschrieben. Ich erinnere mich an keinen Beitrag mit dem Inhalt: Aber die Russen.

      Es ist nicht dasselbe. Was die Vulkan-Files zeigen, ist die systematische und militärisch organiserte Vorgangsweise, um Demokratie, Rechtsstaat, Menschenrechte und Freiheit zu unterminieren. Es geht um die Organisation von Meinungsmanipulation. Zum Kriegszweck.

      Wenn die ersten BOTS in Whats-App-Whatsoever-Gruppen publik werden, wird das greifbarer, weil diese ins Private eindringen. Das macht betroffen dann. Dank dieser Files wird es möglich sein, diese BOTS dem militärischen Komplex zuzuordnen.

      Darum sind diese publiken Files so wichtig.

  3. “Spiegel” und Rechercheteam ….
    anonyme Quelle …
    westliche Nachrichtendienste haben bestätigt ….

    Und morgen kommt der Weihnachtsmann. Berichtet der Spiegel und sein Recherchetean, die sich auf anonyme Quellen berufen, die jedoch vom CIA bestätig wurden. Glaubt mir Leute, morgen kommt er, der Weihnachtsmann.

  4. Ach-immer diese Russen:
    Cyberattacken auf Biden und Obama: Spanien liefert Hacker an USA aus
    Brite ist in der Szene als “Plugwalk Joe” bekannt. (standard.at vom 27.03.2023)

  5. an plot_in – 13:31
    “Zwei interessante Details in Hinblick auf Social-Media-Beeinflussung: …”
    ich gebe Ihnen recht, das wurde schon paar Mal in zackzack in Posts erwähnt, aber dann gab s natürlich xxx, die das nicht kapiert haben und die dies dann zur Sau gemacht haben.
    abgesehen davon, wie leicht ist es für einen Hacker ein linkedin/facebook/instagram (….) Konto zu hacken und zu kopieren, wie leicht ist es eine doofe Sache für “gut” zu erklären (eben mit den von Ihnen erwähnten Möglichkeiten) und Anders-Denker als Vernaderer, Querulanten oder renitent darzustellen..
    Es gibt nur mehr wenige, die das aus Spaß machen, mittlerweile ist das auch eine Branche (nicht nur die Firma von Y Prigozhin Troll-Fabrik in St Petersburg).
    Dann gibt es noch jene, die das auch beauftragen für zB politische Zwecke ..
    Die Gefahr ist groß, gegen wen will man dagegen angehen, gegen Trolle (et al umfassende Tätigkeiten der Cybercrime), wenn der Auftraggeber ja geheim bleibt?

    • Es gibt eine EU-Initative, die das wissenschaftlich aufzuarbeiten versucht, um dem proaktiv begegnen zu können. Aber das dient m.E. eher dazu, dass da mehr Forschungsprogramme ins Laufen kommen um so mehr junge Leute für dieses Thema zu sensibilisieren. Viel mehr erwarte ich mir davon nicht. Das erste Paper hab ich gelesen. Ist interessant, aber enthält nicht wirklich Neues. Mit den Jahren wird allerdings eine Menge Evidenz herauskommen.

      Zum Vorgehen: Wissenschaftlich, politisch, technologisch, rechtlich, kommunikativ. Das sind vollkommen unterschiedliche Bereiche. Man muss sich auf etwas feslegen. Niemand wird alles schaffen. Technologische Abwehr gelingt ganz gut, wie es aussieht, es passiert nicht viel und wenn dann kann dies recht kurzfristig behoben werden. Technologisch ist die Nachverfolgbarkeit allerdings schwierig. Darum wird der wissenschaftliche Ansatz zur Abwehr in mittlerer Zukunft (5 Jahre) wichtig sein, weil über andere Wege Zusammenhänge und somit Verantwortliche kenntlich gemacht werden können. Diese beiden Bereiche werden Indizien und Beweise liefern, die dereinst die rechtliche Verfolgung ermöglichen werden. Bis dahin gibt es keine rechtliche Abwehr. Vaterlandsverrat muss eben auch bewiesen werden.

      Hat es Sinn Gegentrollarmeen aufzustellen? Ich meine Nein. Diese müssten erstens überall auf der Welt aktiv sein (wie die rus Trollarmeen), um Wirkung zu entfalten, also gegenoffensiv werden. Sie müssten auch defensiv eingesetzt werden, erzeugen somit eine Gegenwelt. Am Ende käme ein Nullsummenspiel heraus, bei dem der status quo eingefroren wird. Sprich: der grundlegende Vertrauensverlust in verfügbare Information wird von allen Seiten festgeschrieben, weil die Flutung ja noch verstärkt wird.

      Man kann zum Beispiel sehen, dass die inhaltliche Schnittmenge von AfD oder FPÖ mit dem Kreml zu 90% gegeben ist. Da kann man einfach die Inhalte aus Reden hernehmen und mit den Aussagen von anderen Politiker:innen oder Parteiaussendungen vergleichen. Das ergibt dann schon eine Aussage. Sollte dies einstens zu rechtlichen Konsequenzen führen, wovon ich überzeugt bin, werden sie sich darauf ausreden, dass sie nur gesehen haben, dass da etwas in Bewegung ist, und sie sich auf diese Themen draufgesetzt haben, also Trittbrettfahrer der Trollarmeen gespielt haben. Aber, und das muss man festhalten, je höher die Schnittmenge, desto unglaubwürdiger ist das unschuldige Mitläufertum. Dass einem politisch Aktiven nicht auffällt, wessen politische Botschaften er verbreitet, ist tatsachenleugnend.

      • Kennen Sie die Twitter-Files? Dort wird genau beschrieben, wie der Deep State einen Zugang zu den Plattformen erhielt, um Beiträge zu zensieren. Mark Zuckerberg hat zugegeben, dass der FBI Facebook vor sogenannter Russian Propaganda gewarnt hat, während in Wahrheit damit die Hunter Biden Laptop-Story unterdrückt wurde. Google nimmt mit den Suchvorschlägen Einfluss auf die Meinungsbildung und YouTube und andere Kanäle schließen Accounts oder stellen Accounts, die nicht dem Narrativ folgen, in den Schatten und werden nicht mehr vom Algorithmus erfasst. Die Mainstream Medien waren verdächtig leise ob dieser kriminellen Vorgangsweise.

        Es mag russische Trolle geben, aber die Einflussnahme wie beschrieben ist nicht russisch sondern US-basiert.

        • Ja, ich kenne die. Das ist nicht vergleichbar.

          Defensive Maßnahmen (Twitter damals) stehen offensiven Maßnahmen (Vulkan) gegenüber. Hingegen ist die Cambridge Analytica Geschichte auch eine offensive Maßnahme (und viele andere in unseren Demokratien). Das ist der erste Unterschied. Aber man sieht an der Trump-Wahl schon, was offensive Kommunikationskriegsführung anrichten kann.

          Der zweite Unterschied ist, dass es eine Militärstrategie ist. Eine Kriegsstrategie, die Demokratien auszuhöhlen, die Menschen gegeneinander aufzuhetzen, sie systematisch zu manipulieren. Es geht bei Vulkan um eine Kriegsstrategie gegen uns. Wir sollen vernichtet werden, weil wir Demokratien sind und in Demokratien leben wollen. Im Krieg soll der Gegner vernichtet werden. Peskow hat vor vier Tagen klar gesagt, dass RU den hybriden Krieg (Vulkan) gegen die EU auch nach einem Ende des militärischen Kriegs in der UA “auf Jahre” weiterführen wird. Ziel ist die Unterwanderung und Zerstörung der Demokratien mittels Manipulationen einfacher Leute.

          Der dritte Unterschied ist, dass unsere Nachrichtendienste keine Kriegsstrategie verfolgen, weil wir uns nicht im Krieg zu befinden meinen. Der Unterschied wird mit den Vulkan-Files deutlich.

          Die Trolle sind BOTS. Man stelle sich vor, in Ihrer Telegram-Gruppe (in einer oder in jeder sogar) befindet sich ein BOT, dem Sie vertrauen, der aber nur dazu da ist, Sie und die anderen Gruppenmtglieder zu manipulieren, ihre Wut zu erhöhen, Ihre grundsätzliche Feindseligkeit anzustacheln etc. Und das kann der BOT dann ziemlich gut, weil es sich um “private” Gruppen handelt, hautnah persönliche Sachen bekannt sind. Dann sind Sie ein leichtes Manipulationsopfer.

  6. Nun ist es offiziell, dass wir als “Feinde Russlands” eingestuft sind. https://orf.at/#/stories/3310965/

    Dass dies so kurz nach Veröffentlichung der Leaks passiert, halte ich nicht für zufällig. Es ist die Antwort, die auch als Ablenkung dienen soll. Peskow sagte vor 2 Tagen, dass der hybride Krieg noch Jahre nach dem miltärischen Krieg in der UA weitergeführt werde.

    Wie der hybride Krieg geführt wird, kann niemand mehr leugnen. Vulkan ist ja nur eine von ca. 100 Firmen, die in diesem hybriden Krieg für RU tätig sind.

      • RU hat angekündigt, den Krieg weiterzuführen, auch wenn es einen militärischen Friedensvertrag mit der UA gibt. Das müssen wir ernst nehmen.

        Es sind nicht nur die Truppen allein. Die Truppen sind nach rus Militärstrategie der Schlusspunkt ihrer Kriegsführung. Bevor die zum Einsatz kommen, ist also schon viel passiert, und das so umfassend, dass angenommen wird, jetzt Truppen schicken zu können. Wenn also der hybride Krieg weitergeführt werden soll – gegen uns – dann aus dem Grund, dass wir mürbe gemacht werden sollen (zum Beispiel durch politsche und mediale Unterwanderung).

  7. Es ist schlimmer, als wir alle denken.

    https://www.derstandard.at/story/2000145000740/wie-russland-seine-trollarmeen-bastelt-und-dirigieren-will

    Sie sind hier, sie sind überall. Man macht sich da auf Twitter oder Facebook nur ein unscharfes Bild der Gesamtlage. Die Zeitungsforen sind voll von Bots. Sie versuchen die Diskussion zu framen, über alle drüberzufahren. Auch hier im zackzack-Forum, aber auch in allen anderen Foren von Zeitungen etc.

    Man muss sich auch genau anschauen, wie die kommunikativen Bedingungen zwischen den rus Bots und den Parteibots ablaufen, wie sie interagieren. Die Unterwanderung der Demokratien durch Zersetzung der demokratischen Diskussion ist bereits weit fortgeschritten.

    Das konzertierte Auftreten, die Meinungsübereinstimmungen sind ein klares Zeichen. Denn es ist einfach unmöglich, dass 2 Menschen in ALLEM miteinander übereinstimmen. Wenn das der Fall ist, sind sie Bots.

  8. Man stellt sich die Szenarium vor, es gabt in die ’90 Hardware Malware die Spannung im Schaltkreise erhöhte und zu Brand führte … Bei den heutige tempo, und dass alles am Stromnetz hängt, brauch deine “putzroboter” keine internet, alexa & co.

    Heute gibts QuantenComputer für die eine 512 bit Verschlüsselung kein widerstand leisten.

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